Tiefseeperle
her?“
„Zwei Wochen, und ich habe nix gehört.“
„Dass wir Frauen immer den bösen Kerlen hinterher trauern.“ Sie lachte.
„Ich trauere nicht, aber es war halt schon aufregend“, versuchte sich eine leicht errötete Victoria zu rechtfertigen; denn sie musste sich eingestehen, wenn sie ganz ehrlich in sich hineinhörte: Sie würde sich wieder mit ihm treffen.
Catharina runzelte ein wenig die Stirn. „Wie kommt es, dass du nun diese Blockade in Zusammenhang mit diesem devoten Spiel quasi überwunden hast?“. Sie wusste um die damaligen Ereignisse.
„Ich kann es mir auch nicht erklären“, seufzte Vic. „Es ist sehr seltsam, und nachts träume ich vermehrt von Sina, und das ist schrecklich.“ Sie machte eine kurze Pause: „ … aber wie der Graf dies zelebriert, das ist unfassbar – so habe ich es auch noch nie erlebt!“
„Naja ich sehe das schon ein wenig differenzierter“, begann Catharina.
„Wie?“, fragte Vic etwas erstaunt.
„Naja ich denke, es ist keine gute Ausgangsbasis, um mit Maximilian eine solide Beziehung aufzubauen.“
„Ja, du hast schon recht“, antwortete Vic etwas zerknirscht. „Aber ich will auf das gerade nicht verzichten!“
Catharina seufzte. „Du wirst dich entscheiden müssen – so was lässt sich auf die Dauer auch nicht geheim halten – dafür ist es zu offensichtlich!“ Sie meinte augenscheinlich die Striemen.
„Ich weiß ja, dass du recht hast“, Vic nahm einen tiefen Schluck Wein. „Zumindest einmal noch, zum Abschied vielleicht“, murmelte sie und fühlte sich unwohl.
„Es ist einfach etwas, was schon immer in mir geschlummert hat und was ich unterbunden habe … mir nicht zugestehen wollte“, fuhr sie fort.
„Aber Sex ist nicht alles“, erwiderte die Freundin.
„Natürlich nicht, aber ich kann es einfach nicht erklären, was mich dazu treibt – es macht mir auch Angst!“
„Du musst wissen was dir mehr bedeutet …“, Catharina war fest entschlossen, Victoria die Spielchen mit diesem Phantom auszureden.
„Eine Chance auf eine Beziehung oder bizarre Abenteuer!?“
Victoria schwieg und sagte dann, wohlwissend, dass ihre Freundin diese Meinung nicht teilen würde: „Weißt du, der Sex mit Maximilian ist total schön, aber …“, sie druckste ein wenig herum. „Ich fürchte, dass ich vielleicht etwas vermissen könnte, was ich gerade dabei bin, auf so aufregende Weise wieder zu entdecken“, sie machte eine kurze Pause und dachte an früher. „… und, dass, wenn ich den Grafen aufgebe, vielleicht unzufrieden werden könnte“, schloss sie den Satz ab. Man konnte spüren, wie sie das alles innerlich aufwühlte und zerriss. „Er fasziniert mich eben.“
„Na ich hoffe, du sprichst von mir!“, die fröhlich ungezwungene Stimme von Maximilian bohrte sich in ihren Rücken. Ein riesiger Schreck jagte durch ihren Körper und machte ihn zu einer gefühlten weichen Masse.
Wie lange stand er schon in Hörweite?
Da sie den Eingang nicht einsehen konnten, war ihnen nicht aufgefallen, dass er das Lokal betreten hatte.
„Oh DU?“, fragte Victoria völlig verdattert.
„Hatten wir uns nicht verabredet?“
Er musste wohl bemerkt haben, dass sich Victoria erschrocken hatte, doch er ignorierte es. Sie schaute auf die Uhr. „Schon so spät? Ähm, klar. Klar faszinierst du mich“, säuselte sie und hatte das Gefühl, das Wort ‚LÜGE‘ habe sich innerhalb von Sekunden auf ihrer Stirn eingebrannt.
„Stör‘ ich?“, fragte er und hauchte seiner Lügenbaronin einen Kuss auf die Wange.
„Nein, nein setz dich, unsere Frauengespräche hatten wir eh beendet.“
Catharina versuchte, die peinlich aufkommende Stimmung zu kompensieren.
„Na dann“, sagte er und hockte sich dazu. Die beiden Frauen schauten sich kurz an. Hatte er etwas von dem Gespräch mitbekommen? Es war nichts an seiner Reaktion festzustellen. Höflich, wie er eben nun einmal war …
Die Frage, ob und was Maximilian von dem Gespräch mitbekommen hatte, trieb Victoria um. Es fühlte sich nicht gut an, und in diesen Momenten wurde ihr bewusst, dass sie mehr für ihn empfand, als sie sich hatte eingestehen wollen. Sex schien in der Tat doch nicht alles zu sein … Die Angst, dass er sie aufgrund ihrer Seitensprünge verlassen könnte, ängstigte sie. Sollte sie mit ihm darüber sprechen?
Doch es war ja schon schwierig genug, dass sie einen Job in dieser Richtung ausübte – nun sollte sie ihm auch noch erzählen, dass sie privat solche Neigungen in sich trug?
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