Tiefseeperle
alltägliches Leben als Domina. Victoria hatte den Trend erkannt und vermarktete sich, neben ihren realen Spielen, als perfekte Online-Domina, und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien und den USA. Sie drehte Filme und stellte diese dann in die einschlägigen Clipstores ein.
Diese Filme zeigten Sessions, Spiele, so wie man sie auch real erleben konnte. Dort konnten diese dann kostenpflichtig heruntergeladen werden. Ein lukratives, aber arbeitsintensives Geschäft, dem sie nun schon seit einigen Jahren mit Unterstützung eines guten Teams nachging.
Sie sagte von sich, dass sie einfach das Glück hatte, so auszusehen, wie ein Mann sich eine Domina vorstellte: groß, schlank, schwarze Haare, üppige Oberweite, perfekt gestylt, teuer und edel … so verkaufte sie nun auch noch virtuelle Träume von der bizarren Lust.
Natürlich lebten viele Männer ihre speziellen sexuellen Vorlieben real aus, doch für viele ihrer Filmabonnenten blieb es eine Vision. Da reichten schon Bilder und Clips von Demütigung, Schmerz, Fixierungen, um den erhofften Kick zu erhalten. Denn vom Kopfkino bis zur realen Session lagen noch einmal Welten. Obwohl sie sich als Unternehmerin sah, die perfekt eine bestimmte Dienstleistung vermarktete und ganz ‚normal‘ Steuern zahlte, hielt sie sich mit Informationen zu ihrer Person zurück. Auch wenn die Gesellschaft heute entspannter reagierte als früher – ein fahler Beigeschmack konnte, je nachdem, wo sie sich outen würde, doch entstehen. Also ging sie den Weg des geringsten Widerstands und offenbarte nur wenigen die wahren Hintergründe ihres Schaffens.
Unternehmensberaterin kam immer gut, sagte nichts und doch wieder alles. Auch während ihrer Freizeitaktivitäten, die Victoria Meyerhof, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, hielt sie sich eher bedeckt. Dass bei einem Small Talk im Fitnessstudio, auf den Partys oder in den Clubs dies jemand genauer hinterfragte, war selten.
Über die Jahre war es Victoria gelungen, sich in der Szene einen Namen zu machen. Sie galt jedoch als arrogant, absolut unnahbar und kompromisslos. Doch dieses Image war gewollt. Sie suchte sich die Gäste, denen sie eine reale Session gewährte, aus und lehnte die meisten Anfragen ab, da sie das Filmgeschäft diesbezüglich unabhängig werden ließ. So entstand das Privileg, auf feste Öffnungszeiten ihrer Fetischlounge zu verzichten. Eine Unabhängigkeit, die sie genoss und die ihr die Möglichkeit gab, ihren Alltag frei und allein zu bestimmen. Allein, auch seit Jahren gab es keinen Partner an ihrer Seite. So etwas fand in ihrem Leben keinen Raum. Ihr Liebesleben war eher geprägt von lockeren Beziehungen und Affären, die alle eher bedeutungslos verliefen. Nichts, was ihr Herz berührt oder gar hätte brechen können. Sicherlich hing dies auch mit einem bestimmten Ereignis von vor über 15 Jahren zusammen …
Victoria begann einen Satz zu schreiben, um ihn dann sofort wieder zu löschen. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu dieser unfassbaren Zusammenkunft, dem erotischen Überfall, wie sie es nannte; immer wieder rauschte diese empfundene Lust durch jeden Zentimeter ihres Körpers. Wieder und wieder durchlebte sie diese Momente.
Was hatte er mit ‚fürs erste Mal war es schon ganz gut‘ gemeint? Die Worte der Lackfrau, dass er nicht mehr spielen würde? … ein wahrer Meister?
Unbewusst schüttelte sie den Kopf. Was wollte sie mit einem Dom, einem Mann, der als Top seine Lust auslebte? Nein, das ging überhaupt nicht – das durfte nicht sein. Doch die Gedanken kreisten weiter. Was bezweckte er damit?
Wahrscheinlich nichts, er war ein Spieler, liebte es, sich im Rahmen seiner Partys die Frauen zu nehmen, es gehörte dazu, sie hatte es zugelassen. Aber er hatte sich doch nicht befriedigt. Er hätte sie nehmen können, auch da hätte sie ihn nicht gestoppt. Hatte sogar gehofft, das, was sie da durch seine Hose fühlen konnte, in sich spüren zu dürfen …
… so hockte sie vor ihrem Laptop, hatte unter ihrer dunklen Sonnenbrille die Augen geschlossen, durchlebte erneut jede seiner Berührungen und konnte es nicht verhindern, dass alles in ihr kribbelte. Sie hatte das Gefühl, als spüre sie seine Zunge auf ihrer Haut, seinen Atem, das Kratzen der Maske. Fatalerweise spürte sie auch, wie sich ihre Brustwarzen etwas aufstellten und an den Stoff stießen. Sie schlug die Beine übereinander, hatte Angst, dass sich ein Tropfen ihrer
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