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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Oberhammer Haltung an. Das war das Wort, das nach ferner Heimat roch. Seine Augen leuchteten auf und schienen Staatsministerium am Horizont zu erblicken.
    »Gut. Dann geh ich jetzt besser«, fasste er sich wieder.
    »Ich muss in die Direktion. Sie verstehen?«
    »Si, naturalmente«, beruhigte ihn Pelligrini.
    »Und Sie, meine Herren«, mahnte Oberhammer Heinlein und Kilian, »Sie halten mich auf dem Laufenden. Ich will Ergebnisse sehen. Also, ans Werk und … avanti.«
    Er war stolz, als ihm das Wort avanti über die Lippen kam. Er ging die Stufen hinunter und verschwand durch die Eingangshalle.
    Ein Beamter lehnte sich von der Balustrade hinüber auf die freischwebende Leiter. Er konnte sie nicht fassen und benutzte einen Stock, der auf das Aluminium schlug.
    »Che cosa fai, imbecille?«, rief Pelligrini erzürnt die Treppe empor.
    Pelligrini lief quer durch den bereits mit Nummerntafeln gekennzeichneten Tatort die Treppe hinauf.
    »Nein, nicht. Gehen Sie da weg«, rief Schneider ihr nach. Doch zu spät. Pelligrini stapfte quer durch die bereits vertrocknete Blutspur, die sich über mehrere Stufen nach unten
    erstreckte. Kilian ging auf sie zu, nahm sie bei der Hand und führte sie um den Bauschutthaufen herum.
    »Scusi, Signora, aber Sie zerstören alle unsere Spuren«, sagte er, um Freundlichkeit bemüht.
    »Das wollte ich natürlich nicht«, entschuldigte sie sich bemüht.
    Sie blickte zornig nach oben, wo der Beamte die Leiter an sich heranziehen konnte und Anstalten machte, sie zu besteigen.
    »Commissario«, bat sie Kilian auf dem Weg zur Balustrade, »nur eine kleine Bitte. Würden Sie Ihren Carabiniere anweisen, dass er sich von der Leiter fern hält. Es ist sehr wackelig und…«
    Sie unterbrach und suchte nach dem richtigen Wort, »nur für eine leichte Frau gemacht. So sagt man doch?«
    Kilian unterdrückte ein Schmunzeln und nickte.
    »Naturalmente, dottoressa Pelligrini.«
    Er wies den Kollegen an, sich vom Gerüst fern zu halten.
    »Tante grazie«, sagte sie erleichtert und nahm seine Hand dankbar in die ihre.
    Sie lächelte ihn an und schaute ihm dabei tief in die Augen. Kilian erwiderte den Blick, der ihn für einen Moment gefangen hielt. Ihr Gesicht war ebenmäßig, wies einen sanften Teint auf. Sie war nur sehr dezent geschminkt. Ein zurückhaltendes Rouge unterstützte ihre hohen Wangenknochen, der Lidschatten war mit einem etwas dunkleren Braun gezeichnet, das exakt auf ihre Augenfarbe abgestimmt war. Eingefasst war ihr Gesicht in dunkelbraune, fast schwarze Haare, die elegant auf ihren Schultern ruhten.
    Pelligrini musste eine Meisterin im Umgang mit Farben und Formen sein, dachte Kilian. Nur selten traf er vergleichbare Frauen, die es mit den Farben nicht übertrieben und sie so einsetzten, dass sie unmerklich das Wesentliche unterstützten. In Giovanna Pelligrini schaute er ein italienisches Meisterwerk an.
    »Ist noch was, commissario?«, holte Pelligrini ihn in das Jetzt zurück.
    »Nein«, räusperte er sich und ließ ihre Hand los. »Wir werden so schnell wie möglich arbeiten, damit Sie bald mit Ihrer Arbeit weitermachen können.«
    »Das wäre wunderbar. Sie helfen mir damit sehr.«
    »Was machen Sie hier eigentlich?«, fragte Kilian, als er sich auf dem Weg zu seinen Kollegen nochmals umdrehte.
    »Restaurierungs- und Aufzeichnungsarbeiten«, erwiderte sie.
    »Am Freitag muss alles fertig sein, wenn das Mozartfest eröffnet wird.«
    »Mozartfest? Ja klar. Das Mozartfest. Und welche Aufgabe haben Sie dabei?«
    »Beim Mozartfest?«
    »Nein, bei den Restaurierungsarbeiten.«
    »Ich leite sie, commissario.«
    »Ah, si«, gab er zu. »Nun gut, dann gehen wir’s jetzt an.«
    Er drehte sich ab und ging auf Heinlein zu. Pelligrini beobachtete ihn, wie er die Treppen hinabstieg. Sie konnte nicht umhin, sich über seine Kleidung zu amüsieren. Allerdings schien ihr an Kilian auch etwas zu gefallen.
    »Kollege Heinlein, sind wir so weit?«
    »Kleinen Moment noch«, gab Heinlein zurück. Er musterte das Treppenende, hinter dem Pelligrini soeben verschwand.
    »Er muss von da oben gefallen sein. Aber wieso? Und was machte er da oben? Zu dieser Zeit?«
    »Zu welcher?«, fragte Kilian nach.
    »Der Todeszeitpunkt muss in den späten Nachtstunden gewesen sein«, sagte Karl. »Genaueres nach der Obduktion.«
    Kilian ging vorsichtig um Heinlein herum und schaute nach oben. Dann wieder zur Leiche, als wollte er die Flugbahn mit den Augen nachzeichnen. Er wandte sich an die Kollegen vom Erkennungsdienst,

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