Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
was, Doc?«
Karl war überrascht und suchte Rat bei Oberhammer.
»Sind Sie taub, Mann?«, schrie Oberhammer und ging auf Kilian zu. Pelligrini folgte ihm. Kilian reagierte nicht.
»Todeszeit? Todesursache?«, fragte Kilian ruhig und gelassen.
»Mindestens vor zehn Stunden, würd ich sagen«, antwortete Karl schließlich. »Die genaue Todesursache habe ich noch nicht. Aber so wie’s ausschaut …«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Sie hinter der Absperrung bleiben sollen«, maulte Oberhammer den vor ihm knienden Kilian an.
Kilian kam langsam hoch, setzte den Stetson auf, schaute an Oberhammer vorbei und begrüßte Pelligrini mit einem freundlichen »Ma’am«. Sie lächelte ob der Aufmerksamkeit zurück. Dann wandte er sich Oberhammer zu, der bereits vor Wut rot anzulaufen drohte. Bevor Kilian ansetzen konnte, kam Heinlein dazwischen.
»Schneller ging’s nicht, Herr Polizeidirektor. Ich hab den neuen Kollegen auch dabei«, sagte er und zeigte mit einer Kopfbewegung auf Kilian.
Oberhammer sah Heinlein an, dann Kilian und wieder Heinlein. Er wollte seinen Augen nicht trauen, und im Nu schwoll ihm der Hals.
»Heinlein! Kruzitürken, wie laufen Sie denn rum? Hat Ihre Frau Sie endlich rausgeschmissen, oder ist das die neue Mode im K1?!«
»Keines von beiden, Herr Oberhammer. Ein Unfall«, erwiderte Heinlein ruhig.
Oberhammer rang nach Worten. Doch als er Kilian ansah, war Heinlein kein Thema mehr.
»Und was … und wer ist das? Das kann doch auf gar keinen Fall mein neuer Mann aus München sein!«
Pelligrini verkniff sich ein Lachen und musterte Kilian, wie es auch Oberhammer tat.
»Kriminalhauptkommissar Johannes Kilian«, stellte der sich vor und reichte Oberhammer die Hand.
Oberhammer war so verwirrt, dass er sie ergriff und schüttelte. »Aber … ich hab doch einen Spezialisten …«
»Kleine Änderung im Plan. Hat Ihnen Schröder nicht Bescheid gegeben?«, fragte Kilian.
»Schröder? Ja, Schröder. Er hat gesagt, dass er mir einen seiner besten Männer schickt, und jetzt steht hier ein Cowboy
… ein Sheriff oder was sind Sie eigentlich?«
»Tarnung, Herr Polizeidirektor. Komme gerade aus einem Einsatz mit den amerikanischen Kollegen gegen internationale Waffenschmuggler. Spanier, Franzosen und Italiener waren auch mit dabei. Die besten Leute von Euro- und Interpol. Geheime Spezialeinheit. Sie verstehen?«
Bei Europol und Interpol verstand Oberhammer sofort. Spezialeinheiten? Wichtig, geheim, spezial eben. Dann war für Oberhammer alles klar. Zumindest tat er so. Er nickte auffällig oft.
»Tarnung. Klar, verstehe. Sehen Sie, Heinlein, so sehen die Ermittler heute aus. Alles Undercover.«
»Ja, aber …«, sagte Heinlein und zeigte auf seine aufgerissene Hose.
Doch Oberhammer wandte sich dem Profi zu, den er aus München angefordert und auch bekommen hatte.
»Dann sind wir jetzt komplett«, sagte Oberhammer stolz und wandte sich Pelligrini zu.
»Frau Dr. Pelligrini, darf ich Ihnen vorstellen? Kriminalhauptkommissar Kilian. Mein bester Mann. Kommt gerade von einem Einsatz gegen internationale Gangstergruppen aus Genua.«
Pelligrini reichte Kilian die Hand. Er nahm sie, spürte die zarte Haut an einer feingliedrigen Hand. Ihre dunklen Augen schienen erregt, als er den sanften Druck ihrer Hand erwiderte. Es kam einem unausgesprochenen Einverständnis nahe, dem er sich entziehen musste. Er ließ los.
»Genova? Wirklich? Das ist meine Heimatstadt, commissario. Wie hat es Ihnen gefallen?«, fragte sie voller Freude.
»Mi piace moltissimo. Genova è una città stupenda«,
antwortete Kilian.
»Sie sprechen gut. Ganz ohne Akzent«, lobte sie ihn.
Kilian nahm lächelnd das Kompliment entgegen. »Grazie. Un complimento fatto da una donna meravigliosa vale ancora di più«, entgegnete er mit einem verschmitzten Grinsen.
Pelligrini erwiderte es. Ein zweites Mal schienen sie einen Pakt geschlossen zu haben.
Oberhammer wurde es zu viel. »Basta, äh, genug. Sie kennen sich ja jetzt«, sagte er und schob Kilian zur Leiche hinüber.
»Nun, Frau Pelligrini, Sie haben den besten Mann. Er wird die Sache in die Hand nehmen, und Sie können mit den Arbeiten bald wieder beginnen. Sagen Sie bitte Ihrem Chef bei der Schlösserverwaltung in München, dass es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt und Sie rechtzeitig mit den Arbeiten bis Freitag fertig sein werden.«
»Va bene, questore. Ich bin sicher, dass er es gleich ans Staatsministerium weitergeben wird«, sagte sie.
Bei Staatsministerium nahm
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