Tierarzt
Verdauungsschläfchen zu halten. Aber es war offensichtlich nur eine Geste der Resignation wegen der vereitelten Mittagsruhe, denn gleich darauf reckte er sich und stand auf.
»Wollen Sie mitkommen, Jim?« fragte er mit seiner sanften Stimme.
Nach kurzem Zögern beschloß ich, Siegfried schnöde im Stich zu lassen, nickte eifrig und folgte Ewan in die Küche.
Er setzte sich, zog ein Paar dicke, wollene Socken über, die Ginny am Herd gewärmt hatte, dann zog er seine Stulpenstiefel, einen kurzen Mantel und gelbe Handschuhe an und setzte sich zum Schluß noch eine karierte Mütze auf den Kopf. Als er vor mir durch den tiefen Schnee stapfte, sah er außerordentlich forsch und jugendlich aus.
Mir fiel auf, daß er nicht in seine Medikamentenkammer gegangen war, und ich fragte mich, was für Instrumente er wohl benutzen werde; doch gleich darauf fielen mir Siegfrieds Worte ein: »Ewan hat seine eigene Methode, die Dinge anzupacken.«
Als wir aus dem Wagen stiegen, kam uns Mr. Thwaite über den Hof entgegen. Er war verständlicherweise leicht aufgeregt, aber dieses nervöse Händereiben, dieses verlegene Kichern, mit dem er zusah, wie mein Kollege den Kofferraum öffnete, paßte nicht recht.
»Mr. Ross«, platzte er schließlich heraus, »ich muß Ihnen was sagen.« Er schwieg einen Augenblick. »Duke Skelton ist drin bei meiner Kuh.«
Ewan verzog keine Miene. »Gut. Dann brauchen Sie mich ja nicht.« Er schloß den Kofferraum, öffnete die Wagentür und stieg wieder ein.
»Nein, nein, ich hab doch nicht gemeint, daß Sie wieder gehen sollen!« Mr. Thwaite lief um den Wagen herum und klopfte ans Fenster. »Duke war nur zufällig im Dorf und bot mir seine Hilfe an.«
»In Ordnung«, sagte Ewan, während er das Fenster herunterdrehte. »Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Er wird seine Sache bestimmt gut machen.«
Der Bauer machte ein verzweifeltes Gesicht. »Aber Sie verstehen nicht. Er ist jetzt schon beinahe anderthalb Stunden bei der Kuh und noch kein bißchen weitergekommen. Ich möchte, daß Sie die Sache übernehmen, Mr. Ross.«
»Nein, bedaure.« Ewan sah ihn ruhig an. »Ich kann mich da unmöglich einmischen. Sie wissen, daß das nicht geht, Tommy. Er hat mit der Arbeit angefangen – ich muß sie ihn zu Ende führen lassen.« Er ließ den Motor an.
»Nein, nein, das können Sie nicht!« rief Mr. Thwaite und hämmerte mit der Faust aufs Wagendach. »Duke ist am Ende, sag ich Ihnen. Wenn Sie jetzt wegfahren, verlier ich eine meiner besten Kühe. Sie müssen mir helfen, Mr. Ross!« Er schien den Tränen nahe.
Mein Kollege sah ihn nachdenklich an, während der Motor surrte. Dann beugte er sich vor und stellte ihn ab. »Gut, ich machen Ihnen einen Vorschlag – ich gehe rein und warte ab, was er sagt. Wenn er will, daß ich ihm helfe, werde ich es tun.«
Ich folgte ihm in den Stall, und als wir in der Tür stehenblieben, blickte Duke Skelton von seiner Arbeit auf. Eine Hand auf das Hinterteil der Kuh gestützt, stand er mit gesenktem Kopf und offenem Mund schwer atmend da. Sein Oberkörper war blutverschmiert, der riesige Uterus baumelte vor dem Scheideneingang. Er sah aus wie ein Wesen aus dem Urwald, als er uns unter den zottigen Brauen hervor anstarrte.
»Nun, Mr. Skelton«, fragte Ewan in beiläufigem Ton, »wie kommen Sie voran?«
Duke warf ihm einen zornigen Blick zu. »Ich komm sehr gut zurecht.« Mit dröhnender Stimme kamen die Worte aus seiner Brust.
Mr. Thwaite trat auf ihn zu und bat in schmeichlerischem Ton: »Seien Sie vernünftig, Duke, Sie haben Ihr möglichstes getan, aber ich glaube, nun sollten Sie sich von Mr. Ross helfen lassen.«
»Nein, das tu ich nicht.« Duke schob energisch das Kinn vor. »Von IHM schon gar nicht.« Er bückte sich, schob die Arme unter den Uterus und machte sich abermals entschlossen an die Arbeit.
Mr. Thwaite wandte sich uns mit einem Ausdruck der Verzweiflung zu und wollte wieder zu lamentieren beginnen, aber Ewan brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen, zog sich einen Melkschemel herbei und setzte sich. Gemächlich holte er seinen kleinen Tabaksbeutel hervor und drehte sich eine Zigarette; während er das Papier anfeuchtete, den Tabak zwischen den Fingern rollte und dann die Zigarette anzündete, blickte er mit ausdruckslosen Augen auf die schwitzende, schwer arbeitende Gestalt vor ihm.
Duke hatte die Gebärmutter etwa zur Hälfte reponiert. Keuchend, mit gespreizten Beinen hatte er die geschwollene Masse Zoll für Zoll in die Vulva geschoben,
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