Tiere essen
Kentucky Fried Chicken, heute für gar nichts mehr. KFC kann mit Recht beanspruchen, das Leiden in der Welt mehr gesteigert zu haben als jedes andere Unternehmen in der Geschichte der Menschheit. KFC kauft Jahr für Jahr fast eine Milliarde Hühner – würde man die alle dicht an dicht packen, würden sie die gesamte Halbinsel Manhattan bedecken und noch aus den oberen Stockwerken der Bürohochhäuser quellen –, daher haben die Praktiken des Unternehmens weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche der Geflügelindustrie.
KFC behauptet, »Wert auf das Wohlergehen und die humane Behandlung der Hühner« zu legen. Kann man diesen Worten trauen? In einem Schlachthof in West Virginia, der KFC beliefert, wurden Arbeiter dabei beobachtet, wie sie lebenden Tieren die Köpfe abrissen, ihnen Tabaksaft in die Augen spuckten, die Gesichter mit Farbe besprühten, brutal auf ihnen herumtrampelten. Solche Vergehen wurden dutzendfach bezeugt. Und dieser Schlachthof war kein »faules Ei«, sondern ein »Lieferant des Jahres«. Man stelle sich vor, was sonst geschieht, wenn gerade keiner hinschaut.
Auf der Webseite des Unternehmens steht: »Unsere Lieferanten werden streng kontrolliert, um sicherzugehen, dass sie die Tiere, die sie uns liefern, human behandeln und betreuen. Unser Ziel ist es, nur mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die versprechen, unsere hohen Standards zu erfüllen und unser Engagement für das Tierwohl zu teilen.« Das stimmt zur Hälfte. KFC arbeitet in der Tat mit Lieferanten zusammen, die versprechen, für das Wohl der Tiere zu sorgen. Was KFC aber nicht sagt: Jegliche Praktiken dieser Lieferanten gelten automatisch als dem Tierwohl entsprechend ( siehe: CFE).
Eine ähnliche Halbwahrheit steckt in der Behauptung, KFC würde die Schlachthöfe seiner Zulieferer überprüfen. Was wiederum nicht gesagt wird: Es handelt sich um angekündigte Kon trollbesuche. KFC meldet die Inspektionen, die angeblich uner laubtes Verhalten aufdecken sollen, weit im Voraus an, sodass die Inspizierten reichlich Zeit haben, alles, was vertuscht wer den soll, zu verbergen. Und nicht nur das – die Standards, die bei diesen Kontrollen abgeprüft werden sollten, folgten nicht einer einzigen der Empfehlungen des KFC – eigenen Tierschutz rates – den inzwischen fünf Mitglieder frustriert verlassen ha ben. Eines von ihnen, Adele Douglass, berichtete dem Chicago Tribune, dass KFC »kein einziges Treffen mit uns hatte. Sie ha ben nie um irgendeinen Rat gefragt, und dann treten sie vor die Presse und behaupten, sie hätten einen Beraterstab für Tierschutz eingesetzt. Ich hatte das Gefühl, bloß als Feigenblatt zu dienen.« Ian Duncan, emeritierter Professor für Tierschutz an der University of Guelph, ebenfalls ehemaliges Mitglied des besagten Beraterstabs und einer der führenden Fachleute Nordamerikas für Vogelschutz, gab an, dass es »extrem zäh voranging, weshalb ich auch zurückgetreten bin. Immer wurde alles auf später verschoben. Sogar die Festlegung von Standards haben sie immer wieder vertagt … Ich habe den Verdacht, dass der Unternehmensleitung eigentlich nie etwas am Tierschutz lag.«
Und wie wurden die fünf zurückgetretenen Mitglieder des Beraterstabs ersetzt? Im Tierschutzrat von KFC sitzen nun ein Vizepräsident von Pilgrim’s Pride, dem Unternehmen, das den erwähnten »Lieferant des Jahres«-Schlachthof betreibt, wo Vögel so brutal misshandelt wurden; ein Aufsichtsratsmitglied von Tyson Foods, einem Konzern, der jährlich 2,2 Milliarden Hühner schlachtet und in dessen Betrieben ebenfalls Mitarbeiter lebende Tiere verstümmelten, wie zahlreiche Untersuchungen ergaben (in einem Fall urinierten die Mitarbeiter direkt auf die Schlachtbahn); und regelmäßig auch KFCs eigene »Vorstandsmitglieder und andere Angestellte«. KFC behauptet, die Berater würden Richtlinien für die Lieferanten erarbeiten, in Wirklichkeit aber sind die Lieferanten die Berater.
Wie der Name KFC bedeutet auch das Engagement des Unternehmens für den Tierschutz rein gar nichts.
Koscher?
Über die jüdischen Speisegesetze lernte ich in der Schule und zu Hause, dass sie als Kompromiss entstanden waren: Wenn wir Menschen schon unbedingt Tiere essen müssen, dann sollten wir es auf humane Weise tun, mit Respekt für die anderen Lebewesen auf der Welt und in Demut. Fügt den Tieren, die ihr esst, kein unnötiges Leid zu, weder im Leben noch beim Schlachten. Aufgrund dieser Denkweise war ich als Kind stolz, jüdisch zu sein, und ich bin
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