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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Krankheiten, sondern ersetzen zerstörte Immunsysteme. Farmer haben kein Interesse daran, gesunde Tiere großzuziehen.

5.
Unser Unterwassersadismus (Eine zentrale Nebenbemerkung)
    DIE BERICHTE ÜBER TIERQUÄLEREI und Umweltverschmutzung, die ich im Zusammenhang mit der Schweinemast wiedergegeben habe, stehen in den entscheidenden Aspekten stellvertretend für die gesamte Massentierhaltung. Industriell gehaltene Hühner, Puten oder Rinder haben zwar nicht unter genau den gleichen Problemen zu leiden, aber grundsätzlich leiden sie sehr ähnlich. Und ebenso leiden auch Fische, wie sich zeigt. Wir beurteilen Fische meist nach anderen Kategorien als Landtiere, aber »Aquakultur« – die intensive Aufzucht und Haltung von Meerestieren in Gefangenschaft – ist im Grunde Massentierhaltung unter Wasser.
    Viele der Meerestiere, die wir essen, darunter auch der weitaus größte Anteil an Lachs, stammen aus Aquakultur. Zunächst wurde die Aquakultur als Lösung der Überfischungsprobleme und Rettung für abnehmende Wildfischbestände verkauft; doch die Nachfrage nach Wildlachs hat im Gegensatz zu solchen Beteuerungen nicht abgenommen, sondern ist seit der Einführung von Lachsfarmen gestiegen, und damit auch die Fangmenge. Zwischen 1988 und 1997, in den Boomjahren der Aquakultur, stieg die Menge der alljährlich gefangenen Lachse weltweit um 27 Prozent.
    Die Tierschutzprobleme im Zusammenhang mit solchen Fischfarmen klingen sehr vertraut. Im Handbook of Salmon Farming [Handbuch für Lachsfarmen], einer Art Ratgeber für industrielle Lachszucht, werden sechs »entscheidende Stressfaktoren in aquakultureller Umgebung« ausgemacht: »Wasserqualität«, »Überfüllung«, »Handling«, »Beeinträchtigungen«, »Ernährung« und »Hierarchie«. Übersetzt sind also die Haupt-gründe für das Leiden der Lachse folgende: 1. so verdrecktes Wasser, dass die Tiere kaum noch atmen können; 2. so heftiges Gedränge in den Becken, dass die Tiere zu Kannibalismus getrieben werden; 3. eine so brutale Behandlung, dass sich noch einen Tag später körperliche Stresssignale messen lassen; 4. Beeinträchtigungen durch Mitarbeiter und Wildtiere; 5. Mangelernährung, die das Immunsystem schwächt; und 6. das Fehlen einer natürlich gewachsenen, stabilen Gruppenhierarchie, was wiederum zu Kannibalismus führt. Das sind typische Probleme. Das Handbuch nennt sie »wesentliche Merkmale der Aquakultur«.
    Ein großes Problem stellen für Lachse und andere in Gefangenschaft gezüchtete Fische die reichlich vorhandenen Lachsläuse dar, die in schmutzigem Wasser besonders gut gedeihen. Diese Kleinkrebse nagen an der Haut der Fische, sodass sich Geschwüre bilden, und manchmal fressen sie sich sogar bis zu den Gesichtsknochen durch – das Phänomen ist immerhin so verbreitet, dass es in der Lachsindustrie als »Todeskrone« bekannt ist. Eine einzige Lachsfarm bringt riesige Schwärme vonLachsläusen hervor, deren Konzentration 30 000-mal höher ist als in freier Wildbahn.
    Die Fische, die unter solchen Bedingungen überleben (eine Sterblichkeitsrate von zehn bis 30 Prozent wird von vielen in der Lachsindustrie als guter Schnitt angesehen), müssen sehr wahrscheinlich während des Schlachttransports sieben bis zehn Tage lang hungern, damit sie weniger Exkremente produzieren, und werden dann getötet, indem man ihnen die Kiemen aufschlitzt und sie in einen Wassertank wirft, wo sie verbluten. Meistens werden die Tiere bei vollem Bewusstsein geschlachtet und zucken im Todeskampf rasend vor Schmerz. Manchmal werden sie auch mit Stromstößen betäubt, doch die derzeit verwendeten Methoden sind unzuverlässig und führen womöglich dazu, dass die Tiere noch schlimmer leiden. Wie bei Hühnern und Puten gibt es auch für Fische kein Gesetz, das eine humane Schlachtung vorschreibt.
    Sind also im Meer gefangene Fische die humanere Alternative? Mit Sicherheit führen sie vor dem Fang ein besseres Leben als ihre Artgenossen in Gefangenschaft, da sie nicht in verdreckten, überfüllten Gefängnissen leben. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Doch betrachten wir einmal die häufigsten Fang-arten der in Amerika am häufigsten verzehrten Meerestiere, also Thunfisch, Garnele und Lachs. Drei Methoden herrschen vor: Langleinenfischerei, Schleppnetzfischerei und Ringwadenfischerei. Eine Langleine sieht ein wenig aus wie eine im Wasser hängende Telegrafenleitung, die an Bojen statt Masten befestigt ist. In regelmäßigen Abständen zweigen von dieser Hauptleine kürzere

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