Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Herausforderung Motorboot Früchte trug. Zu keinem Zeitpunkt und durch nichts war Fredy zu beeindrucken, begeistert saß er abwechselnd auf Tinas Schoß oder thronte auf der mit weißem Leder überzogenen Sitzbank, den Kopf hoch erhoben, die Nase im Wind. Das hätte auch meiner Nase gut getan, ich saß allerdings, regelrecht zusammengeklappt von einem Meter neunzig auf fünfzig Zentimeter, versteckt vor der Kamera ganz, ganz unten und fühlte mich wie ein blinder Passagier. Ein zweites Boot begleitete uns, neben uns her rasend, mal steuerbord, mal backbord oder sogar vor uns. Hierin fuhren die Kamera und Dodo, die Dame für die Maske, mit. Sobald das Kameraboot vor uns war, bekamen die Schauspieler und Fredy Wasser ab. Dann war sofort Dodos Einsatz gefragt, sie musste Karla, den Tierarzt und Chico immer wieder kameratauglich stylen. Um mich kümmerte sich kein Mensch, von der eher unbequemen Sardinenbüchsenlage war mir nicht richtig wohl, aber Fredy gab meine Anwesenheit Selbstbewusstsein und Halt – also hieß es für mich unsichtbar für die Kamera bleiben und durchhalten.
Fredy wurde übrigens auch von Dodo geschminkt, sie hat ihn für eine Szene mit Filmblut präpariert, und am liebsten hätte sie den kleinen Schatz entführt. An einem fantastischen Strand, Geheimtipps sind Sa Caleta oder Playa Benirras, gefunden von den Spürnasen der Marke Location Scout, sollte Karla den verletzten und verwahrlosten Welpen anfangs finden. Versteckt unter einem umgedrehten Fischerboot hört sie ihn leise winseln und muss ihn regelrecht ausbuddeln.
Filmblut hat die Farbe und die Konsistenz von echtem Blut, ist hautverträglich und leicht abwaschbar. Manchmal bleibt bei einem weißen Hund ein paar Tage ein rosafarbener Schimmer
im Fell. Je weicher das Fell, desto gefährdeter ist das Tier, für einige Zeit rosa zu werden. Da ein Drehbuch meist nicht chronologisch gedreht wird, kann es sein, dass der Hund zuerst verletzt wird, also mit Filmblut dramatisch geschminkt ist, und am nächsten Tag für eine andere Szene quietschfidel herumzuspringen hat. Da heißt es aufgepasst, denn ein rosafarbiges Fell ist nicht beliebt bei der Regie. Für Fredy mit seinem Schmutz abweisenden borstigen Fell kein Problem, er musste nicht als rosa Schweinchen herumlaufen, wir haben einfach zusammen gebadet und nach einem ausgiebigen Strandausflug stiegen wir beide sauber und adrett aus den Fluten. In diesen abgelegenen kleinen Buchten, mit wenig Touristen, war die Mittagspause immer das Highlight des Tages. Einheimische Mamas standen in kleinen Holzhütten und kochten wie Göttinnen. Unbeschreiblich gute, einfache Gerichte – ein kulinarisches Erlebnis !
Der Drehplan sah aber auch Strände mit Hotelhochhäusern, aufgeschüttetem Sand voll mit Liegen, Handtüchern und meist englischen Touristen vor. Hinter den Absperrungsbändern, die die Produktion gespannt hatte, wurden die schaulustigen Badegäste davon abgehalten, ins Bild zu laufen, um die Schauspieler um Autogramme zu bitten oder sie einfach nur ganz aus der Nähe zu bewundern. Sobald der Regisseur das Zauberwort »Bitte« rief, standen alle stramm, auch seine Schauspieler samt Hund hegten großen Respekt vor diesem Wort. Für eine Szene mit Tina Ruland und Fredy wurde eigens eine Strandbar aufgebaut, die offenbar so echt wirkte, dass ständig Feriengäste Drinks und Eis bestellen wollten und dadurch immer wieder in die Aufnahmen platzten. Sie konnten nicht glauben, dass es bei uns nichts zu trinken gab. Ein verzweifeltes, lautes »Bitte« der Regie hilft nicht immer.
Nach all dem Trubel habe ich viel Wert darauf gelegt, dass der kleine Welpe am Ende jedes Tages, entspannt zusammen
mit mir, ein Bad im Meer nahm und einen Strandspaziergang machte. Für Fredy waren diese Wochen auf Ibiza wohl der perfekte Einstieg in eine erfolgreiche Karriere als Filmhund. Er wuchs sehr schnell in seine Aufgabe hinein, und ich stellte mit Freude fest, dass sich meine Wahl als richtig bestätigte: Die Stabilität seines Wesens und die große Lust am Arbeiten waren ein gutes Fundament für die zukünftigen Aufgaben beim Film. Fredy alias Chico war mit seinen damals mittlerweile vierzehn Wochen der heimliche Star im Ferienhaus auf Happy Hippie Ibiza.
Tiertraining auf den Punkt gebracht
A uf den Punkt sollen sie da sein, all die Fußballspieler in den riesigen Stadien. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, so zu spielen, dass der Ball im Tor des Gegners landet, und das so oft wie möglich. Oder:
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