Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
verwehrt. Die angebundenen Tiere können sich noch nicht mal das Hinterteil schlecken, sich nicht säubern und pflegen. Ein Spielzeug würde auch für sie zumindest Abhilfe
schaffen, und der Schraubenzieher des Bauern könnte im Werkzeugkasten bleiben.
Wie sehr verändert sich die Welt für ein Tier, wenn da plötzlich jemand ist, der sich ausgiebig mit ihm beschäftigt, seine Talente erkundet und fördert und es mit viel Anerkennung und Lob verwöhnt! Win-win heißt für mich der Ansatz, der auch beim Tiertraining gilt: Es geht darum, den Ansprüchen des Tieres gerecht zu werden und zugleich selbst einen Nutzen davonzutragen. Und nun wird es praktisch: die Grundlagen der Arbeit mit Tieren.
Discohit und Leckerli – positive Bestärkung
Woran können Sie sich erinnern, wenn Sie an Ihre Kindheit denken? Es handelt sich entweder um etwas extrem Negatives oder im besseren Fall etwas sehr Positives. Beide Erfahrungsformen hinterlassen bleibende Erinnerungen, die noch Jahrzehnte später vielleicht von Gerüchen, Bildern oder einem damals gehörten Musikstück in uns wachgerufen werden. Besondere Momente wurden in irgendeiner Weise mit diesem anderen Reiz verknüpft, ein bestimmter Discohit wird dann immer wieder das Gefühl der ersten Verliebtheit anklingen lassen. Genau mit demselben Prinzip verknüpfe ich das in meinem Sinne positive Verhalten eines Tieres mit einer Belohnung oder verbalem Lob und Zuneigung. Bestärke ich so das gewünschte Verhalten, wird es positiv in Erinnerung bleiben und in einer ähnlichen Situation wieder ausgepackt. Unterlege ich diese positive Erfahrung mit einem Wort, Ton oder Handzeichen, hilft das dem Tier, sich an die gute Erfahrung zu erinnern und sie abzurufen. Das simpelste Beispiel: Wann immer »Sitz!« gesagt
wird, setzt sich der Hund hin, weil er das mit der positiven Erfahrung eines Lobes in Verbindung zu bringen gelernt hat. Leider wird nicht immer die positive, sondern oft genug auch die negative Bestärkung als Weg zum Ziel genutzt. Das ist bei Menschen nicht anders als bei Tieren. Die Angst vor Liebesentzug und Isolation, vor Gewalt und Aggression, vor Verrat und Denunzierung bestimmt dann das Verhalten, und das hat Konsequenzen. Die Angst führt zur negativen Motivation, eine Leistung zu erbringen. Kurzfristig gesehen scheint diese keinesfalls empfehlenswerte Methode Erfolg zu bringen. Langfristig gesehen kann man auf erzwungenem Verhalten allerdings nichts aufbauen. Es kann nie das Fundament für längerfristige und weit reichende Entwicklungen sein. Druck erzeugt Gegendruck, und dem kann man irgendwann nicht mehr standhalten. Wir alle kennen die Schlagzeilen: Tiger fällt seinen Dompteur an, Elefant presst seinen Pfleger zu Tode, Hund beißt Herrchen. Auch wenn viele Tiere noch so klein und süß sind, es bleiben Tiere, die tierische Anforderungen an ihre Umgebung stellen und von ihren Instinkten bestimmt leben. Für mich kann es daher nichts anderes geben, als mit dem zu arbeiten, was das Tier bereitstellt, das zu fordern und zu fördern, was ihm entspricht und was es daher auch gern bereit ist zu leisten. Das dafür nötige Vertrauen aufzubauen beginnt im besten Falle sehr früh.
Klappe, die erste, oder: Der Anfang entscheidet alles
Es ist ein wunderbares Gefühl für mich, ein neues Tier kennenzulernen und ihm in die Augen zu sehen. Die Augen sind die Fenster zur Seele. Von Kindesbeinen an faszinierte es mich, in diese Charaktere einzutauchen. Sobald ich mit Tieren zu tun habe, fühle ich mich zu Hause, dann vergesse ich Zeit und Raum.
Mit Tieren zu arbeiten erfordert zuerst einmal, dass man Vertrauen aufbaut. Dabei muss man unbedingt unterscheiden, ob es sich um ein Beutetier oder um einen Jäger handelt, um ein Fluchttier oder ein Tier, das sich verteidigt. Das Vertrauen eines Jägers ist sehr viel leichter zu gewinnen als das eines Fluchttieres, das liegt in der Natur der Sache. Manche kommen aus dem Tierheim, einige haben schon mehr oder weniger Schlimmes erlebt. Aber auch die in einer friedlichen Umgebung und unter menschlicher Fürsorge Geborenen müssen irgendwann recht früh damit fertig werden, dass sie nun von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt werden, und sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden. Mit der richtigen Portion Mitgefühl ist es kein Problem, diese Veränderung aufzufangen und für das neue Haustier positiv zu gestalten, ganz gleich, welcher Art und Rasse es angehört. Vom ersten Moment an gilt es, die Weichen zu stellen, die
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