Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Talent. Denn Katzen sind ihrer wilden Verwandtschaft sehr nahe, sie haben sich ihre Wildheit nie nehmen lassen. Eine Katze, die Fremden interessiert entgegenkommt, könnte daher ein echtes Kuscheltalent sein. Fordern Sie Ihre Katze heraus, motivieren Sie den Stubentiger, den Besuchern auf den Schoß zu springen. Bauen Sie dieses Talent der Katze aus, und schon wird auch sie glücklich sein: Sie wird gestreichelt, bewundert, bestaunt und gelobt.
Weben, koppen, beißen – Maroni auf der Fensterbank
Fehlen Abwechslung und Ansprache im tierischen Alltag oder werden Tiere nicht artgerecht gehalten, entstehen meist stereotype Verhaltensstörungen. Der Hamster, der nächtelang im Hamsterrad seine Kreise dreht, »tickt« nicht mehr richtig – er
braucht Bewegung, dabei aber auch Dinge, die er erkunden kann. Ein bekanntes stereotypes Verhalten beim Pferd ist das Koppen: ein ständiges, ruhelos wirkendes Nicken des Kopfes, untermalt von einem Rülpston. Wenn ein solches Verhalten sich einmal manifestiert hat, kann man das Tier durch Beschäftigung davon ablenken, man kann die Symptome auch durch Medikamente unterdrücken, aber wirklich heilen kann man es nicht wieder. Das Koppen beim Pferd kann sogar anstecken. Auch wenn es keine körperlich ansteckende Krankheit ist, schauen sich die Stallnachbarn dieses Verhalten ab, da sie meist in derselben »langweiligen« Haltung leben. Mit einer Aufgabe, die nicht immer Sinn haben muss, kann man dem Ganzen aber gut entgegentreten.
»Hilfe, Maroni webt!« Das hörte ich eines Tages von einem verzweifelten Freund. Sein Kater zeigte das typische »Weben« an geschlossenen Fenstern. Meist sieht man das bei Katzen in Käfighaltung, wie es in den USA in Züchterkreisen gang und gäbe ist. Man kann es auch bei Raubtieren im Zoo oder Zirkus beobachten, dass sie ununterbrochen von links nach rechts in ihrem Käfig oder Gehege herumtigern. Und nun Maroni. Ruhelos lief sich der kastanienbraune Kater regelrecht die Pfoten platt und leider auch wund. Ihm zuzusehen war einfach traurig: Obwohl er nach draußen konnte, klemmte er sich stets hinter die Fenster und webte. Egal, was auf den Fensterbänken stand, Maroni räumte es ab. Durch jahrelange Käfighaltung, die dieses Tier hinter sich hatte, bevor es zu diesem Freund kam, rutschte die süße Kastanie bei Langeweile sofort in dieses Muster und fand von selbst nicht mehr heraus. Also legte ich mich auf die Lauer und stellte fest, dass Maroni nur tagsüber webte, aber nachts den Tunnelblick abstreifte und den Weg in den Garten fand. Ein Kind der Nacht also. Was tun? Den Umkehrschluss finden: Sonne hin oder her, die Rollläden mussten geschlossen werden, der Kater würde dann den Ausgang
in den Garten wählen. Gedacht, gesagt, getan – es hat funktioniert. Ein paar Monate saß mein Freund mit geschlossenen Rollläden geduldig in seinem Haus. Da in unseren Breitengraden oftmals Regen vorherrscht, war er nicht allzu traurig darüber, und Maroni konnte sein stereotypes Verhalten unterbrechen und sich mehr und mehr auf den Weg in den Garten machen, um sich dort auszutoben. Heute, einige Jahre später, ist der Kater ein überzeugter Freigänger und genießt die Zeit draußen ohne Tick. Ab und zu kommt es vor, dass er in sein altes Muster verfällt und das Fenster als Laufsteg missbraucht. Der Rollladen muss sich dann nur kurz bewegen und schon lässt Maroni Fensterbank Fensterbank sein. Stereotypes Verhalten kann man unterbrechen, aber nie heilen!
Besonders auffallend und erschreckend sind die Folgen purer Unterforderung in der Massentierhaltung. Völlig gelangweilt und eingeengt stehen beispielsweise die sehr intelligenten Schweine in der herkömmlichen Haltung eines Zucht- und Mastbetriebes den ganzen Tag herum. Der lustige Kringelschwanz wird amputiert, damit sie ihn sich nicht vor Langeweile gegenseitig anfressen. Schon ein Ball könnte sie dabei vom Kringelschwanz des Nachbarn ablenken. Die Schweine beschäftigen sich so lange damit, bis das Spielzeug in tausend Stücke zerlegt ist. Jede Neuigkeit wird dankbar entgegengenommen und ist eine willkommene Abwechslung im Schweinealltag, wenn er schon nicht artgerecht eingerichtet wird.
Auch Kühe in Anbindehaltung finden immer etwas, an dem sie schlecken oder spielen können – ob sie die Schrauben an ihrem Fressgitter lockern oder aus dem Tränkebecken das Wasser mit ihrer geschickten Zunge überall hin verkleckern. Sie suchen sich eine Alternative zu einer »sinnvollen« Aufgabe, die man ihnen
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