Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Grandslam-Turnier in Wimbledon, genau jetzt soll der Tennisspieler seine Höchstform abrufen, um den Erdbeeren essenden Zuschauern Vergnügen zu bereiten und sich einen großen Namen zu machen. Die Aufgabe des Hundert-Meter-Sprinters ist es, in weniger als zehn Sekunden als Erster über die Ziellinie zu fliegen. Und im Riesenslalom geht es mit haarscharf kalkuliertem Risiko darum, als Schnellster steilste Pisten hinabzudonnern. Monate, sogar Jahre des Trainings liegen hinter den Athleten. Alles für einen Augenblick. Dass genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort alles funktioniert, dafür sorgen die Trainer der Hochleistungssportler und solcher, die es werden wollen. Tagesabläufe, Trainingspensum, Ernährung, Schlaf, Bekleidung und Freizeitverhalten – nichts, aber auch gar nichts wird dem Zufall überlassen.
Warum ich das hier erzähle? Meine Arbeitsplatzbeschreibung als Filmtiertrainer liest sich etwa so wie die eines Trainers für Olympia. Auch ich muss meine Schützlinge ausbilden, coachen, vorbereiten, begleiten, sie fördern und herausfordern. Ich muss sie in- und auswendig kennen, ihr Vertrauen haben und ihre Leistungsbereitschaft einschätzen können. Ich muss sie zur optimalen Leistung führen und dabei darauf achten, sie nicht zu verheizen. Es ist keineswegs mein Bestreben, Hochleistungssportler aus meinen Tieren zu machen. Aber wir arbeiten lange Zeit zusammen, um im richtigen Moment die geforderte Leistung bestmöglich abzuliefern. Da könnte man sich zuallererst fragen: Wozu überhaupt Tiere trainieren? Nur für unseren Spaß müssen sie etwas lernen, das sie vielleicht gar nicht wollen? Meine Antwort darauf heißt: Tiere wollen beschäftigt werden, sowohl körperlich als auch geistig.
Tiere auf dem Weg zum Arbeitsamt
Wie oft parken wir unsere Tiere zu Hause vor gefüllten Futternäpfen und an warmen Schlafplätzen? Und am Ende des Tages bleibt bei Bello oder Maunzerle zu viel Energie im zu wenig benutzten Körper. Hat Bello denn eine Aufgabe in seinem Leben zu erfüllen? Die braucht auch er dringend, sonst macht er der Couch den Garaus, nachdem der Ledersessel bereits im außergewöhnlichen Fransendesign erstrahlt. Wäre es nicht schöner, wenn ein zufriedener, müder Hund abends vor dem gestylten und unversehrten Sessel liegen und schnarchen würde, nachdem er einen ausgefüllten Tag genossen hat? Letztlich geht es ihm ja nicht viel anders als uns. Wir sind zwar meist unentwegt aktiv, aber so richtig ausgefüllt dann doch nicht. Das Einfachste wäre es daher, wenn Tier und Mensch gemeinsam überschüssige Energie abbauen oder sich zumindest gemeinsam beziehungsweise gegenseitig Erfolgserlebnisse verschaffen könnten. Das Geheimnis, wie man ein Tier sinnvoll beschäftigen kann, liegt nicht im Zeitaufwand und in langem Training, sondern darin, das Talent des Tieres zu entdecken und so zu nutzen, dass es auch in unseren Alltag passt. Für mich als Filmtiertrainer muss es in die Vorgaben der Drehbücher passen, doch die Basis ist die gleiche wie für jeden Haustierfreund.
Untermieter Haustier
Unsere Haustiere leben mit uns, sie sind ein Teil unseres Alltags. Sind wir zu rastlos, übergehen wir sie in ihren wahren Bedürfnissen, wir nehmen uns ja nicht einmal genug Zeit für uns selbst. Die Aufgabe des Menschen müsste es also sein, sein Tier genau zu beobachten und herauszufinden, was es ausmacht
und was beiden, Mensch und Tier, gefallen und entsprechen könnte. Das Tier hat dabei kein Streben nach mehr, es nutzt gern die Talente, die ihm zur Verfügung stehen. Wenn die abgefragt werden, sind Bello und auch Maunzerle hochzufrieden. Man kann seinem Kaninchen ein freies Leben in Haus und Hof bieten, dafür muss es die »Stubenreinheit« erlernen – eine Aufgabe, die mit der Beschäftigung des Tieres zu bewältigen ist und auf jeden Fall eine Win-win-Situation für beide herbeiführt. Dem Wellensittich kann man Freiflug gewähren, dafür hat er sich an Regeln im Haus zu halten. Es gibt Gesetze für den Piepmatz, woran er knabbern darf und woran nicht, und man kann es sogar schaffen, dass er nicht überall fallen lässt, was er loswerden muss. Mit Aufmerksamkeit und Geduld lässt sich ihm das beibringen, was für ein angenehmes Zusammenleben nötig ist – und schon ist allen geholfen: dem Vogel, dem Menschen und der Wohnungseinrichtung.
Oder die Katze: Erkennen Sie bei Ihrer Katze, dass sie nie unterm Sofa verschwindet, wenn Sie Besuch bekommen, dann zeigt sie damit ein außergewöhnliches
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