Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
kann sich sehr wohl und sehr verständlich mit einem kanadischen Eichhörnchen unterhalten, wenn es zu einem solch internationalen Treffen kommt. Ähnliche Bande können auch zwischen einer argentinischen und einer Schweizer Kuh geknüpft werden, und das ohne Simultandolmetscher. Wie viel einfacher könnte das Zusammenleben von Mensch und Tier sein, wenn wir nicht mehr Vermutungen anstellen müssten, was das Tier uns sagen will, sondern in einer Sonderedition von Langenscheidt nachschlagen könnten: Körpersprache Mensch-Tier – Tier-Mensch. Auch im Zusammenleben mit unseren Artgenossen in der Gesellschaft entscheidet eine geschulte Wahrnehmung zwischen Erfolg und Misserfolg, zwischen Anerkennung und Ablehnung und zwischen Respekt und Verachtung. Eine bewusste Pflege der Körpersprache kann maßgeblich dabei helfen, auf die Gewinnerseite zu kommen und sich dort zu halten. Christoph Kolumbus, als er endlich das vermeintliche »Indien« betrat und dessen Einwohner »Indianer« nannte, konnte sich schon 1492 über die gleiche Körpersprache verständigen, die uns heute zur Verfügung steht. Herr Indianer und Herr Kolumbus hätten sich – zumindest, wenn es friedlich abgelaufen wäre – gleich gut verstanden und verständigt, wie wir das im Jahr 2011 mit Herrn Öczan oder Frau Hallström tun können.
Wenn wir die Körpersprache wieder lernen wollen, können wir sie von unseren Haustieren abschauen. Wir können durch das Beobachten unserer Tiere die Signale lernen, die sie uns zur Verfügung stellen, um verstanden zu werden. Das allein reicht jedoch nicht aus. Stellen Sie sich vor, Sie lernen Chinesisch, um Ihre chinesische Freundin zu verstehen, sie jedoch lernt kein Deutsch. Die Kommunikation wird jahrelang holprig bleiben
und viele Missverständnisse produzieren, da Sie sich nicht in Ihrer Muttersprache verständlich machen können. Lernen beide die Sprache des jeweils anderen, ist die Möglichkeit viel größer, eine klare und unmissverständliche Kommunikation zu führen. Für unser Thema bedeutet das, dass weniger Missverständnisse zwischen uns und dem Tier auftauchen, wenn auch wir die Sprache des Tieres sprechen, also den Körper einsetzen, um etwas zu vermitteln, und somit dem Tier die Möglichkeit bieten, eventuelle Missverständnisse seinerseits auszuräumen. Nicht nur Hunde, auch viele andere Arten machen hier sehr zuverlässig ihre Hausaufgaben. Wenn sie Teil unseres Familienverbandes sind, werden sie sehr genau aufpassen, welche Zeichen wir senden, und sich darauf einstellen. Wenn wir das umgekehrt auch machen, klappt die Kommunikation bestens.
Sicher ist es schwer, sich einem Goldfisch anzuvertrauen oder der geliebten Schildkröte Bescheid zu geben, geschweige denn Vögeln etwas zu zwitschern. Aber mit Säugetieren, zu deren Gattung wir uns zählen, gestaltet sich ein verständnisvolles Miteinander nicht so schwierig. Auch wenn wir nicht bellen und miauen, haben wir die Möglichkeit, uns über die Körpersprache und den Klang unserer Stimme verständlich zu machen. Beobachten ist auch hier der erste Schritt. Wie verhält sich das Tier? Welche Teile seiner Körpersprache kommen mir bekannt vor, vielleicht auch weil sie der Reaktion meiner Mitmenschen nicht unähnlich sind? Kann ich das Tier so mit etwas Fantasie und Einfühlungsvermögen verstehen?
Des Kaninchens stummer Schrei
Wir wissen viel mehr aus der Beobachtung, als uns bewusst ist. Aus welchem Grund ist uns klar, wo morgens in der Wohnung die Sonne hereinscheint und an welcher Stelle am Abend? Die
Beobachtungsgabe ist uns angeboren und definitiv eine Überlebensstrategie, die uns die Natur in die Gene geschrieben hat. Sie auch bei den Tieren zu nutzen, kann den Unterschied zwischen einem tristen Nebeneinanderherleben und einem erfüllten, beide Seiten beflügelnden Miteinander ausmachen. Es setzt nur voraus, es nicht gleich besser wissen zu wollen, sondern erst einmal zu beobachten, wie das Tier sich einer Situation stellt. Vieles ist uns ganz intuitiv klar. Dass es Verunsicherung auslöst und Druck erzeugt, wenn wir uns über ein kleines Tier beugen, können wir bei der Beobachtung seiner Reaktion auf unser Verhalten schnell feststellen.
Beginnen wir mit den Eckpfeilern, den Bedürfnissen unserer Tiere. Die Grundbedürfnisse sind bei den verschiedenen Spezies unterschiedlich gelagert. Nahrung und Sicherheit gehören immer dazu. Doch auch Sozialverhalten und Bewegung sind bei fast allen auf den vorderen Plätzen. Ein Kaninchen beispielsweise
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