Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
planen, und trotzdem versteckt sie sich ohne Vorwarnung und verschwindet ohne weitere Erklärung
ins Nirgendwo. Dieser Moment des Unsichtbarmachens ist für die Samtpfote genau der richtige, Ihnen passt das weder in den Kram noch in den Plan. Doch wie kann es sein, dass sie Ihre Pläne kennt? Ist sie ein Spion oder hat sie tatsächlich das mystische Talent, das den Katzen immer nachgesagt wird? Nein, Ihre Katze merkt Ihr ungewöhnliches Verhalten an diesem speziellen Tag. Als Präventivmaßnahme wählt das kluge Tier, jetzt besser »nicht mehr vorhanden zu sein«. Viele Pferdebesitzer kennen auch das: Der Pferdehänger steht bereit, das Heunetz ist gefüllt, Sattel, Decken, Zaum und alles was dazugehört sind verpackt, nur der Hauptdarsteller reagiert mit einem klaren Nein zum Thema Verladen. Warum? Sie sind nervös und üben deshalb unbewusst mehr Druck aus, als das Pferd sonst von Ihnen gewohnt ist. In dem Moment hat das Tier auch weniger Vertrauen zu Ihnen und das Verladen wird eine für alle Seiten langwierige, nervenaufreibende Sache, und an das nächste Mal möchten wir gar nicht denken.
Es gibt Momente im Alltag, in denen ein Tier seinem Menschen uneingeschränkt vertrauen muss, da der in diesen Bereichen vorausschauender denkt oder ganz einfach mehr Talent beziehungsweise Wissen oder Erfahrung hat, so zum Beispiel im Straßenverkehr. Für meine Hunde ist so ein Moment der Vertrauensübung gekommen, sobald ich sie an die Leine nehme. Diese schränkt ihr Bewegungsbedürfnis und ihren Radius ein und ist damit grundsätzlich nicht wirklich positiv besetzt. Die Tiere wissen aber genau, dass sie mir vertrauen können und ich sie zielsicher durch die Gefahrenzone manövriere, ob das eine befahrene Straße, eine Menschenmenge oder eine unbekannte Situation ist. Gefahr im Verzug bedeutet, dass sie brav, ohne Zug, Gekläffe, Verweigerung oder Verheddern an der Leine mitgehen müssen. Aber nur wenn ich die Tiere sicher führe und ihnen über meine gesamte körpersprachliche Ausstrahlung diese Sicherheit vermittle, werden sie sich vertrauensvoll auf mich einlassen.
Dass es unsere Aufgabe ist, den Tieren Sicherheit, Ordnung und Führung anzubieten, spiegelt sich in allen Bereichen wider. Beim Tierarztbesuch zeigen manche Hunde zum Beispiel panische Angst. Natürlich möchte ich nicht pauschalisierend behaupten, dass bei all diesen Tieren zu wenig Vertrauen zum Besitzer vorhanden ist. Es gibt sicher Faktoren wie traumatische Vorerfahrungen, die Rasse des Tieres und das Verhalten des Tierarztes, die hier hineinspielen. Trotzdem hat es in den meisten Fällen mit dem Vertrauen zum Besitzer und letzten Endes zum Menschen allgemein zu tun. Wirkliches Vertrauen muss man kontinuierlich aufbauen und täglich neu bestärken. Grundsätzlich arbeite ich nie mit Tieren, wenn ich selbst einen schlechten Tag habe und mit dem linken Fuß aufgestanden bin – was aber so gut wie nie vorkommt, denn mein rechter Fuß ist einfach schneller. Wenn sich aber doch aus irgendeinem Grund der linke Fuß vorgedrängt haben sollte, spreche ich nach Möglichkeit nicht mit den Tieren, damit ich meine schlechte Laune nicht durch meine Stimme verrate. Die Tiere sind von Natur aus aufmerksame Beobachter und registrieren mehr, als mir manchmal lieb ist. Sie nehmen alles wahr und selbst mir als erfahrenem Tiertrainer gelingt es so gut wie nie, mich erfolgreich zu verstellen.
Gute Vorbereitung und Umsicht sind daher wichtig. Ausgerüstet mit den nötigen Utensilien und einem Plan für meine Vorgehensweise steige ich ein, um eine Trainingseinheit mit den Tieren erfolgreich zu beginnen. Meine Körpersprache signalisiert Gelassenheit und Zuversicht. Meine Stimme ist leise und weckt dadurch Interesse bei den Tieren. Vielleicht rührt ja daher der Ausdruck Tierflüsterer.
Moment mal!
Da Tiere instinktiv reagieren, ist ihre Reaktionszeit sehr kurz. Zeigen wir dem Tier, wie schnell wir reagieren können, wachsen Anerkennung und Respekt uns gegenüber. Denn die Reaktionszeit auf gestellte Aufgaben kann entscheidend für das Überleben sein – der Schnellere gewinnt. Flucht, Angriff, Fortpflanzungsaktivitäten, territoriale Entscheidungen, all das fordert kurze Reaktionszeiten.
In der Erziehung eines Hundes wird das deutlich: Stellt der Hund etwas an, das ich nicht möchte, muss ich genau in dem Moment darauf reagieren, in dem es passiert. Warte ich, kann der Hund meine Reaktion nicht mehr auf sein Verhalten beziehen, es entsteht ein Missverständnis: Der
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