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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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Hund begreift nicht, was ich von ihm möchte, und aus diesem Grund nimmt er mich nicht ernst. Wenn ich Pech habe, bezieht er meine Reaktion auf ein ganz anderes Verhalten und so sieht dann die klassische Situation aus: Sie stellen fest, dass Bello etwas angestellt hat, rufen ihn zu sich und schimpfen. Er bezieht diese für ihn unangenehme Reaktion aber darauf, dass er auf Ihren Ruf zu Ihnen kam – und schon ist das Missverständnis zwischen Herr und Hund da. Beim nächsten Ruf wird der Hund gar nicht kommen oder nur sehr zögerlich.
    Auch beim Loben heißt es schnell sein: Macht der Hund etwas »Tolles«, lobe ich ihn genau in diesem Moment dafür – nur dann wird er dieses Verhalten mit dem Lob verbinden und immer wieder zeigen. Kommt die Anerkennung verzögert, sucht sich der Hund selbst aus, welcher Handlung es gelten könnte, und wird genau das dann in Zukunft vermehrt zeigen. Die Geschwindigkeit der Gegenreaktion ist bei Tieren deshalb so hoch, weil instinktiv und, anders als bei uns, emotionslos entschieden wird. Viele Jahre hat es gedauert, bis mir aufgrund unzähliger eigener Erfahrungen und durchaus auch Verwirrungen
klar wurde, dass ich die Tiere erst wirklich verstehen und ihre Bedürfnisse wahrnehmen kann, wenn ich keine menschlichen Emotionen in ihr Verhalten hineininterpretiere. Doch dazu später mehr.

Die Filmtiertrainerzauberbox
    Zum Tiertraining gehören auf der Basis der positiven Bestärkung viele Methoden und Techniken, erweiterte Arme der Körpersprache. Das können Befehle sein, Trainingsmethoden oder auch Geräte. Die wichtigsten und wirklich nützlichen Hilfsmittel lernt man im Laufe der Jahre kennen und schätzen. Das geht Profitrainern nicht anders als Haustierhaltern, die sich intensiv mit ihrem Tier befassen, es – und damit auch die eigene Fantasie – fördern und fordern.
    Die üblichen Verdächtigen
    Immer wieder werde ich gefragt, was ich von Klickertraining halte. Das ist eine Möglichkeit der Verhaltensbeeinflussung, bei der positive Bestärkungen systematisch mit einem sekundären Ton verknüpft werden. Irgendwann reicht das Geräusch des Klickers aus, um dem Tier eine positive Bestätigung zu vermitteln. Erfolg wird man allerdings auch hier nur dann haben, wenn man genau im richtigen Moment das Klicken erfolgen lässt.
    Wenn es zum Ziel führt, bin ich für solche Hilfsmittel immer zu gewinnen. Mit dem Klicker in der Hand sind wir Menschen sehr viel stärker auf die Aufgabe konzentriert, die es zu bewältigen gilt. Wir bestätigen das Tier präziser. Der Erfolg hat also in Wirklichkeit nichts mit dem Klicker an sich und dem Geräusch zu tun, sondern mit der Präzision der Bestätigung, die
das Tier erhält. Meist sind nämlich wir Menschen die Ursache, wenn etwas nicht klappt. Mir persönlich ist es wichtig, bei der Arbeit mit Tieren beide Hände frei zu haben, da wir sehr oft im ganz normalen Alltag wie nebenbei trainieren. Um präzise zu bestätigen, schnalze ich daher mit der Zunge und erziele denselben Effekt wie beim Klickern.
    Sinnvolle Trainingsmethoden sind weit entfernt davon, das Tier »auszutricksen«. Das Vertrauen des Tieres darf auf keinen Fall enttäuscht werden, dann könnten wir nie mehr erfolgreich zusammenarbeiten und auch nicht mehr wirklich harmonisch zusammenleben. Solange das Tier weiß, was ich mit ihm vorhabe, ist es mit Eifer bei der Sache. Wenn ich dennoch manchmal »Tricks und Kniffe« anwende, dann um dem Tier eine besondere Aufgabe zu erleichtern.
    Meist packe ich meine Trickkiste dann aus, wenn unvorhergesehene, nicht trainierte Einfälle der Regie mich aus heiterem Himmel treffen. Spontan und dynamisch ruft der Regisseur: Der Hund muss hinken. Aha, nicht geplantes Hinken. Genauso dynamisch, wie der Regisseur rief, öffne ich die Trickkiste. In diesem Fall kaue ich ein Stück Kaugummi und klebe es zwischen die Ballen des Hundes. Der weiche Fremdkörper an der Fußsohle wird das Tier veranlassen, dieses Bein nicht zu belasten – und die Regie glücklich machen. Sofort nach dem Dreh entferne ich das klebrige Ding wieder. So ein Trick setzt wirkliches, lang aufgebautes Vertrauen voraus, damit das Tier nicht in ein Meideverhalten, Angst oder gar Panik verfällt.
    Soll ein Hund ebenso ungeplant mit seiner Pfote über die Nase streifen, klebe ich ihm ein winziges Stück durchsichtigen Klebestreifen auf das Fell direkt über seiner Nase. Sobald der Vierbeiner das bemerkt, wird er versuchen, das fremde Ding mit der Pfote wegzuwischen. Ein instinktives

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