Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
beobachten. Es macht den Anschein, als ob sie es genießen würde, und wir tun es schließlich auch sehr gern, um unsere Katze zu verstehen.
Missfällt der Katze eine Veränderung in der gewohnten Umgebung, sei es nun Ihr neuer Partner, Ihr neues Parfum oder ein neuer Nebenbuhler aus dem Bereich Haustier, kann die Samtpfote emotionslos ihre Koffer packen und in einen anderen, ihr geeigneter erscheinenden Haushalt wechseln, wie Kick-me, eine kleine, schwanzlose Hauskatze, die einen liebevollen Platz bei einer Freundin fand. Diese nahm das selbstbewusste Wesen an Kindes statt an und hütete es wie ihren Augapfel. Die kleine
Kick-me eroberte bald als Freigänger die ganze Siedlung und stellte fest, dass die anderen Familien den ganzen Tag mit Anwesenheit glänzten und sie mit Aufmerksamkeit und Belohnungen überschütteten. Angela, die Pflegemutter, jedoch arbeitete und kam erst am Abend zu Kick-me zurück. Erst als Angela die komplette Siedlung mit selbst gebackenen, unnachahmlichen Butterkeksen bestochen und den Anwohnern kollektiv das Versprechen abgenommen hatte, dass keiner mehr die Katze ins Haus lässt, zog Kick-me wieder bei ihr ein. Dieses Verhalten erinnert sehr stark an Wildtiere. Es wird auch bei zu viel Druck deutlich, dann verfallen Katzen in Panik, krallen, beißen oder gehen weg. In Wirklichkeit ist dieses Verhalten eine Überlebensstrategie. Es hilft dem Nonkonformisten Katze, besser durchs Leben zu schreiten.
Und doch hat die Katze einen Weg gefunden, wie sie auf ihre besondere Art und Weise mit Menschen in Kontakt tritt, anders als mit ihren Artgenossen. Während sie bei uns miaut, schnurrt und den Milchtritt zeigt – also mit den Vorderpfötchen auf einer Decke oder dem Menschen herumtritt, als würde sie pumpen wollen –, tut das die Spezies untereinander nicht. Offenbar ist das der einzige Bereich, auch wenn er noch so klein ist, in dem sich die Katze verrät und sich als domestiziert outet. Kein anderer Einzelgänger aus der Tierwelt hat sich uns Menschen so eng angeschlossen wie die Katze.
Das Einzige, was wir bei unseren Stubentigern ändern können, ist Verhalten, das sie nachahmen. Im Gegensatz zu den fest installierten Überlebensstrategien ist dieses Verhalten nicht in den Genen verankert, sondern von Vorbildern übernommen, ein sogenanntes Prägeverhalten. Ein Beispiel hierfür könnte das ungewöhnliche Trinkverhalten einer Kätzin sein, die das Wasser nicht mit der Zunge aus dem Napf trinkt, sondern dafür ihre Tatze einsetzt: Sie taucht sie ins Wasser, um es dann von der Pfote aufzunehmen. Alle Jungtiere dieser Katzenmutter
werden dieses Verhalten kopieren und das Wasser mit dem Pfötchen aus dem Napf fischen, solange sie kein anderes Vorbild haben. Ein solches Prägeverhalten kann geändert werden, wenn man dem Tier klarmachen kann, dass ein anderes, neues Verhalten das Überleben besser absichert. Dazu muss man das bisherige Muster stören, es unterbrechen – und etwas Neues anbieten. Katzen sind Erlebnistrinker, und da die genannte Praktik jeden Tag aufs Neue zu einer Riesensauerei führt, machen Sie es sich leichter, wenn Sie sich etwas einfallen lassen. Manchmal reicht es durchaus, einen glatten Stein, der über die Wasseroberfläche herausragt, in die Wasserschale zu legen. Dann klappt es nicht mehr so gut, die Pfote einzutauchen, die Katze ist gezwungen, sich umzugewöhnen und – so hoffen wir zumindest – jetzt doch mit der Zunge zu trinken. Tut sie es nicht, sind weitere Einfälle unsererseits gefragt. Ein kleiner Zimmerbrunnen ist das Höchste der Gefühle für eine Katze. Das Erlebnis Trinken wird dann geradezu orgiastisch befriedigt.
Immer geht es mir darum, mich in das Tier hineinzuversetzen, das gilt für eine Katze genauso wie für ein Kamel oder einen Leguan. Wenn ich die tierische Denkweise verstehe, wenn ich weiß, wie sie ticken, dann kann ich sie auch mit Geduld und Fingerspitzengefühl dazu führen, die Anforderungen des modernden Alltags oder eines Drehbuchs zu erfüllen. Für die Tiere ist es ein Spiel, wenn sie so zu Schauspielern werden – wie Aramis, ein wahrer Überflieger.
Die fliegende Plapperkatze – Aramis lernt fliegen
Schon im ersten »Bibi Blocksberg«-Kinofilm waren wir natürlich auch dabei. Sidonie von Krosigk als Bibi Blocksberg stand darin vor der Aufgabe, eine chinesische Plapperkatze herbeizuzaubern. Nur so konnte sie in die erlauchte Runde der tollen
Superhexen aufgenommen werden und die Hexenkugel verliehen bekommen. Wie aber hext
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