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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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wird so eingebaut, dass es aussieht, als würde die Katze tatsächlich vom Himmel herabsegeln.
    Im Studio zu drehen brachte einen zusätzlichen Pluspunkt. Unsere heutigen Haustiere sind Innenräume gewohnt und fühlen sich mit einem Dach über dem Kopf sehr wohl und sicher. Daher ist ein Studiodreh grundsätzlich positiv besetzt. Die Vorteile für uns Menschen sind die Unabhängigkeit vom Wetter, eine konstante Temperatur, die Vorbereitungen können meist von langer Hand geplant werden und selten tauchen Überraschungen auf. All diese Bedingungen führen dazu, dass das Team bester Laune ist. Diese positive Stimmung überträgt sich zuverlässig auf das Tier, das dann seine Szene – in diesem Fall seinen Flug – bestens absolviert. Mit Stolz kann ich sagen, dass mein mutiger Aramis nicht ganz unbeteiligt daran war, dass Bibi Blocksberg in jenem Jahr der erfolgreichste deutschsprachige Film wurde.
    Katzentalente
    Den fliegenden Kater hatte ich genau nach seiner besonderen Eignung für diese Rolle ausgesucht. Haben oder kennen Sie eine Katze? Welches Talent hat dieser Stubentiger, vielleicht hat er sogar mehrere?
– Lauftalent: Es gibt Katzen, die sich auf dem Boden sehr sicher führen lassen und sich dabei sehr wohlfühlen. Dieses Talent ist mit viel Fingerspitzengefühl ausbaufähig. Dabei mache ich mir die Lust der Katze zum Jagen zunutze, ein feiner Stab mit Federn am Ende wird zum perfekten Werkzeug, um Geschwindigkeit und Richtung zu bestimmen. Wir üben auf Teppich, Holz- und Steinboden und gehen dann, wenn für einen Film nötig, zu Erde, Gras und sogar Sumpf oder – Sie erinnern sich – Eis über.
– Fresstalent: Hier ist von den Samtpfoten die Rede, die eine zügellose Fresslust an den Tag und auch die Nacht legen, egal was im Angebot ist. Auf den ersten Blick scheint dies kein Talent zu sein, bei näherer Betrachtung wird aber klar, dass eine »normale« Katze ausschließlich über den Geruchsinn entscheidet, ob sie frisst und was sie frisst und vor allem: wo sie frisst. Eine wichtige Eigenschaft, um das Tier auch in ungewohnter Umgebung durch Futter zu bestätigen und zu entspannen. Das Fresstalent für den Film frisst unabhängig davon – und daher gern auch so, wie es das Drehbuch verlangt.
– Kuscheltalent: Einige Stubentiger sind bereit, auch in ungewöhnlicher Umgebung mit völlig fremden Personen zu kuscheln und zu schmusen, als wären es Herrchen und Frauchen auf dem vertrauten Sofa zu Hause. Sie sind nicht treulos, sondern talentiert.
– Muttalent: Ein Tier wie Aramis ist ein echter Draufgänger, der vor nichts zurückschreckt. So eine Katze muss ich nicht herausfordern, sie fordert mich.

Das ABC der Körpersprache
    Wir Menschen haben unsere Körpersprache, vor allem das Verständnis dafür, was die Feinheiten bedeuten, verkümmern lassen. Und so missverstehen wir meist auch unsere Haustiere. Kommt Ihre Katze beispielsweise schnurrend zu Ihnen aufs Sofa, ist das nicht als Geste der Zuneigung zu verstehen, sondern als Sicherung eines warmen Schlafplatzes. Bitte seien Sie nicht enttäuscht! Sie können das gemütliche Beisammensein mit Ihrem Stubentiger ja trotzdem genießen.
    Miaut Ihre Katze Sie am Morgen nach dem Aufstehen an und streift um Ihre Füße, ist das keine sehnsüchtige Begrüßung nach einer langen Nacht, sondern die Aufforderung, das »lebensnotwendige« Futter in den Futternapf zu packen – und zwar subito, de ce pas, at once, a bote pronto oder zu gut Deutsch sofort, ohne jegliches Zögern! Diesen Ansatz zu verinnerlichen, bringt uns einen großen Schritt in Richtung Katzen- und Tierverständnis weiter.
    Knöpfe sind zum Drücken da
    Jeden Tag benutzen wir die Körpersprache im Alltag mit unseren Mitmenschen. Wir gehen einen Schritt zurück, wenn es uns zu viel wird, wir lassen eine geringe Körperdistanz zu, wenn wir miteinander vertraut sind, und verschränken die Arme, wenn wir uns in einer ablehnenden oder abwehrenden Position befinden. Ohne es zu bemerken, bedienen wir uns aus dem erstaunlich großen Repertoire, das uns zur Verfügung steht. Die Körpersprache zu nutzen ist ein instinktives Verhalten, das durch fehlendes Training bei uns meist ein klein wenig verstaubt und eingerostet ist. Doch es wartet nur darauf, dass wir es wieder bewusst nutzen, was sich besonders gut
im Umgang mit Tieren leben lässt – wir können darin richtiggehend virtuos werden. Die Basis für die Kommunikation zwischen Lebewesen ist vorhanden und gilt weltweit. Das deutsche Eichhörnchen

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