Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
niederlassen. Kein Vorteil, der nicht auch einen Nachteil mit sich bringt.
Wen wann wie trainieren und wofür?
Ich muss wissen, welche Tiere für welchen Film geeignet sind und woher ich sie bekomme. Die Katze beispielsweise kann neben ihrer Tätigkeit als Einzelgänger durchaus auch in Familienverbänden leben. Auf einem Bauernhof ist es möglich, vierzig und mehr Katzen anzutreffen – und in diesem Fall keine einzige Maus. Nur durch das Familiensystem, nämlich die Mutter, deren Jungtiere und wiederum deren Jungtiere, können so große Verbände reibungslos miteinander leben, sie pflegen sogar einen Zusammenhalt untereinander. Auf meinem Hof leben verschiedene Stämme von Katzen, die sich immer durch die Mutterlinie verbunden fühlen und sich dementsprechend gruppieren. Eine neue Katze würde so viel Ablehnung durch die anderen erfahren, dass sie freiwillig das Weite suchen würde.
Was aber tun, wenn ich für einen Film eine bestimmte Katze brauche und diese zu Hause integriert werden soll? Einmal musste ich einen jungen schwarz-weißen Kater bei mir im Hof regelrecht einschleusen. Ich hatte nur die Möglichkeit, ein fremdes Kitten mit dem Wurf einer ansässigen Katzenmutter heranwachsen zu lassen. Nur so konnte das neue Tier organisch in die vorhandene Familienstruktur hinein- und mit ihr zusammenwachsen.
Auch für Tierrollen muss zuerst gecastet werden. Für Bibi Blocksberg wurde zum Beispiel ein knallgrüner Frosch gebraucht.
Ich wusste, dass der Europäische Laubfrosch, der unter Artenschutz steht, aufgrund der Ähnlichkeit gut vom domestizierten Amerikanischen Laubfrosch gedoubelt werden kann. Der klassische grüne Frosch, den wir in der Werbung, im Märchen oder im Kino zu sehen bekommen, ist allerdings der Korallenfrosch. Ihn trifft man in unseren Breitengraden in der freien Natur leider nicht an. Die richtige Temperatur, ein feuchter Lebensraum und lebendes Futter sind Voraussetzung für die Haltung. Aufpassen muss man bei der Größe des Terrariums: Der Korallenfrosch wird ziemlich groß und zudem alt, bis zu zwölf Jahre werden manche Exemplare. Für Bibi Blocksberg war mein Freund Ferdl wochenlang als Wetterfrosch neben ihrem Flugbesen namens Kartoffelbrei im Bild. Natürlich durfte er immer sofort, nachdem die Szene im Kasten war, aus dem Wetterglas zurück in sein geräumiges Terrarium.
Wer kann was – und wann?
Von eins bis zehn zählen können Schlangen nicht, faszinierend aussehen, das ist neben Würgen und Giftigsein ihre Spezialdisziplin. Als wechselwarme Tiere sind Schlangen von ihrer Umgebungstemperatur abhängig. Durch den verschwenderischen Einsatz von künstlichem Licht an einem Filmset kann die Schlange dort sehr aktiv werden, im Gegensatz zu uns Menschen, die wir uns im Scheinwerferlicht den Schweiß von der Stirn tupfen. Je nach Aufgabe im Drehbuch ist es ratsam, dies zu beachten, bevor man das Tier aus dem Transportsack entlässt. Je kurzfristiger ich die Schlange aus der kühlen Temperatur in die Wärme des Sets hole, desto länger kann ich mit ihr dort problemlos umgehen. Wenn eine Schlange den Körperkontakt mit Menschen gewohnt ist und das angenehm findet, kann man sie bereits als sehr gut trainiert einstufen.
Ich versuche natürlich immer, alles Denkbare und Undenkbare mit einzukalkulieren, um böse Überraschungen zu vermeiden. Bei Vögeln wäre das zum Beispiel die Mauser, die Zeit, wenn sich das Federkleid erneuert. Das ist mit einem riesigen Energieaufwand verbunden und sollte unbedingt im Trainingsplan verankert sein, ansonsten würde das Tier schnell überfordert sein und der gewünschte Erfolg bliebe aus. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Papagei, der durch die Mauser einem gerupften Huhn ähnelt, nicht fotogen ist.
Und auch Tiere haben so ihre »lustigen Stunden«. Eine Hündin wird in der Regel alle sechs Monate läufig, am Ende dieser Phase ist sie fruchtbar . In diesem Zeitraum, manchmal auch bis zu zwei Monate danach, nämlich dann, wenn die Hündin scheinträchtig ist, kann man nicht mit einer normalen Leistung rechnen. Die Hormone spielen verrückt und deshalb auch die Hündin. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass in dieser Zeit ein Erfolgserlebnis zwischen Hund und Mensch stattfindet. Das einzige Erfolgserlebnis für die Hündin wäre ein stattlicher Rüde.
Dass zwei Hunde nach dem Geschlechtsakt bis zu dreißig Minuten zusammenhängen und viele dann verschreckt entweder die Feuerwehr, die Tierrettung oder einen Eimer Wasser holen, um die beiden wieder
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