Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Zimmermann waren Grund genug für die Besucher der Bavaria-Filmtour, neugierig zu verweilen, plapperte doch zudem der lustige Gelbbrust-Ara Amigo ohne Punkt und Komma vor sich hin. Möglicherweise, so hoffte ich, wollte der eine oder andere Bavaria-Gast auch mich bewundern, allerdings muss ich zugeben, dass die Plaudertasche Amigo auf meiner Schulter mir einmal mehr die Schau stahl. Ich musste mich schließlich regelrecht von den Fans des wunderschönen Papageis losreißen, denn die beiden Damen Kretschmer und Zimmermann, einschließlich Regisseur und Filmteam, warteten mittlerweile auf mich und Amigo, der im Fernsehfilm »Meine Mutter, Heinrich und ich« eine Unterhaltung mit Cleo Kretschmer zu führen hatte. Bettina Zimmermann übrigens war beeindruckt von Amigo, der sie sehr an den Papagei ihrer Mutter erinnerte. Wie sie erzählte, ist dieses Mitglied der Familie Zimmermann ein geliebter und liebevoller Haustyrann.
Sollten Sie einmal Lust auf Filmluft haben, besuchen Sie doch die Bavaria Filmstudios im Münchner Nobelvorort Grünwald , ein beliebtes Ausflugsziel für Filminteressierte und solche, die es werden wollen. Ein Tourguide führt die Besucher über das weitläufige Filmgelände. Einmal da stehen, wo berühmte Kinofilme gedreht wurden, das ist hier möglich. Ein Erlebnis der besonderen Art ist es, im siebten Stock des Gefängnisses Stuttgart Stammheim zu sein, der für die RAF-Verfilmung »Der Baader-Meinhof-Komplex« originalgetreu aufgebaut wurde. Fuchur, der weiße, zauberhafte Drache aus der »Unendlichen Geschichte«, wartet auf reitlustige Kinder. Auch diese beiden Filme wurden von Bernd Eichinger produziert. Dorf und Schiff aus »Wickie und die starken Männer« sind in Originalgröße aufgebaut. Und wer weiß, vielleicht sind ja auch meine Tiere und ich mal wieder da.
Filmset – das organisierte Chaos
Acht Mal lief Fredy am Anfang des Buches seine Strecke und machte alles perfekt. Trotzdem war die Szene nicht im Kasten. Die häufige Wiederholung ist eine wahre Herausforderung für Tier und Tiertrainer. Und auch wie lang die Wartezeit bis zum tatsächlichen Einsatz am Set ist, kann niemand vorhersagen. Wenn es dann aber plötzlich so weit ist, muss das Tier ausgeruht, entspannt und in bester Laune an den Start gehen. Das erste Mal, das zweite Mal, das dritte Mal … Wenn wir am Set dann endlich an der Reihe sind, haben wir schon eine Menge an Trainingseinheiten gemeistert. Und eine davon heißt in der Tat: Warten, ohne Lust und Energie zu verlieren.
Motivationsbereitschaft verleiht Flügel
Wie war das also damals in der Villa Neureich? Fredys Aufgaben für diese Szene hießen laut Drehbuch: die Auffahrt hochrasen, durch die Tür rennen, sie zuschlagen, vorher möglichst einen gehetzten Blick zurück auf den Verfolger werfen, die Schauspielerin am Hosenbein ins Bild zerren und die Leine vom Stuhl holen. Um das einzustudieren, habe ich mit dem ohnehin bereits gut ausgebildeten Hund vier Wochen lang täglich zwei Trainingseinheiten absolviert, zwanzig Minuten morgens, zwanzig Minuten nachmittags. Mit diesem Pensum im Gepäck waren wir gut gerüstet für die Dreharbeiten. Fredy flitzte die ersten drei Male fleißig durch seine Aufgaben, zu diesem Zeitpunkt war er noch heiß darauf. Bei Wiederholung vier, fünf und sechs war ich als Motivationskünstler gefragt, da sich ansonsten leicht Flüchtigkeitsfehler einschleichen können. Es klappte alles bestens. Jeder Moment nach der sechsten
Wiederholung erforderte meinen Totaleinsatz. Jetzt wurde die Aufgabe für den Hund wirklich monoton, zum Gähnen langweilig. Um den Job für Fredy weiterhin interessant zu gestalten, um ihm zu zeigen, dass er alles richtig gemacht hat, bestätigte ich ihn positiv mit Stimme, Berührung oder einem Leckerli. Dadurch hielt ich seine Laune , die Motivation und sein Selbstbewusstsein auf einer Skala von eins bis zehn im oberen Drittel. Ich suchte in regelmäßigen Abständen den Blickkontakt mit dem Hund, um ihm eventuell auftauchende Fragen mit meiner Körpersprache zu beantworten. So wurde jede Unsicherheit im Keim erstickt. Mein Blick, meine Körpersprache zeigte ihm: »Fredy, du hast es richtig gemacht!« Das alles setzt viel Selbstbewusstsein beim Tier voraus – hat es das am Set nicht, versucht es kontinuierlich, Blickkontakt mit mir zu halten. Im fertigen Film würde das dann aussehen, als würde der Hund geistesabwesend auf eine Stelle starren. Das ist natürlich nicht erwünscht.
Ich bringe meine Tiere an den
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