Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Hundes in die hintere Ecke. Der Lift setzte sich in Bewegung und dem armen Hund ging es sprichwörtlich an den Kragen. Offenbar hatte sich außerhalb der Karabiner der Leine
in der Fahrstuhltür verkeilt und zog den Hund nun Richtung Decke der Aufzugkabine. Conny hängte sich mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, in die Leine, um dem Hund Luft zu verschaffen, und riss schließlich ungeachtet ihrer Hand und ihrer Finger die Leine durch. Das ist wahre Stärke, das Blut rann ihr über die Hand, ein Finger war gebrochen, der Hund gerettet und die Mitfahrer flüchteten regelrecht aus der Kabine, sobald die Tür aufging. Bald schon erschien der Hotelmanager und begutachtete das Durcheinander mit strenger Miene. Conny zieht bei Reisen ins charmante Wien mittlerweile das Imperial vor.
Wer nicht hören will…
Wieder war es meine Kollegin Conny, diesmal mit zwei Schimpansen in einem blauen und einem rosafarbenen Bademantel, die für eine Werbekampagne eines Windelherstellers angetreten war. Ein Menschenpaar und die beiden Affen, jeweils mit Windel und Bademantel bekleidet, sollten fröhlich in die Kamera blicken. Der »Vater« der gewindelten Familie, ein besonders männlicher, besonders lustiger Mann, neckte ständig einen der Schimpansen mit einem »Gutzi, gutzi, gutzi«. Conny warnte ihn mehrmals mit dem Hinweis, dass Schimpansen zwar freundlich aussehen, das aber nicht vierundzwanzig Stunden täglich sind, vor allem dann nicht, wenn man sie nicht in Ruhe lässt. Eine Frau, ein Wort. Doch der Mann beugte sich gleich wieder mit ausgestrecktem Zeigefinger nach unten zu dem ihm am nächsten stehenden Tier, um sein »Gutzi, gutzi« erneut loszuwerden. Es kam, wie es kommen musste. Der Schimpanse war schnell, sehr schnell. Wie ein Blitz sauste seine geballte Faust direkt in das gutaussehende Gesicht des Models. Zum Glück waren die Bilder im Kasten des sich das Lachen verbeißenden Fotografen. Conny hatte noch nie ein
Set so schnell verlassen wie dieses. Die Schimpansen trugen sogar noch die Bademäntel, als sie in ihr Auto stiegen.
Wolf allein zu Hause
Meine Assistentin Anna, gesegnet mit Fürsorglichkeit und Tierliebe und manchmal ein wenig durcheinander, war mit einer meiner Katzen unterwegs. Der Kater war ein alter Hase in Sachen Film und ließ sich von nichts und niemandem erschrecken. Gerät jedoch mein Wolf Orca in sein Visier, wird er richtiggehend ärgerlich, er macht den größten Katzenbuckel, der ihm möglich ist, und faucht den armen Wolf an, als wäre er der Teufel persönlich. Der Wolf war weder interessiert an diesem ungehobelten Burschen, noch hat er ihm jemals Anlass gegeben, ihn derartig unfreundlich zu behandeln. Des Katers Aufgabe für diese Szene war nun genau dieser runde Katzenbuckel. Der Plan lautete: Orca mitnehmen und ihn zur rechten Zeit ins rechte Licht rücken, nämlich in das des Katers.
Die Stunde Null war da, der Spot war an, der Kater schnurrte freundlich und Anna holte den Wolf aus dem Wagen – wenn, nun ja, wenn er nur drin gewesen wäre. Sie wäre am liebsten direkt im Erdboden versunken und nie mehr zum Set zurückgekehrt, denn Orca war zu Hause auf dem Hof geblieben. Ein Fahrservice brachte ihn zu guter Letzt noch in aller Eile ans Set, der Wolf war freundlich wie immer, und der Kater buckelte auf Bestellung.
Schaf im Wolfspelz
Training hin oder her, Natur bleibt Natur. Das bewies mir einmal Balou, der Bordercollierüde, ein Filmhund, wie er im Buche steht, ausgezeichnet ausgebildet, mit vielen Talenten gesegnet, arbeitswillig und klug. In Südtirol auf einer Alm war
sein Einsatz gefragt. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, trottete über den nahen Bergkamm ein Schaf und noch eines und noch eines, und schnell war da eine riesige Schafherde. Eine herrliche Herausforderung für Balou, der sich nur noch um die Schafe kümmerte, denn dafür war er schließlich auch geboren. Der Hund dachte keine Sekunde mehr an mich und auch nicht an die peinliche Situation, die entstand. Der zuerst erzürnt dreinblickenden Regisseurin erklärte ich die Situation und brachte sie schließlich zum Schmunzeln. Endlich war das letzte Schaf außer Sichtweite und Balou konnte sich wieder seiner Aufgabe beim Film widmen. Anschließend haben wir beide die Schafe noch einmal besucht, Balou war glücklich – und wenn mein Filmtier glücklich ist, kann ich mich für eine kurze, erquickliche Pause in die Wiese legen.
Warmduscher
Ob Papagei, Maus, Pferd oder Elefant, sie sind nicht stubenrein und
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