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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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abgeholt.
    Walt Disney is calling
    Die Amerikaner kochen auch nur mit Wasser, aber es kommt darauf an, welche Zutaten sie noch hinzunehmen. Bei dem Kinofilm »Hexe Lilli« stimmen diese offensichtlich, denn von Walt Disney international ins Kino gebracht zu werden ist der Ritterschlag für einen Kinderfilm.
    Die Zutaten: Man nehme die Kinderhauptrolle Lilli, gespielt von der frechen Alina Freund, ein Stück Hektor, den zum Fressen süßen Drachen, ein Kunstwerk aus der digitalen Abteilung mit der Stimme keines Geringeren als Michael Mittermeier, dazu achtzig Kilogramm Hieronymus, der böse Zauberer, originell dargestellt von Ingo Naujoks, eine Prise Mops in der Rolle des Serafim, der zusammen mit dem Zauberer Hieronymus Lilli und Hektor das Leben schwer macht, zwei Drittel Regisseur Stefan Ruzowitzky, dessen letzter Film »Die Fälscher« 2008 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde, und nicht zuletzt Anja Kling,
Yvonne Catterfeld und die große Dame des spanischen Filmes, La Dona Pilar Bardem. Diese Besetzungsliste erweckt das international erfolgreiche Kinderbuch garantiert zum Leben. Gedreht wurde außer in Wien und in den Babelsberg-Studios im Potsdamer Holländerviertel, das holländischer rüberkommt als Amsterdam. Was sollte da noch schiefgehen … Weder der Autor noch der Drehbuchautor hatten auch nur annähernd darüber nachgedacht, was ich, der mit auf der Zutatenliste stehende Filmtiertrainer, durchmachen würde, wenn ich das Drehbuch lese. Schwitzend saß ich vor einer kaum lösbaren Aufgabe, hier gibt es Tierszenen, die durchaus nicht dazu geeignet sind, eine Mopsdame gnädig zu stimmen.
    Der Mops an sich ist ja nun auch kein normaler Hund. Optisch ähnelt er eher einem Außerirdischen. Wenn Sie sich vielleicht an den ersten Teil des Hollywood-Kinoerfolges »Men in Black« erinnern? Will Smith und Tommy Lee Jones hatten so manches Problem mit Frank, dem Außerirdischen in Mopsgestalt. Kein Hals, die Schnauze kurz, dadurch zusammengequetschte Atemwege, extreme Hitzeempfindlichkeit, unsportlicher Körperbau, würden Sie ein Tier nach einer solchen Beschreibung charmant finden? Glauben Sie es mir, dieser Hund ist ein schlichtweg umwerfendes Wesen auf vier kurzen Beinen. Auch seine unglaubliche Spielfreude und ewige Treue machen den Schnarchzwerg unwiderstehlich.
    Doch genug geschwärmt, denn das Drehbuch lag auf meinem Schreibtisch und die Zeit bis zum Drehbeginn war nicht knapp, aber bemessen. Die Rolle des Serafim-Mops ist so anspruchsvoll, dass ich mindestens drei Möpse trainieren musste, um dieses enorme Pensum zu bewältigen. Der Hauptmops war sofort klar: Lea! Auch wenn diese Mopsdame ein Naturtalent ist und die Spielfreude von sieben Möpsen in sich trägt, würde ich Monate benötigen, um sie fit für die komplette Rolle des Serafim zu machen. Nun galt es, Doppelgänger für Lea zu finden,
denn Mops ist nicht gleich Mops. Es gibt schwarze, beige, es gibt längere Nasen, Pfannkuchennasen, schwarze Nasen auf hellem Hintergrund und helle Nasen auf schwarzem Grund und so weiter. So wurden neben Lea noch ein besonders sportlicher und ein auffallend schöner Mops von mir engagiert und trainiert.
    Jedes Drehbuch wird nach Bildnummern aufgeteilt. Ein Ausschnitt meiner Liste, in welchen Bildern der Hund vorkommt und was er für eine Aufgabe hat, sah für »Hexe Lilli« ungefähr so aus:
– Bild 28: Serafim würfelt mit einem Lederbecher fünf Würfel auf den Tisch.
– Bild 33: Serafim beißt Hieronymus in den Fuß, Hieronymus springt schreiend auf einem Bein herum.
– Bild 40: Hektor spuckt Feuer, Serafim versteckt sich in einem Bücherregal und entkommt den Flammen knapp.
– Bild 49: Serafim hebt sein Bein am Autoreifen, um zu pinkeln.
– Bild 92: Serafim trägt ein Ledergeschirr, mit dem er einen kleinen Wagen zieht, auf dem ein sehr großes Marmeladenglas steht.
– Bild 73: Serafim landet mit einer großen Staubwolke auf dem Kinderspielplatz und dreht sich dabei mehrere Male um seine eigene Achse, bevor er über den Rasen kullert.
    Das ist nur ein kleiner Auszug all der Aufgaben, die den Mops in einer Produktionszeit von sechs Wochen erwarteten. Lea war zudem aufgefordert, höchstpersönlich zu sprechen. Um die Produktionskosten nicht ins Uferlose zu treiben, gab es kein Budget für eine digitale Bearbeitung der Sprechszenen. Also: Wie bekommt man einen Mops dazu, zu sprechen?
    Ich öffnete für diese Szene meine Zauberbox und holte ein leckeres Knäckebrot, leicht &

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