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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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Verwaltungsapparat mussten in Szene gesetzt werden, da der rasende Radfahrer doch tatsächlich der Meinung war, Schmerzensgeld einklagen zu können – von einem Mops, und dafür, dass er unversehrt
geblieben war! Lea wurde zur »Sache« und da eine Sache keine Rechte hat, standen ihre gesundheitlichen Umstände gar nicht zur Debatte. Dem rücksichtslosen Radfahrer wurde, dank einer umsichtigen und menschlichen Richterin, kein Schmerzensgeld zugesprochen.
    Trotzdem, ein schaler Nachgeschmack bleibt: Warum in aller Welt sind Tiere vor dem Gesetz nur eine »Sache«? Wissen Sie warum? Ich weiß es nicht.

Tiere im Film? Ist das tiergerecht?
    Im vorletzten Jahrhundert wurden auf den Jahrmärkten in Schaubuden neben allerlei Kuriositäten auch optische Täuschungen präsentiert. Besonders beliebt waren Daumenkinos oder dreidimensionale Fotos. Im 20. Jahrhundert wurde der Film zur wichtigsten Visualisierungsinstanz. Aus den frühen Daumenkinos und dreidimensionalen Fotos wurden Filmvorführungen, die die Menschen anzogen wie das Licht die Motten. Kinos wurden erfunden und die Filmindustrie wuchs unaufhaltsam. Schnell wurde erkannt, dass die Tier-Mensch-Beziehung sehr gut zu vermarkten ist und große, gewinnträchtige Zuschauerzahlen garantierte. Mehr und mehr Tiere bevölkern bis heute Film- und Fernsehproduktionen. Auch aus Zeichentrickfilmen, wie den unvergessenen Disney-Produktionen »Bambi«, »Susi und Strolch«, »Das Dschungelbuch«, »Aristocats«, »Bernhard & Bianca« oder »Der König der Löwen«, sind sie nicht mehr wegzudenken.
    Wie ist es mit lebendigen Filmtieren? Hier habe ich eine sehr klare Haltung: Sie trainieren die Aufgaben, die ihnen das Drehbuch stellt, mit ihrem Trainer und sind dadurch beschäftigt und
ausgelastet. Sie kommen nicht auf »dumme Gedanken«, ihren Frauchen und Herrchen behilflich zu sein und eifrig den Garten umzugraben, Kissen zu entleeren, Tapeten zu entfernen, Stühle anzukauen und sonstige Hilfstätigkeiten anzunehmen. Dass das nur für Hunde gilt, ist weit gefehlt – Meerschweinchen, Papageien, Katzen, aber auch Pferde und Kühe können wie bereits beschrieben in ihrem Alltag Langeweile entwickeln und darauf durchaus kreativ reagieren. Ein sinnvolles Training tut daher beiden Seiten gut. Am Filmset kann das gut beschäftigte und geübte Tier dann zeigen, was es gelernt hat, und dieses Erfolgserlebnis stärkt sein Selbstbewusstsein.
    Hört sich das für Sie nach Vermenschlichung an? Ein Tier, das Probleme mit dem Selbstbewusstsein hat? Mangelndes Selbstbewusstsein entwickelt sich durch fehlende Anerkennung, und das nicht nur bei uns Menschen. Vielleicht verstehen Sie das noch bei dem gelangweilten Schoßhund, aber was ist zum Beispiel mit dem Elefanten, den man ja auch in Ruhe durch die Savanne spazieren lassen könnte? Für ihn gilt das Gleiche, soweit wir es mit einem Tier zu tun haben, das nicht mehr in der freien Wildbahn lebt. Meine Filmelefanten beispielsweise werden nicht aus der Savanne mit dem Helikopter eingeflogen, sondern ganz unspektakulär von einem Gnadenhof für Elefanten mit dem Transporter gebracht. Als Rentner wurden sie aus dem Zirkusbetrieb genommen, um auf einem schönen Fleckchen Erde sesshaft zu werden. Und trotzdem freuen sich die Dickhäuter immer mal wieder über einen kleinen Filmeinsatz! Sie genießen den Applaus und die Aufmerksamkeit vergangener Tage.
    Müssen wir die Tiere vor uns schützen?
    Unser Gewissen und die daraus resultierende Art, die Welt wahrzunehmen, entscheidet darüber, wie wir mit unseren Mitmenschen, unserem eigenen Leben und selbstverständlich auch
mit den Tieren dieser Erde umgehen. Jeder Mensch empfindet anders über die Art und Weise, wie Tiere gehalten, beschäftigt und integriert werden sollten. Das Tierschutzgesetz soll die Tiere schützen, vor den vielen unterschiedlichen menschlichen Auffassungen von Tierhaltung und den damit verbundenen Konsequenzen. Das heißt nichts anderes als: Wir schützen die Tiere vor uns selbst.
    Das eine Extrem unserer Gesellschaft vermenschlicht das Haustier regelrecht und stellt es auf eine Ebene mit den menschlichen Familienmitgliedern, während das andere Extrem alles tut, um mit den Nutztieren in großen Industriebetrieben den höchstmöglichen Profit zu erzielen. Versklavte Tiere, die nur einen Wert durch Gewinnerwirtschaftung darstellen. Dazwischen gibt es Unmengen Graustufen unterschiedlichster Tierhaltung, die mehr oder weniger im Sinne des Tieres praktiziert wird. Können wir der

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