Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Tier? Und doch haben so viele Menschen Angst davor oder empfinden Ekel. Mäuse und Ratten sind hellwach, blitzgescheit und mit einer ausgeprägten sozialen Kompetenz ausgestattet. »Der Schwanz ist so ekelig!«, höre ich immer wieder, auch von Mariele Millowitsch, die zusammen mit Max von Thun im Thriller »Die Stimmen« mit Ratten und Mäusen konfrontiert war. Die Tiere wurden als Versuchstiere in einem Internat gehalten, und wie es das Drehbuch so will, sind sie aus ihrem Gefängnis entkommen. Die Schüler geraten in Panik und einmal mehr wird die Angst des Menschen vor diesen possierlichen Nagern bedient.
Mit meinem Assistenten habe ich die langen Gänge und die große Aula, die für die Dreharbeiten vorgesehen waren, mit einem Leitsystem von fünf Zentimeter hohen Holzleisten ausgestattet. Diese Holzleistenstraße hat sich von der Kamera weg verjüngt, und am Ende wartete ein gemütliches Terrarium mit leckerem Nagerfutter bestückt auf die Ausreißer. Mäuse und Ratten laufen instinktiv nie in der Mitte einer Straße, eines Weges oder einer Höhle, sondern immer ganz dicht am Rand entlang. Obwohl sie gute Kletterer sind, genügen für Mäuse fünf Zentimeter hohe Leisten, um sie in ihre sichere Unterkunft zu lotsen. So stand dem Dreh der spannenden Mordgeschichte,
die souverän von Kommissarin Mona Seiler alias Mariele Millowitsch aufgeklärt wird, nichts mehr entgegen. Alle Mäuse haben überlebt!
Mann oh Mann, die Manns!
Meine Arbeit wird nicht ausschließlich von den Tieren geprägt, sondern sehr intensiv auch von den Begegnungen mit den Schauspielern. Von einem in dieser Hinsicht für mich besonders eindrucksvollen Einsatz möchte ich daher ein wenig ausführlicher erzählen. Diese Fernsehproduktion sucht ihresgleichen : drei großartige Teile »Die Manns. Ein Jahrhundertroman« unter der Regie von Dr. Heinrich Breloer. Die internationale Koproduktion gewann 2002 den Adolf-Grimme-Preis in Gold. Zusätzlich ging dieser wichtige deutsche Fernsehpreis an den Regisseur Breloer, an Horst Königstein für das Buch, Gernot Roll für die Kamera und die Darsteller Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres, Sophie Rois und Sebastian Koch. Aber das war noch nicht alles, auch der Deutsche Fernsehpreis 2002 wurde an »Die Manns« verliehen, sieben bayerische Fernsehpreise für den Regisseur und die Schauspieler, die Goldene Kamera 2002 für Heinrich Breloer und ein Emmy Award sprechen für sich und die Qualität dieser außergewöhnlichen, dokumentarisch erzählten Lebensgeschichte des Thomas Mann.
Aber nicht die beeindruckende Liste der Preise fasziniert mich an dieser Produktion, es waren die Begegnungen mit den Schauspielern und den Zeitzeugen um die charismatische Figur des Thomas Mann. Vieles erwartete mich bei dieser Verfilmung des bewegten Lebens des Literatur-Nobelpreisträgers und seiner Familie, ein Feuerwerk an Besetzung, Ausstattung und Locations. Inmitten dieses Spektakels der intelligente schwarze
Königspudel Felix und Schäferhund Franzi, die beide »geleast« und von mir speziell für diese Produktion trainiert worden waren.
Auf den Spuren von Thomas Mann ist das Filmteam seiner Fährte durch Europa gefolgt. Es schien uns allen, als wäre es gestern gewesen, die Person Thomas Mann war allgegenwärtig. Die erste Station war Sylt, hier verbrachten die Manns ihre gemeinsamen Familienurlaube. Eindringlich, mit wenig Aktion, aber einer perfekten Mimik, spielte Armin Mueller-Stahl diese Szenen.
Danach reiste der ganze »Mann-Tross« nach Küsnacht in die Schweiz, dem Exil von Thomas Mann. Eine romantische Villa mit Seeblick am wunderschönen Zürichsee. Die letzte internationale Station fiel leider dem Budget zum Opfer, statt des Strandes von Santa Barbara unter der heißen Sonne Kaliforniens sollte Almeria das spanische »Little Hollywood« sein. Hier wurde die Zeit, die die Manns im amerikanischen Exil verbrachten, gedreht. Die andalusische Sonne hatte es in sich, der Schutzfaktor der Sonnencreme wurde von Tag zu Tag höher. In Almeria wurden die Uhren zurückgedreht, die Ausstattungsabteilung versetzte ganze Straßenzüge in die Zeit um 1942, ob Oldtimer, Komparsen, Kleindarsteller, alles war perfekt nachempfunden. Und alle hatten Sonnenbrand.
Einmal saß Felix, der Königspudel, auf dem Beifahrersitz eines noblen 12-Zylinder-Convertible neben seinem Herrn Thomas Mann und musste bei der Ankunft vor dem Hotel neugierig aus dem Fenster schauen. Seine Augen waren auf mich
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