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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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Hunde in seinen Gesten und Worten so gut wie keine Motivation, immer wieder gehorsam zurück zum Filmherrchen zu laufen und diesem den Ball in die Hand zu legen. Lob motiviert und mangelnde Körpersprache verunsichert, auch Filmhunde wie Felix und Franzi.
    Was tun, um die Hunde zu motivieren? Ich wusste bereits vorab um die minimalistische Schauspielkunst von Armin Mueller-Stahl und las zwischen den Zeilen im Drehbuch, wie beiläufig und in Gedanken versunken Thomas Mann mit den Hunden agierte. Um der Situation aus dem Drehbuch für die Hunde einen Wiedererkennungseffekt zu geben, bereitete ich beide mit einer Ballmaschine, wie sie aus dem Tennissport bekannt ist, vor. Die Maschine spuckt völlig emotionslos alle paar Sekunden einen Ball aus und hält dazwischen die »Klappe«. Der Hund hatte die Aufgabe, den Ball immer wieder aufzunehmen und in eine kleine Plastikschüssel zu legen, die direkt vor der Ballmaschine stand. Stupide und langweilig, aber sehr wirkungsvoll, da sich beide Hunde an diese monotone Aufgabe gewöhnten. Natürlich war die Ballmaschine dabei stets nur mit einem Ball »geladen«, damit das Tier zwischen den einzelnen Bällen von mir positiv bestätigt werden konnte. Es ging um Qualität, nicht um Quantität. Felix und Franzi sind
wahrscheinlich die einzigen Hunde, die auch bei einem Tennisturnier eine gute Figur machen würden. Solange man sie ohne Schläger spielen ließe natürlich.

Menschen, Tiere, Emotionen

    T iere lösen bei uns meist einen ganzen Cocktail an Gefühlen und Emotionen aus. Genau diese sind es dann auch, die unsere Interaktion mit den »ach so süßen« oder aber »bösen und gefährlichen« Wesen oftmals schwierig machen. In diesem Kapitel möchte ich daher näher auf die Sache mit den Emotionen eingehen. Dafür konfrontiere ich Sie gleich mit meiner Grundthese: Tiere haben keine Emotionen.
    Ein kollektiver Aufschrei, emotionale Abwehr und Dutzende von Gegenargumenten sind meist die Reaktion, wenn ich diese These vorbringe. Dann heißt es: Mein Hund hat Gefühle! Er freut sich doch, wenn ich komme. Er ist traurig, wenn ich gehe. Neulich wollte er mich beschützen, weil er mich so gern hat. Er mag mich lieber als meine Frau. Und überhaupt: Warum fressen manche Hunde nicht mehr, wenn das Herrchen stirbt? Meine Katze ist beleidigt, wenn ich verreise. Sie spricht mit mir, weil sie mich verstehen kann. Sie tröstet mich, wenn es mir schlecht geht… Es gibt hier einiges zu sortieren.
    Zunächst: Warum gibt es eigentlich so viel Abwehr gegen meine These? Meines Erachtens liegt das darin begründet, dass das Argument, Tiere würden nichts fühlen, auch von Befürwortern von Tierversuchen und Massentierhaltung angebracht wird. Dass Tiere nichts fühlen, ist aber nicht der Punkt. Sie fühlen oder besser: empfinden sehr wohl. Sie haben Hunger und Durst, sie spüren Schmerz und qualvolle Enge, sie haben Angst und bekommen Panik oder sie fühlen sich wohl … Dass mit höherer Intelligenz der einzelnen Spezies vermehrt Emotionen einhergehen können, ist wahrscheinlich. Jede Eigenschaft des Menschen wurde bereits als Vorform bei den Tieren angelegt, denn schließlich stammen wir von ihnen ab. Und natürlich zeigen Primaten, Delfine oder Elefanten ein stärker »emotionales« Verhalten als Hühner. Aber lassen Sie uns das Ganze genauer untersuchen, bei den Tieren, bei uns und im Zusammenspiel von beiden.

Vermenschlichung – das Handicap für unser Tier
    Die Vorstellung, dass unser Liebling in der verschneiten Winterlandschaft frieren könnte, können wir nicht ertragen – also stülpen wir ihm einen Hundemantel über. Ist unsere Vorstellung aber auch die des Hundes? Hat er Spaß, mit dem Hundewintermantel herumzulaufen, deswegen von seinen Artgenossen als Außerirdischer wahrgenommen zu werden und in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt zu sein? Sicher gibt es Hunderassen, die nicht für Regen und Schneewetter gezüchtet wurden, wie beispielsweise der Peruanische Nackthund oder das Italienische Windspiel, aber grundsätzlich gehört der Mantel nicht zu den dringendsten Bedürfnissen eines Hundes, selbst wenn die Hundeboutique die schönsten Modelle in allen Größen bereithält.
    Wenn Sie mit Ihrem Hund Gassi gehen – wer von beiden will raus? Wollen nicht Sie sich gern an der frischen Luft die Beine vertreten und auf andere Gedanken kommen? Der Rhythmus des Hundes wird vom Besitzer bestimmt. Ist ein Ritual einmal eingeführt, wird Ihr Hund auf die Einhaltung bestehen. Diese

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