Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Kalbfleisch aus der Kühltheke Ihres Supermarktes. Dieses Fleisch landet vor allem deshalb dort, weil es »nebenbei« produziert werden muss, damit
die Kuh immerfort Milch gibt. Wird eine Kuh nicht tragend, sinkt die Milchleistung und versiegt früher oder später komplett, bis sie wieder »guter Hoffnung« ist.
In meiner kleinen Kuhherde konnte ich feststellen, dass Tiere, die die Herde anführen, wenn ich mit ihnen von einer Weide zur anderen ziehe oder sie zurück in den Stall hole, nicht die dominanten Kühe sind. Es sind nicht diejenigen, die sich am Wassertrog gegen die anderen erfolgreich behaupten, sondern es sind die Frechen, die Neugierigen, die, obwohl es Fluchttiere sind, verhältnismäßig wenig Angst zeigen. Die dominanten Tiere sind auf dem Weg von Weide zu Weide diejenigen, die in der Mitte der Herde den größten Schutz vor Angreifern und Raubtieren genießen. Diese Dominanz ist nicht die, die wir von Hunden kennen. Bei Kühen ist sie mit einem charakteristischen Sozialverhalten in der Beziehung der Kühe zueinander einzustufen und auf keinen Fall als persönlicher Charakterzug des einzelnen Tieres.
Die früheren Aufgaben auf dem Acker erfüllen die Tiere in der modernen Haltung schon längst nicht mehr. Sie stehen da, meist an der kurzen Kette, und werden abgezapft und gemästet. Wenn Kühe könnten, wie sie wollten, würden sie gemütlich über die Weide schlendern und mit einer geradezu philosophischen Gelassenheit bedächtig wieder- und wiederkäuen und dabei in aller Gemütsruhe ihre Kolleginnen und die Umgebung beobachten. Kühe, die dasselbe Gewicht auf die Waage bringen, suchen und finden sich gegenseitig, um möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen. Kuh und Kuh gesellt sich gern. Welche Kuh würde freiwillig viertausend Liter Milch und mehr im Jahr geben und ein Durchschnittsalter von nur vier bis fünf Jahren erreichen?
Meine Kühe übrigens leben in der Form der Mutterkuhhaltung. Dies ist eine natürliche Art der Haltung, in der das Kalb sechs Monate lang bei seiner Muter säugt und mit ihr zusammenlebt,
bevor Frau Mutter es entwöhnt, indem sie immer weniger Milch produziert und das Kalb immer mehr Gras zu sich nimmt. Ein natürlicher Abnabelungsprozess.
Übrigens fühlen sich Kühe bei ungefähr zehn Grad Celsius am wohlsten. Sollten Sie einmal in die Lage kommen, eine Kuh bei Laune halten zu müssen, klappt das am besten bei der empfohlenen Temperatur. Während die Kuh – wie wir Menschen ja auch – erfrieren kann, sobald ihr persönliches »Kraftwerk« nicht mehr genügend Energie und Wärme produziert, kann das einigen anderen Tieren nicht passieren: der Fliege zum Beispiel. Insekten schalten ganz einfach auf »stand-by« und werden erst wieder aktiv, wenn das Wetter angenehmer ist. Und damit kommen wir zu einem ganz besonderen Kapitel der Arbeit mit Tieren für den Film, einem, das am Ende den Zuschauern viel Freude bringt, ihnen aber auch den einen oder anderen Schauer über den Rücken jagt. Vor allem aber verlangt es den Beteiligten am Set so einiges ab.
Im Gruselkabinett der Kuscheltiere
Ein verzweifelter spitzer Schrei eine Minute vor Mitternacht – meine Mutter hat sich auf die in ihrem Bett versteckte Plastikschlange gelegt. Auf diesen Schrei hatte ich mit Spannung gewartet. Zwei Minuten nach Mitternacht setzte es eine Ohrfeige. Aber es machte mir einfach riesigen Spaß, Schwestern und Mutter mit Mäusen, Schlangen, Käfern und Würmern zu erschrecken.
In der Schule hatte ich durchaus Feinde, denn da war es eine meiner Spezialitäten, in der Pause die eine oder andere kleine Spinne in das Federmäppchen einer Mitschülerin zu sperren.
Wurden dann, nach der Pause, die Füllfederhalter aktiviert, war das Chaos vorprogrammiert. Ganze zwanzig Minuten schlug ich so heraus, denn bis der Lehrer die wild schreienden Mädchen wieder beruhigt hatte, ich die Spinnen in den Schulgarten entlassen hatte und endlich Ruhe im Klassenzimmer herrschte, blieb nicht viel mehr als die Hälfte einer Schulstunde übrig. So war ich einerseits beliebt und andererseits gehasst. Meine Mäuse begleiteten mich auch das eine oder andere Mal in die Schule. Noch heute habe ich das Bild einer Lehrerin vor mir, wie sie von Angst erfüllt auf einem der kleinen Tische stand und mich inständig anflehte, doch mit »diesen schrecklichen Tieren« nach Hause zu gehen. Das taten die unschuldigen Mäuse und ich doch sehr gern! Ich meine mich erinnern zu können, dass nach solchen Vorfällen fast immer
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