Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
selbst
den Weg zurück finden, zumindest in den allermeisten Fällen. Oder: Wissen wir, ob der seit einiger Zeit vor dem Supermarkt wartende Hund gerettet werden muss? Ist es sinnvoll, ihn mit Futter in das eigene Auto zu locken und mit nach Hause zu nehmen? Machen wir das am Ende mehr für uns selbst als für den vermeintlich in Not Geratenen?
Ohne uns bewusst darüber zu sein, retten wir im Alltag mit unseren Mitmenschen regelmäßig und durchaus häufig ohne Auftrag. Wir denken, wir können mit unserer Meinung einen Freund vor einem Fehler bewahren. Aber er begeht ihn trotzdem – vielleicht weil er ihn nicht als Fehler sieht? Vielleicht weil er unseren Rettungsversuch als Druck empfindet und die gut gemeinten Ratschläge nicht annehmen kann? Auch Ratschläge können Schläge sein. Letztlich kann nur gerettet werden, wer gerettet werden will. Ein beruhigtes Gewissen macht uns nicht zu qualifizierten Rettern.
Des Pudels Kern
Haben Tiere wirklich keine Emotionen? Je länger ich Pro und Kontra zusammentrug, desto klarer wurde mir, dass sich unsere Tiere Emotionen überhaupt nicht leisten können. Purzelbäume der Gefühle sind für Tiere nicht hilfreich. Ob sie das für uns immer sind, bleibt überdies dahingestellt. Tiere haben die klare Aufgabe in ihr Erbgut festgeschrieben, dass sie das Überleben ihrer Spezies sichern sollen. Das sich daraus ergebende zielorientierte Verhalten und die damit zusammenhängende Kompromisslosigkeit und unmissverständliche Körpersprache können nur mit minimalstem Einsatz von Emotionen so erfolgreich sein, wie sie sind.
Wir Menschen ticken zweifellos in der Basis gleich, auch wir haben die Grundbedürfnisse eines Säugetieres. Da geht es um Fortpflanzung, die anschließende Aufzucht der Nachkommen,
egal ob Nestflüchter oder Nesthocker, zu denen wir uns zählen. Tier und Mensch nutzen und benutzen denselben Lebensraum, brauchen Wasser, Nahrung, Schlaf etc. Was aber für uns zivilisierte moderne Menschen nicht mehr uneingeschränkt gilt, ist für Tiere weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung: die instinktiven Verhaltensstrukturen.
Mit diesem Wissen offenbart sich hinter den allgemein bekannten Schlagwörtern wie Erziehung, Pflege, Fürsorge, Ernährung ein wichtiger Schatz: Es ist der Schlüssel, der Ihnen den wirklichen Zugang zu Ihrem Tier aufschließt, der Ihnen das uneingeschränkte Verständnis für Tiere beschert und das überwältigende Vertrauen entstehen lässt. Das ist das Fundament, auf dem ein Zusammenleben mit dem Tier erfolgen kann. Und es ist natürlich auch das Fundament meiner Arbeit, die anders niemals so gut funktionieren würde.
Der Mensch ist für jedes Verhalten seines Tieres verantwortlich. Seine Verantwortung beginnt mit der Entscheidung, welches Tier mit all seinen angeborenen Verhaltensmustern für ihn das richtige ist, welchem Tier er sich gewachsen fühlt. Die mehr oder weniger genaue Kommunikation ist ausschlaggebend dafür, wie viele Missverständnisse sich zwischen dem Menschen und seinem tierischen Freund einschleichen. Wie wichtig es ist, dass es zwischen Mensch und Tier klappt, wird spätestens dann niemand mehr bestreiten, wenn es um ein Haustier geht, das durch seine körperliche Ausstattung zu einer gefährlichen Waffe werden könnte. Ein solches Beispiel ist der Dobermannrüde Zorro, der eben keine Waffe, sondern beruflich ein ausgeglichener Bestiendarsteller und privat ein wundervoller Kumpel ist.
Die Legende des Zorro
Der Regenwald gehört nach Südamerika, da war ich mir ganz sicher – bis zu dem Tag, als ich zu Dreharbeiten für den Film »Bis an die Grenze« im Bayerischen Wald in der Nähe von Zwiesel eintraf. Schon beim ersten Betreten des Drehortes wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein Paar dieser nicht sehr kleidsamen, meist in einem spannenden Jägergrün gehaltenen Gummistiefel, gepaart mit einem schicken gelben Regencape. Marcus O. Rosenmüller, der Regisseur des Films, hatte eindeutig versäumt, mit Petrus einen Kooperationsvertrag zu schließen, denn dieser hatte nur ein Wetterprogramm für uns parat: Regen, Regen, Regen. Von Anfang bis Ende der Drehtage, ständig waren alle und alles triefend nass. Das bayerische Endlos-Sauwetter war etwas übertrieben, auch wenn es zum dramatischen Stoff dieser Produktion perfekt passte – es ging um Menschenhandel – und schaffte für alle Beteiligten harte, oder besser gesagt: nasse Tatsachen.
Mit dem Dobermannrüden Zorro, der abgesehen von einer beeindruckenden Schulterhöhe
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