Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
ersetzen, der heute noch traditionell für die Jagd ausgebildet und eingesetzt wird. So konnte einmal mehr ein Tier, das für die gestellte Aufgabe kein Talent hat, vor einem nicht sinnvollen Einsatz geschützt werden. Unser Steinadler dagegen war in perfekter Kondition und erhob sich auf Kommando aus seinem Horst, spannte die Flügel und flog in einem eleganten Bogen direkt auf meinen Arm. Bis zum Ellenbogen war dieser mit Leder vor den messerscharfen Krallen des Vogels geschützt. Selbst aus einer kurzen Entfernung von zwanzig Metern erreicht der Adler mit ein paar Flügelschlägen eine Geschwindigkeit, für die die Wucht der Landung auf meinem Arm einen sicheren Stand voraussetzt. Der Rückflug auf den gereinigten Adlerhorst war durch das Vorbereitungstraining für das Tier eine Kleinigkeit. Längeres Kreisen in größeren Höhen kann nur im Revier des Adlers gefilmt werden, da der Greifvogel von nicht einzuschätzenden Windströmungen erfasst werden kann und diese ihn mehrere Kilometer weit davontragen. Im heimischen Revier kennen sich Vogel und Falkner aus, und somit findet der König der Lüfte auch wieder unbeschadet zurück. Die Flugszenen wurden deshalb in einer Second Unit mit einem kleinen Team am Originalstandort des Adlers gedreht.
Bambi & Co.
Wildtiere gehören zu einem Forsthaus und natürlich sind sie auch im Forsthaus Falkenau immer wieder Bestandteil in den verschiedenen Episoden – bestens für das Gefühlsleben, natürlich das der Zuschauer. In der jüngsten Staffel wird ein Kitz angefahren. Der schneidige Förster Leitner findet das arme Tier und kümmert sich gemeinsam mit der Tierärztin Marie Stadler alias Gisa Zach um Bambi.
Alle Jahre wieder sind verwaiste oder selbst verunglückte Kitze darauf angewiesen, mit der Flasche aufgepäppelt zu werden. Dadurch entwickeln die Tiere großes Vertrauen zu ihren Pflegeeltern, und so kann ich mit Ruhe und der nötigen Geduld ein solches Kitz auch für Filmaufnahmen einsetzen. Wildtiere bei Film und Fernsehen sind ein sensibles Thema. Bei diesen Dreharbeiten besuchte extra ein Beamter des Veterinäramtes das Set, um sich zu vergewissern, dass das Tier richtig und artgerecht behandelt wird.
Das wurde es natürlich. Hardy Krüger nahm »Bambi« auf seine Arme und brachte es vorsichtig und liebevoll auf den Hof in eine gemütliche, nach Heu duftende Pferdebox. Hier kümmerte sich Tierärztin Maria Stadler um das bezaubernde Tier und fütterte es mit einer Flasche voll Ziegenmilch. Danach schlief das Kitz satt und zufrieden ein … Der Regisseur war glücklich, die Schauspieler um eine Erfahrung reicher und der Herr vom Veterinäramt war äußerst zufrieden, denn Bambi wurde kein Haar gekrümmt.
Genauso wenig wie Biber Olli, der pro Quadratzentimeter Haut 23 000 Haare sein eigen nennt. Dieses dichte, weiche Fell schützt das Tier vor Nässe und Auskühlung. Der Europäische Biber wird etwa sechzig bis achtzig Zentimeter lang, seinen unbehaarten Schwanz nennt man Kelle. Damit er ein Leben im Wasser führen kann, hat er Schwimmhäute, beim Tauchen
verschließt er Nase und Ohren, was es ihm ermöglicht, bis zu fünfzehn Minuten unter Wasser zu bleiben. Das ist auch nötig, denn der Biber braucht diese Zeit, um seine Burg, deren Eingang sich unter Wasser befindet, zu errichten.
Genau so ein possierlicher Kerl sollte laut Drehbuch einen Baum annagen und fällen, daraufhin fängt ihn der Förster in einer großen Biberfalle, um ihn an einer anderen Wasserstelle wieder freizulassen. So kam Olli in mein Leben, der junge Biber wurde mir höchstpersönlich vom Biberbeauftragten Bayerns übergeben, damit ich ihn für die Filmaufnahmen vorbereiten konnte. Der Biber ist ein geschütztes Tier und seit zwei Jahrzehnten nimmt die Population der frei lebenden Tiere wieder zu. Verfolgt waren sie wegen ihrer grandiosen Fähigkeit, Dammbauten zu errichten, wofür die nagenden Architekten natürlich Bäume fällen und sich deshalb ziemlich unbeliebt machen. Bis zu zehn Wohnbaue in unterschiedlicher Form sind in einer Biberburg enthalten, mietfrei, sogar mitten in München an der Isar, direkt hinter dem Deutschen Museum. Olli ist in Gefangenschaft aufgewachsen und den Umgang mit Menschen gewöhnt. Biber sind normalerweise scheu und wir bekommen sie eher selten zu Gesicht. Gerade deswegen war es mir ein umso größeres Vergnügen, mich mit dem jungen Biber zu beschäftigen, der für sein Leben gern Weidenzweige frisst. Diese Vorliebe machte ich mir zunutze und servierte ihm
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