Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Tiere nicht. Sie leben im Moment und die Instinkte entscheiden, was jetzt das Richtige ist. Sitzt das Kaninchen starr vor »Angst« vor der Schlange, ist es eine leichte Beute. Hier erscheint uns diese angebliche Angst nicht als instinktive Überlebensstrategie, da sie im Gegenteil zum sicheren Ableben führt. Zeigt das Kaninchen dieselbe »angstvolle« Reaktion, wenn sich ein Greifvogel oder ein anderes Raubtier auf Beutezug nähert, ergibt sich allerdings ein Sinn. Das Kaninchen kann durch seine Starre von diesen Feinden viel schlechter wahrgenommen werden und sichert sich damit sein Überleben. Tiere wollen instinktiv nur eines: überleben. Mit ihren in das Erbmaterial eingebrannten Überlebensstrategien versuchen sie sich immer einen Weg zu bahnen, der mit dem geringsten Energieaufwand zur bestmöglichen Lebensqualität führt.
Revolutionäre Evolution
Dass wir andere Fähigkeiten zur Verfügung haben als unsere Tiere, liegt an der Evolution, die jeweils den Umständen entsprechend den optimalen Weg sucht. Der Selektion in der Natur, die einen großen Einfluss auf die Entwicklung nimmt, liegen die Lebensumstände, die Anforderungen an die Spezies und die sie betreffenden Umwelteinflüsse zugrunde. All das nimmt speziell während der Prägephase eines jeden Jungtieres Einfluss auf die DNA. Diese individuellen Einflüsse werden dort gespeichert und an die nächste Generation vererbt. Ich selbst habe schon mehrfach Katzenwürfe mit der Flasche großgezogen, da die Besitzer des Muttertiers keine Verwendung für die Kleinen hatten. Ohne mütterliche Zuwendung,
nur mit dem regelmäßigen Fläschchen und der Fürsorge von mir sind die Jungtiere stark verunsichert und stressanfällig. Ihr Körper trifft Entscheidungen, die nicht nur Einfluss auf ihr Verhalten nehmen, sondern auch auf die DNA zukünftiger Generationen, das Erbmaterial. Mit dieser Erfahrung wird gewissermaßen ein Buchstabe der DNA verändert und das Ergebnis als Ist-Zustand an die nächste Generation vererbt. Ob bei Katze, Hund oder Elefant – auf diese Weise wurde durch die Natur und zunehmend durch Eingreifen des Menschen ein jeweils ganz spezielles Verhalten selektiert. Hat dieses Verhalten Erfolg, werden sich diese Tiere in Zukunft besser durchsetzen und vermehren als die anderen Individuen dieser Spezies. Neben den Verhaltensstrukturen sind auch äußere Merkmale für ein Überleben notwendig. Als sehr plakative Beispiele eignen sich der Eisbär oder der Polarfuchs – gern auch das Schneehuhn, um nicht zu pelzlastig zu sein. Wir reden dabei nicht von Albinos, die durch ihre Pigmentlosigkeit sehr anfällig sind und aus diesem Grund als absolute Seltenheit in der Natur auftauchen. Die weiße Farbe des Fells mit Pigmentierung in Augen, Schnauze oder Schnabel und Krallen ist eine Genmutation, die zufällig entstand. Durch die weiße Farbe konnten sich die entsprechenden Tiere in ihrem von Schnee und Eis geprägten Lebensraum viel besser tarnen – und damit stieg die Überlebenschance. So konnten sich die Tiere mit der Tarnfarbe erfolgreicher ernähren und fortpflanzen als die anderen, die Selektion war perfekt.
Auch wir Menschen wurden von der Evolution hervorgebracht. Anscheinend sind wir nicht schlecht damit gefahren, haben wir uns doch nach und nach an die Spitze der Nahrungskette gesetzt. So hat jede Spezies ihre eigene, ganz individuelle Entwicklung genommen. Und ist es nicht legitim, wenn wir das akzeptieren und jede Spezies respektieren, wahrnehmen und fair mit ihren Vertretern umgehen, ohne unsere eigene,
für uns erfolgreiche Strategie einer anderen Spezies aufzuoktroyieren? Jede andere Spezies wäre mit ihren Fähigkeiten im Vergleich zu uns der schlechtere Mensch, und wir wären mit unseren Fähigkeiten der schlechtere Hund, die schlechtere Katze oder Maus. Ich jedenfalls projiziere – soweit es mir irgend möglich ist – keine menschlichen Eigenschaften mehr auf Tiere.
Instinktverhalten – die verlässliche Größe
Für das Training und die Arbeit mit Tieren ist es entscheidend, die »Sache mit den Emotionen« durchschaut zu haben. Umso schöner, klarer, erfolgreicher – und nicht weniger angenehm und ab und an sogar kuscheliger – wird das Miteinander. Tiere, die eine Lebenserwartung von durchschnittlich einem Jahr haben, kann ich nur eine entsprechend kurze Zeit trainieren. Genau deshalb ist es noch wichtiger, ihr instinktives Verhalten, auf das ich mich immer verlassen kann, für meine Trainingspläne zu nutzen – wie bei
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