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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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meiner Maus Amelie.
    Eine Sendung mit der Maus
    Für den Film »Lippels Traum« drehte ich mit einer Maus, die im Drehbuch als Überbringer eines Ringes beschrieben wird. Sie hilft mit, dass die in Gefangenschaft geratene Familie, deren Vater von Moritz Bleibtreu gespielt wird, einen Weg aus einem Labyrinth von furchtbaren Kerkern findet. In den unterirdischen Gängen des Hofgartens, mitten in München, fand man die perfekte Location für diesen Teil des Filmes.
    Einen Goldring durch einen feuchten Keller transportieren,
durch Mauselöcher aus Pappe hindurchschlüpfen und den Ring aus einem Berg von Pistazien retten, das kann keine gewöhnliche Maus. Eindeutig ein Fall für Mäusedame Amelie, deren Eltern schon erfolgreich im Filmgeschäft waren. Ich habe Amelie mit einer klitzekleinen selbst gebastelten Milchflasche großgezogen und dadurch eine besonders innige Beziehung zu ihr aufgebaut. Mit ihren sehr guten Sinnesorganen kann eine Maus nämlich sehr wohl erkennen, mit wem sie es zu tun hat. Moritz Bleibtreu übrigens war auch mit Mäusedame Amelie als Partnerin in diesem Film ein sehr kollegialer Schauspieler.
    Kleine Maus, was nun?
    Sollten Sie mal in die Verlegenheit kommen, kleine Mäusebabys großzuziehen, verrate ich Ihnen gern, wie es geht: Mäusebabys, die verwaist sind oder deren Mutter keine Milch produziert, können – bitte lachen Sie jetzt nicht – absurderweise mit Katzenmilch-Konzentrat aus der Packung ernährt werden. Hat man es in Wasser aufgelöst, wird ein Papiertaschentuch an einer Ecke fein zusammengezwirbelt, es dient als Mundstück für das Mausbaby. Mit einer kleinen Spritze wird die Milchzufuhr am gezwirbelten Teil dosiert, während der Winzling trinkt … und gedeiht. Das funktioniert übrigens genauso gut bei Fledermäusen.
    Die Basis des Mäusetrainings ist es, die Tierchen dazu zu kriegen, auf Nachfrage von A nach B zu gehen. Dabei wird mit Petersilie, Rucola, dem guten Schweizer Käse, der fast nur aus Löchern besteht, Parmesan und, auch das hört sich immer wieder lustig an, mit intensiv riechendem Katzenfutter gelockt und positiv bestätigt. Für das Filmtraining war meine Beziehung zu Amelie sehr wichtig. Sie kannte von Geburt an den Geruch von Menschen, sie war Berührungen und das Tragen
auf der Hand gewohnt. Ihr Überlebensinstinkt hat ihr geraten, dass es absolut sinnvoll sei, sich mir anzuvertrauen.
    Nun, in der ungewohnten Umgebung am Set, machten Amelie diese Dinge nicht nur keine Angst, es gab ihr sogar Halt, wenn sie mich spürte. Vor allem, wenn etwas anders als geplant und trainiert stattfand, nahm ich sie zu mir, um sie zu beruhigen. Meine Hand war durchweg positiv besetzt, weil sie der Maus ja immer Futter und Streicheleinheiten gegeben hatte. Das Prinzip der Motivation ist beim Training von Mäusen dasselbe wie bei allen anderen Säugern auch.
    Der Dreh mit Maus Amelie sorgte übrigens für einen besonderen Spaß, gegen den ich mich irgendwann sogar wehren musste. Immer wieder kamen Mitarbeiter aus dem Filmteam zu mir und fragten mit dieser seltsamen Mischung aus Interesse und Furcht, ob sie Amelie mal auf die Hand nehmen dürften. Ich hatte den Eindruck, dass regelrecht Wetten abgeschlossen wurden, wer so waghalsig sei, das Mäuschen auf sich herumkrabbeln zu lassen. Von Tag zu Tag wurden die Mutigen im Team mehr, und die kleine süße Amelie musste geschont werden. Um sie vor zu vielen Eindrücken zu bewahren, wurde ich zu ihrem Bodyguard.
    Auf die Instinkte kann ich mich verlassen. Zum Glück, denn der reinste Instinkt war Thema, als ich eine ganz andere Spezies zu Filmstars machen sollte: Heuschrecken.
    And the Oscar goes to ...
    Eine kleine Farm nirgendwo in Afrika, ein überwältigender Sternenhimmel über Nairobi, stolze, schöne Massai, aber auch Schlamm auf den Straßen, in dem man geradezu versinkt, Regenmassen, die sich unaufhaltsam vom Himmel stürzen, eine Schauspielerpersönlichkeit wie Matthias Habich … All das und viel mehr waren unvergessliche Eindrücke dieser Dreharbeiten
in Kenia. Auch Hollywood, die Oscar-Verleihung, Stars, Blitzlichtgewitter, rote Teppiche und Glamour pur gehören zu dieser Produktion, die in der Kategorie »Bester fremdsprachiger Film« 2003 endlich einmal wieder für Deutschland den begehrtesten Filmpreis erhielt.
    Aber es waren auch einmal mehr die Tiere, die mich bei dieser Produktion gefesselt haben. Meine Aufgaben in »Nirgendwo in Afrika« hießen Bodo (ein rothaariger Zwergdackel, der bereits in der Endlos-Serie

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