Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
wird in und um München und da nur die Szenen im Büro der Kriminalbeamten im Studio produziert werden, sind wir oft in Wohnungen von Privatpersonen oder in kleinen, individuellen Läden und Lokalen, um das Umfeld der Opfer oder Täter so realistisch wie möglich darzustellen. Ein Juwelier im Münchner Künstlerviertel Schwabing, eine Galerie auf der schicken Maximilianstraße oder eine Wohnung im verrufenen Hasenbergl, überall gilt es Mörder zu jagen, Diebe zu stellen und Leichen zu finden.
Für die Dauer der Dreharbeiten werden Häuser, Wohnungen, Läden, Lokale und sonstige dem Lokalkolorit entsprechende Schauplätze von der Produktion angemietet. Da komme ich also mit einem Hund im Schlepptau in einer wildfremden Wohnung an und fühle mich zuerst einmal wie ein Eindringling. Die eigentlichen Bewohner der Räume wurden freundlich, aber bestimmt hinauskomplimentiert, damit sie dem Team einerseits nicht im Weg stehen und andererseits keine Herzattacke erleiden, wenn sie miterleben müssten, was aus ihren Räumen gemacht wird. Kein Mensch kann sich vorstellen, wie viele Meter Kabel auf kleinstem Raum Platz haben. Und sollte die hellbeige Wand hinter dem Kamin nicht zum Drehbuch passen, wird sie in kürzester Zeit stierblutrot gestrichen, im
Notfall wird auch noch der Kamin demontiert. Sollte doch der eine oder andere »Vermieter« vorbeikommen, um die Schauspieler endlich einmal persönlich zu sehen, wird er meist etwas blass um die Nase, da in seinen Räumlichkeiten nichts mehr so ist, wie es war. Ein scheuer Blick auf das Namensschild an der Eingangstür soll Hoffnung geben, dass man sich möglicherweise doch in der Tür geirrt hat. Doch keine Angst, vermieten Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung ruhig an ein Filmteam, alles wird später wieder so sein, wie es vorher war, und Ihr Konto ist dankbar. Kommen Sie jedoch nie einfach zufällig vorbei, es könnte lebensbedrohlich sein. Schauen Sie nicht zurück, wenn Sie gehen, und kommen Sie erst wieder nach Hause, wenn alles getan ist.
Nichts ist dem Zufall überlassen, alles, was der Zuschauer sieht, ist vorsätzlich inszeniert und arrangiert. Auch im Tatort »Der oide Depp«, in dem es um die Aufklärung eines Prostituierten-Mordes in den sechziger Jahren geht. In den Rückblenden stimmt jede Kleinigkeit der Ausstattung. Tatjana Büchner leistete ganze Arbeit. Angefangen bei den Autos der damaligen Zeit über den Einrichtungsstil bis hin zur Kleidung, die von der Kostümabteilung detailgetreu nachgeschneidert wurde. Udo Wachtveitl alias Franz Leitmayr hatte in dieser Folge eine heftige Auseinandersetzung mit einem Vierbeiner. Ein wild gewordener Kampfhund der Marke Dobermann bedrohte ihn, der Hund sollte ihn anspringen, anknurren und einen Teil seiner Kleidung zerfetzen. Natürlich durfte dem wertvollen Kommissar keine seiner Locken gekrümmt werden, und so übernahm ich den Stunt und stürzte mich mit einem braunen Trenchcoat, Jeans und Udo Wachtveitls Schuhen ins Kampfhund-Getümmel. Der Dobermann und ich hatten einen Riesenspaß, obwohl dieser als solcher für alle Außenstehenden sehr schwer erkennbar war. Zähnefletschend, knurrend und mich immer und immer wieder anspringend zeigte mein »gefährlicher«
Dobermann, was er mit mir zusammen aus der Filmhund-Zauberkiste holen kann. Ich verkaufte ihm die Situation als aufregendes Spiel, das er mit großem Eifer und fünfzig Kilo schwerem Einsatz bewältigte. Bietet sich mir die Möglichkeit, selbst als Double für den Schauspieler einzuspringen, kann ich dem Tier, sozusagen aus erster Hand, die Signale geben und ihm direkt zeigen, was ich von ihm erwarte. Erfolg ist dadurch vorprogrammiert und vor allen Dingen klappt’s gleich bei der ersten Klappe.
In der Tatort-Folge »Sechs zum Essen« zeigt der beliebte Kollege von Batic und Leitmayr, Kommissar Carlo Menzinger alias Michael Fitz, dass er gern zu zweit wäre, denn er versucht sein Glück auf einer Veranstaltung für Singles, wenn auch vergeblich. Er wird zum Nebenbuhler für einen anderen Bewerber um eine junge, hübsche Frau. Nur leider wird der andere, zwar überraschend für alle Beteiligten, jedoch mit voller Absicht überfahren. Nun müssen die beiden Hauptkommissare ran, obwohl sie selbst Singles sind und sich dieser Problematik ungern stellen. In der Wohnung einer verdächtigen, allein lebenden jungen Dame erwartet sie mein Elvis! Ein riesiger, weißer Pyrenäenberghund, der ohne Unterbrechung sabbert. Elvis hatte die Aufgabe, alle Besucher der Wohnung
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