Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
mehr.
Genau hier musste ich entscheiden, ob ich für Toffee ein neues Zuhause suchen wollte, weil ich nicht bereit war, etwas Neues
zu lernen. Oder war ich bereit, diesen eigenwilligen Hund verstehen zu lernen und mein Verständnis für Tiere damit zu erweitern? Es ging nicht mehr um ein Präge- und Sozialisierungsproblem. Ich entschied, mich auf die Ebene von Toffee und all ihre nachgeahmten und vor allem auch angeborenen Strukturen einzulassen und mithilfe dieser Sichtweise die Erkenntnis zu entwickeln, wie ich ihre Fähigkeiten positiv kanalisieren, sprich richtig einsetzen kann. Ich habe mich nicht nur für Toffee entschieden, sondern habe mich ganz auf sie, ihre Fähigkeiten und Talente eingelassen. Ich habe dem Tier Hilfestellungen gegeben und mir von ihm helfen lassen, sodass wir beide einen Weg finden konnten, uns auf einer Ebene des Verständnisses und Vertrauens zu treffen. Es war wie ein Knoten, der sich bei der jungen Hündin löste. Sie legte plötzlich größten Eifer an den Tag, als sie spürte, dass ich neue Möglichkeiten zulasse und sie so nehme, wie sie ist. Seither nimmt auch sie mich, wie ich bin. Um eine Erkenntnis war ich wieder reicher. Oftmals braucht man wahrhaft detektivische Züge, um zu erkennen, wo es in einer Mensch-Tier-Beziehung klemmt und was es zu tun oder besser: zu lernen gilt. Bevor wir daher weiter nach tierischen Eigenheiten, die unser Leben verbessern können, Ausschau halten, besuchen wir doch ein paar (beinahe) echte Detektive, die vom »Tatort«.
Tatort München – Pfoten hoch!
Es ist Sonntagabend, 20.15 Uhr: Eisig blaue Männeraugen schauen aus dem Fernseher, ein Fadenkreuz ist zu sehen, eine Titelmelodie erklingt, die seit vierzig Jahren die Herzen der zahlreichen Fans höher schlagen lässt. Das sind die Zutaten zum Intro der berühmtesten Krimiunterhaltung im deutschen Fernsehen. Am 1. Januar 1991 traten zum ersten Mal die beiden Münchner Hauptkommissare Ivo Batic alias Miroslav Nemec
und Franz Leitmayr alias Udo Wachtveitl ihren Dienst an. In der Folge »Häschen in der Grube« hieß es, ein ganzes Versuchslabor mit Tieren zu »bestücken«, und so hielt ich in einem Institut mit einer Arche von Tieren im Gepäck Einzug. Man hatte mir einige Laborräume zur Verfügung gestellt, um daraus ein Tierversuchslabor zu zaubern. Aber wo in aller Welt waren diese Räume bloß? Durch ein Labyrinth von schier endlos wirkenden Fluren, Treppenhäusern und undefinierbaren Räumen wanderten meine Assistenten und ich hintereinander her, im Gepäck Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Ratten, Katzen und Hundewelpen. Auf diesem Irrweg durch das weitläufige Institut trafen wir auf einige Patienten, die sich zu Recht über die Tierkarawane wunderten und vermuteten, sie seien im falschen Film. Eine willkommene Abwechslung im grauen Patientenalltag. Und so trafen wir mit großer Verspätung, jedoch glückliche Patienten hinter uns lassend, endlich am Set ein.
Die beiden »Kommissare« warteten schon auf uns und starteten erst einmal eine Schmuseattacke mit den Tieren. Neben den sogenannten Labortieren, die im Käfig saßen, sollte eine Katze zusammen mit Miroslav Nemec spielen. Das Drehbuch sagte, dass diese Katze aus ihrem Laborgefängnis ausgebüchst sei und Kommissar Batic auf die Schulter springen solle, um ihn von dieser Position aus laut schnurrend zu beschmusen. Liebevoll bringt der Schauspieler den Stubentiger zurück in seinen viel zu kleinen Laborkäfig. Miro motivierte durch seine feinfühlige Art, mit dem Kater umzugehen, Bonobo zu Höchstleistungen. Die beiden waren ein harmonisches Team und sahen zudem noch umwerfend gut aus. Meist sind es meine wunderschönen, hochtalentierten Abessinier, die für die »Tatort«-Katzeneinsätze engagiert werden.
Immer wenn ich Udo Wachtveitl und Miro Nemec treffe, ist es ein freudiges Wiedersehen, da sie wirklich mit jedem Tier, das
ich ihnen vor die Nase setze, auf Du und Du sind. Miro Nemec hat einen besonderen Draht zu Katzen, jede Drehpause wird von ihm genutzt, um sich mit den Samtpfoten zu beschäftigen. Diese beiden »Kommissare« sind Schauspieler, die das Herz am richtigen Fleck haben und denen es Freude macht, mit den Tieren zu arbeiten, egal was das Drehbuch vorsieht, ob Kaninchen, Tauben, Ratten, Mäuse, junge Hunde, kleine Hunde, große Hunde, sabbernde große Hunde, gefährliche große Hunde, kleine Katzen, große Katzen, zickige, schmusige, kurzhaarige, langhaarige Stubentiger … Alle sind willkommene Kollegen.
Gedreht
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