Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Filmteams erreicht werden. Die nicht wirklich diese Bezeichnung verdienende Straße dorthin führt durch eine karge Landschaft östlich von Nairobi, die in der kenianischen Sonne fast zu Beton gebrannt wurde. Aber wehe, es fing an zu regnen, was tatsächlich kurze Zeit vor Drehbeginn passierte: Der Himmel öffnete seine Schleusen und so war der Weg zum Dorf bald unpassierbar. Es gab nun zwei Möglichkeiten: die ganze Ausrüstung samt Team im Matsch versinken zu lassen oder in Nairobi auf die Rückkehr der Sonne zu warten. Wir entschieden uns für das Warten und wurden mit Sonne belohnt.
Für die Einwohner von Mukatani gab es neben der Aufregung der Dreharbeiten später noch eine große Überraschung: Das Filmteam gründete die Mukatani-Stiftung, um den Dorfbewohnern nachhaltig zu helfen. Gemeinsam mit World Vision wurde eine richtige, eine echte Straße, die nach Mukatani führt, gebaut.
»Nirgendwo in Afrika« erhielt während seines Siegeszuges nicht nur den Oscar, sondern auch eine Nominierung für die Golden Globe Awards. Der deutsche Filmpreis knauserte ebenfalls nicht mit Superlativen: Bester Film, Beste Kamera, Beste Regie, Beste Filmmusik, Beste Hauptdarstellerin und Bester Nebendarsteller!
Leider konnte die Regisseurin Caroline Link ihren Oscar-Triumph nur von zu Hause aus genießen. Ihre Tochter war erkrankt, und so saß die Heldin des deutschen Films im Schlafanzug vor dem Fernseher und erlebte, dreiundzwanzig Jahre nach dem letzten deutschen Beitrag »Die Blechtrommel«, der mit der begehrten Statue ausgezeichnet wurde, die Worte: And the Oscar goes to … »Nirgendwo in Afrika«. Schon 1998 war ihr Debütfilm »Jenseits der Stille« nominiert worden. Diesmal hatte sie es geschafft, sie war überglücklich und mit ihr das ganze Team. Deutschland war stolz auf seine Caroline Link. Und meine Kleindarsteller? Mit dem Ende der Dreharbeiten waren dann auch die letzten der Wanderheuschrecken eines natürlichen Todes gestorben. Zwei bis drei Monate, etwa so lange wie die Dreharbeiten, währt die Lebensdauer eines solchen Tieres. Danke, all ihr Locustae migratoriae und Schistocercae gregariae !
Von Tieren lernen
W as lehren uns die Tiere? Springen, bellen, beißen, kratzen, wiehern? Wenig sinnvoll. Doch sie lehren uns, unsere Sinne zu benutzen, unsere Körpersprache einzusetzen, auf unsere Instinkte zu vertrauen und das Leben so zu sehen, wie es ist. Es gibt eine ganze Menge, was wir uns von ihnen abschauen können. Die beste Nachricht ist: Mit nahezu allen Fähigkeiten, die die Tiere besitzen, um ihr Leben erfolgreich zu bestreiten, sind auch wir ausgestattet. Anatomische Unterschiede und die Intensität der Ausprägung gilt es natürlich zu beachten. Doch so ziemlich alle ihre Sinne stehen auch uns zur Verfügung, wir müssen sie lediglich nutzen. Meine Arbeit mit den Tieren lässt mich nie aufhören, zu lernen. Zum einen will ich sie immer besser verstehen, zum anderen aber lerne ich aus ihrem Sein für mich, für das Leben als Mensch. Und genau dazu lade ich Sie in diesem Kapitel auch ein.
Mensch, mach’s nach!
Seit Menschengedenken schauen wir uns die wesentlichen Dinge von der Natur ab. Ganz schön clever und obendrein ein Erfolgsrezept! Ist es Inspiration, die uns zur Nachahmung der Genialität des perfekten Ineinandergreifens der einzelnen Zahnräder bei Mutter Natur motiviert? Wir kopieren beinahe alle ihrer ausgeklügelten Mechanismen, sobald wir sie durchschaut haben.
Das Original und seine Kopie
Denken Sie an eine Straße, die wir unter der Erde anlegen, wie das der Maulwurf oder die Mäuse tun. Denken Sie an Neoprenanzüge, die wir zum Surfen oder Tauchen tragen und deren Material der Fisch- und Seehundhaut gleicht. So ein sexy
Anzug macht das Element Wasser, das doch mancherorts ziemlich frisch daherkommt, für uns Menschen schon viel gemütlicher.
Biber benutzen eine Rutsche, wenn sie schweres Baumaterial oder Nahrung wie Maisstauden von den Weiden nahe dem Ufer zu ihrer Baustelle im Wasser transportieren. Diese Biberrutsche ist wie ein geteiltes Abwasserrohr, das einen Weg über die Böschungen zum Wasser bildet. Das Prinzip ist genau wie beim Notausstieg eines Flugzeuges. Und glücklich spielende Kinder benutzen eine Kopie dieses Biberbauwerks, wenn sie auf der Wasserrutsche oder der Rutschbahn auf dem Kinderspielplatz toben.
War Ikarus der erste Flieger oder Otto Lilienthal – oder waren es doch die ersten Vögel, die schon vor mehr als einhundertvierundzwanzig Millionen Jahren
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