Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
mit seiner Anwesenheit zu beglücken und zu bedrängen. Die beiden verfolgten Hauptkommissare versuchen immer wieder, dem Hund zu entkommen oder ihn auszusperren. Doch jedes Mal gab das Drehbuch vor, dass es ihnen entweder nicht gelingen sollte oder der Hund auf verschlungenen Pfaden den Weg zurück in die Wohnung findet. Eine lästige Angelegenheit, diesem weißen Riesen immer wieder zu begegnen, von den weißen Sabberfäden ganz zu schweigen.
Bevor es am Set ernst wurde, habe ich Elvis den Weg von der Eingangstür bis zum Hintereingang gezeigt, um ihm klarzumachen, dass er auch über diesen Weg in die Wohnung kommt.
Danach sollte Elvis an der geschlossenen Eingangstür außen mit dem Kommando »Bleib« absitzen. Ich bin geschwind durch den Hintereingang in die Wohnung gerannt, um ihn von dort aus zu rufen. Mein schlauer Riese hat sofort kombiniert, hat sich über den Hintereingang Zutritt zur Wohnung verschafft und wurde dafür natürlich von mir belohnt. Es wurde ernst, die Kamera lief, die Klappe war gefallen und das »Bitte« des Regisseurs war der Startschuss für die Schauspieler. Der Rundlauf von Elvis konnte beginnen. Mit dem trainierten Zeichen richtete ich meinen Finger auf die Kommissare und sagte »lieben«. Sofort schmuste Elvis, was die Hundezunge hergab. Die abgeleckten Kommissare nahmen den Hund am Halsband und führten ihn vor die Haustür. Von dort aus rannte der sabbernde Elvis zur Hintertür, kam in die Wohnung, um durch meinen Fingerzeig auf die Schauspieler erneut kundzutun: »Ich liebe euch alle so sehr!« Bis er wieder vor die Eingangstür gesetzt wurde. Viele Male rannte Elvis dieselbe Strecke, bis die Szene endlich im Kasten war, sehr zur Freude der »geliebten« Hauptdarsteller.
Der zweite Hund in dieser Tatort-Episode wurde von Pelzchen gespielt. Wie immer mit Bravour mimte die kleine, graue Hündin eine wild kläffende Nervensäge, während sich die beiden Kommissare auf einer Parkbank sitzend ein wenig Ruhe verschaffen wollten. Nichts da, der kleine bellende Köter ließ keine Sekunde der Ruhe aufkommen, obwohl sich Batic und Leitmayr um den liebeskranken Kollegen Carlo kümmern wollten, der auf der Suche nach seinem Glück hoffnungslos vom Pech verfolgt wurde.
»Tatorte« bieten wirklich jede Menge tierische Spannung. Ein Herz für eine alte Dame bewies Hauptkommissar Batic in der Folge »Häschen in der Grube«. Er versorgte die Katze dieser Dame, die der Drehbuchautor kurzerhand ins Krankenhaus geschickt hatte. Nun entwischte der Kater aus der Wohnung
und die beiden Kommissare starteten in einer aufwendigen Nacht-und-Nebel-Aktion die Suche nach der heißgeliebten Katze. Aus schlechtem Gewissen kaufte Batic einen in rosa Plüsch gehüllten Kratzbaum und weitere überflüssige Accessoires, die keine Katze wirklich braucht. Mein Abessinierkater Bonobo war einmal mehr der wunderschöne Ausreißer. In der Folge »Im freien Fall« war es meiner Abessinierdame Lieschen Müller vorbehalten, das Revier der Münchner Kommissare ein ganz klein wenig durcheinanderzubringen. Es war ihr ein großes Vergnügen, die Heimsuchung im Polizeibüro zu spielen. Allerdings ist so ein Einsatz nicht mit jeder Katze möglich. Um ein wohlgeordnetes Chaos, wie es das Drehbuch verlangt, zu spielen, bedarf es folgender Zutaten: eine spielfreudige und verfressene Katze sowie viele Meter Nylonfaden, die von der Kamera unbemerkt das festgeknotete zerknüllte Papier, Kugelschreiber und Büroklammern zum Leben erwecken. Die Katze fegt natürlich wie wild hinter diesen beweglichen Büroutensilien her, ohne darauf zu achten, was ihr auf ihrer Jagd alles zum Opfer fällt, da wird keine Rücksicht auf volle Kaffeetassen, sortierte Polizeiberichte oder Telefonkabel genommen. Die Sandwiches mit Hühnchenbrust in offenen Schubladen werden selbstverständlich gern als Happen zwischendurch mitgenommen. Auf solche Drehbuchseiten des Münchner »Tatorts« freue ich mich alle Jahre wieder.
Heiße Spur ins Tierreich
Wer dieser Spur folgt, wird nicht auf Mörder, Diebe oder Kommissare stoßen, sondern auf ein paar letztlich ganz einfache Gesetze, die uns das Leben enorm erleichtern können. Es gibt ein paar grundlegende Regeln in unserem Leben und dem der Tiere. Während es in der Tierwelt ums nackte Überleben geht und nur das Gesetz der Natur gilt, haben wir Menschen
das Zusammenleben untereinander kultiviert – und dennoch wirken im Grunde die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Gesetze. Wir Menschen haben den Tieren
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