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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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wurde mir komisch zumute. Ich hatte ein ganz flaues Gefühl im Magen und auch etwas Angst. Dann klopfte jemand an die Toilettentür, und ich zog ab und ging hinaus.
    Danach hielt ich mich von ihrem Teil des Büros fern. Ich ging auch nicht in die Kantine, obwohl es Freitag war, und wartete, bis alle anderen mit ihrem Mittagessen fertig waren, bevor ich selbst Pause machte. Wenn ich den Mund hielt, würden sie vielleicht den Besuch im Pub vergessen. Zumindest hoffte ich das. Doch gerade als ich im Personalzimmer ein Wurstbrötchen aß, kam Karen herein.
    Dieses Mal war sie allein. Sie setzte sich direkt vor mir auf die Tischkante. Sie trug einen ziemlich kurzen Rock und hatte keine Strumpfhose an, sodass ich praktisch alles sehen konnte. Aber ich schaute nicht hin. Ich starrte lieber auf mein Wurstbrötchen. Da Karen so nah und so hoch über mir thronte, wäre jeder andere Blick unschicklich gewesen.
    Für eine Weile sagte sie nichts, und ich tat so, als hätte ich sie nicht gesehen. Dann fragte sie: «Und, was machst du am Feiertag, Nigel?»
    Jetzt musste ich zu ihr hochschauen. Sie hatte so ein enges, ärmelloses Oberteil an, deshalb schüttelte ich schnell den Kopf und schaute wieder weg. Ich wünschte, sie würde gehen. «Keine Ahnung», sagte ich. Ich biss wieder von meinem Wurstbrötchen ab und hoffte, dass sie den Wink verstand. Tat sie aber nicht.
    «Cheryl würde dich echt gerne besuchen, weißt du?», sagte sie, und ich wünschte, ich hätte nicht weitergegessen, denn mein Mund wurde total trocken, und ich konnte nicht schlucken. Karen schlug direkt vor meinem Gesicht ihre Beine übereinander, und ich konnte jetzt sehen, dass sie etwas Weißes unter ihrem Rock trug. Dabei wollte ich gar nicht hingucken. Es war völlig unbeabsichtigt.
    «Würde es dir denn nicht gefallen, wenn sie dich am Montagnachmittag besucht?», fragte sie und rutschte näheran die Tischkante heran. Ich zuckte nur irgendwie mit den Schultern. Ihr Parfüm war anders als Cheryls. Herber. Dann sagte sie: «Ich glaube, sie mag dich. Merkst du das nicht?» Ich sagte nichts. Mit dem Wurstbrötchen im Mund konnte ich auch gar nicht anders. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
    «Aber es stimmt», fuhr Karen fort. «Und ich weiß, dass sie dich Montag echt gerne besuchen würde. Dir würde das doch auch gefallen, oder?» Ihre Knie waren genau vor meinem Gesicht. Mir wurde total heiß, nicht nur im Gesicht, sondern überall, und ich nickte, ohne darüber nachzudenken. Sie grinste und sagte: «Ja, das dachte ich mir.» Dann rutschte sie von der Tischkante und stand direkt vor mir. Ich konnte nicht wegrücken, weil mein Stuhl schon vor der Wand stand.
    «In Ordnung. Dann bis Montag», sagte sie und ging davon.
    Ich wartete, bis sie weg war, und spuckte dann das Wurstbrötchen in meine Hand.
     
    Als wir damals in den Pub gezogen sind, erzählte mir mein Papa, dass es in diesem Stadtteil überall unterirdische Tunnel gäbe. Viele von ihnen sind richtig alt, sagte er, und früher waren sie einmal alle miteinander verbunden. Ich fand das toll, besonders weil ein Teil davon nun uns gehörte. Wenn wir eine Lieferung bekamen, ging ich immer mit meinem Papa in den Keller, und während er die Fässer sortierte, untersuchte ich den Gang. Eigentlich gab es nicht viel zu entdecken, aber man merkte, dass er total alt war. Er war nicht weiß getüncht wie unser Keller und hatte eine Gewölbedecke. Außerdem war er nicht besonders hoch, was daranlag, dass die Leute früher kleiner waren als heute, wie mein Papa sagte.
    Als Kind kam er mir unendlich vor, und bevor mein Papa ein Licht anbrachte, wurde es immer dunkler, je weiter man ging. Ich traute mich nie, bis zur Tür am anderen Ende zu laufen. Mein Papa hatte einmal versucht, sie aufzumachen, aber sie war auf beiden Seiten verriegelt. Er meinte, dass wäre auch gut so. Seiner Meinung nach führte der Gang dahinter unter der Stahlfederfabrik entlang, die gleich hinter dem Pub lag. Er wollte schließlich auch nicht, dass jemand von der anderen Seite in unseren Keller kommen konnte.
    Nachdem die Fabrik geschlossen wurde, nahm mein Papa ein Stemmeisen und hebelte die Tür auf. Ich war total aufgeregt. Ich hatte mir die ganze Zeit alle möglichen Dinge auf der anderen Seite vorgestellt. Doch als er sie aufmachte, war dort nur ein weiterer Keller. Er war ein bisschen kleiner als unserer, hatte aber diese engen, höhlenartigen Nischen in den Wänden. Drei auf jeder Seite, jeweils gut sechs Quadratmeter

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