Tiere
Hose war nass. Deshalb zog ich mir die Gummihandschuhe an, die meine Mama immer zum Abspülen benutzt hat, und ihre zweitbeste Schürze. Das Vieh war total schwer, aber ich musste es nicht hochheben. Da der Boden mit Linoleum und nicht mit Teppich ausgelegt ist, ließ es sich ziemlich leicht durch die Küche und die Schankstube zur Kellertür schleifen. Auf der Treppe wurde es etwas schwierig, aber ich ging die Stufen rückwärts runter und zog es hinter mir her. Danach war es nicht mehr so schlimm, denn unten ist alles eben. Ich schleifte es durch den Gang und in den hinteren Keller. In einem der Abteile lag eine alte Matratze, auf der ich das Vieh ablud. Ich hatte keine Ahnung, ob es sterbenwürde oder nicht, stellte aber ein Glas Wasser hin, falls es aufwachen sollte.
Als ich etwas später wieder runterging, war es immer noch nicht wach. Gestorben war es aber auch nicht. Es sah so aus, als würde es einfach schlafen, und ich begann mich zu fragen, was passieren würde, wenn es tatsächlich aufwacht. Ich wollte nicht runterkommen und die Tür aufschließen und einem wildgewordenen Vieh gegenüberstehen. Dann fiel mir der große Maschendrahtverschlag im Hauptkeller ein, in dem mein Papa immer die Flaschenkisten gelagert hat, damit Einbrecher nicht so leicht an sie rankamen. Erst überlegte ich, das Vieh wieder aus dem Abteil und in den Verschlag zu schleppen, aber die Idee gefiel mir nicht. Ich wollte es lieber nicht im Hauptkeller haben. Schließlich gelang es mir, die Maschendrahttür mit den alten Werkzeugen meines Papas zu lösen. Sie war groß genug, um das Abteil damit zu verschließen. Mir war nicht ganz klar, wie ich sie befestigen sollte, aber dann erinnerte ich mich an die großen Schrauben, die übrig geblieben waren, als mein Papa das neue Schild draußen angebracht hatte. Die Arbeit hat mir echt Spaß gemacht. Mein Papa war immer ein guter Heimwerker gewesen, und wenn er mich ließ, habe ich ihm gerne geholfen.
Nachdem ich fertig war, machte das Drahtgitter vor dem Abteil einen recht soliden Eindruck, doch um sicherzugehen, holte ich noch ein paar Holzlatten zur Verstärkung. Erst als ich einen Schritt zurücktrat und mein Werk begutachtete, fiel mir ein, dass es nun echt schwer werden würde, das Vieh wieder rauszulassen. Immerhin hatte ich am Boden eine kleine Lücke gelassen, durch die man Futter hereinschieben konnte.
Die Sache mit dem Schwarzen war so leicht gewesen, dass mir gar nicht richtig bewusst war, dass ich es hatte. Ich ging nur einmal am Tag runter, um es zu füttern, und machte einmal in der Woche das Katzenklo sauber, das ich ins Abteil geschoben hatte, damit es sein Geschäft erledigen konnte. Erst jetzt, wo ich es hatte, fielen mir die ganzen anderen auf, die draußen herumliefen. Wenn ich im Bus saß und aus dem Fenster schaute, sah ich mit einem Mal die ganzen Kanalratten und Landstreicher und Flittchen. Es gibt immer mehr davon. Überall sieht man sie betteln und trinken und so weiter. Es sind auch nicht nur alte. Manche sind jünger als ich. Sie arbeiten nicht und sind zu nichts gut. Sie sind nichts weiter als eine Plage.
Deshalb machte ich mich daran, die Seitenteile des Verschlags vor den anderen Kellerabteilen anzubringen. Aber dieses Mal anständig, mit Scharnieren und Riegeln und so, damit ich sie auf- und zumachen kann. Nach zwei weiteren Abteilen ging mir der Draht aus, aber das war kein Problem. Dort, wo die Fabriken abgerissen worden waren, lagen haufenweise Geländer und Fenstergitter und Teile rum. Das Zeug war sogar noch besser als der Draht. Stabiler.
Das alte Weib war das erste, das ich mir absichtlich geholt habe. Es war einfach, aber ich war trotzdem total nervös. Ich bin nicht ins Stadtzentrum gegangen, wo die meisten herumhängen. Von dort wäre der Weg zurück zu weit gewesen. Doch ungefähr eine halbe Meile vom Pub entfernt gibt es noch ein paar Geschäfte an der Hauptstraße. Dort findet man eine Menge Gesocks, denn es gibt ein paar billige Kneipen und viele Hauseingänge, in denen sie pennen können.
Ich sah das alte Weib in einem Mülleimer herumwühlen. Es hatte lange Barthaare am Kinn und ungefähr fünfzigMäntel und Pullover an, obwohl es gar nicht kalt war. Ein echt schrecklicher Anblick. Es schleppte einen Müllbeutel voller Aluminiumdosen mit sich herum, also ging ich hin und sagte, ich hätte Hunderte davon, die ich wegwerfen wollte und die es haben könnte. Auf dem Weg zurück ging ich ein Stück voraus. Ich wollte nicht, dass jemand
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