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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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witzig«, sagte Brunetti und ging hinein.
    Die stämmige Geschäftsführerin warf einen Blick auf ihre Dienstmarken, studierte das Foto des Toten und schüttelte den Kopf. »Vielleicht kennt Letizia ihn«, sagte sie und wies auf die Treppe ins obere Stockwerk. »Sie hat gerade Kundschaft, wird aber bald fertig sein.« Brunetti und Vianello vertrieben sich die Wartezeit, indem sie durch den Laden schlenderten: Brunetti begutachtete noch einmal die Slipper.
    Bald darauf folgte Letizia einem japanischen Pärchen nach unten, jünger und schlanker als die andere und mit vier Schuhkartons in den Armen. Sie mochte Ende zwanzig sein, hatte eine stachlige blonde Kurzhaarfrisur und kluge Augen in ihrem ansonsten unscheinbaren Gesicht.
    Brunetti wartete, bis sie den Kauf abgeschlossen und die Kunden zur Tür begleitet hatte, wo dann noch einige tiefe Verbeugungen ausgetauscht wurden, die auf Seiten der Verkäuferin ganz ungezwungen wirkten.
    Als Letizia zu ihnen kam, erklärte ihr die Chefin, wer die beiden Männer waren und worum es ging. Letizia lächelte interessiert, wenn nicht gar neugierig. Brunetti reichte ihr das Foto.
    Kaum sah sie das Gesicht des Toten, sagte sie: »Der Mann aus Mestre.«
    »Aus Mestre?«, fragte Brunetti.
    »Ja. Er war hier – oh, das muss vor zwei Monaten gewesen sein – und wollte Schuhe kaufen. Loafer, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Hat es einen besonderen Grund, dass Sie sich an ihn erinnern, Signorina?«
    »Na ja«, fing sie an; sie warf ihrer Chefin, die aufmerksam zuhörte, einen raschen Blick zu und fuhr fort: »Ich will nichts Schlechtes von unseren Kunden sagen, ganz bestimmt nicht, aber er war schon recht merkwürdig.«
    »Sein Verhalten?«, fragte Brunetti.
    »Nein, nein. Er war sehr freundlich, sehr höflich. Ich meine nur, wie er aussah.« Wieder sah sie die andere an, als bitte sie um Erlaubnis, so etwas sagen zu dürfen. Aber die schürzte nur die Lippen und nickte dann.
    Sichtlich erleichtert sprach Letizia weiter. »Er war so dick. Nein, nicht dick, wie Amerikaner dick sind. Also nicht am ganzen Körper. Nur oben rum, besonders am Hals. Ich weiß noch, wie ich überlegt habe, welche Hemdengröße er wohl trägt und ob es für so einen dicken Hals überhaupt etwas Passendes gibt. Aber alles andere an ihm war normal.« Sie musterte erst Brunetti, dann Vianello. »Einen Anzug wird er auch nicht so leicht gefunden haben, wenn ich es mir recht überlege, bei den breiten Schultern und diesem Brustkasten. Das Jackett müsste zwei oder drei Nummern größer als die Hose sein.«
    Bevor jemand etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort: »Er hatte eine Wildlederjacke anprobiert, da konnte ich sehen, dass er schlanke Hüften hatte. Und seine Füße waren auch normal: Größe dreiundvierzig. Aber der Rest… also ich weiß nicht… sah aus wie aufgepumpt.«
    »Sie sind sich also ganz sicher?«, fragte Brunetti.
    »Absolut«, sagte sie.
    »Aus Mestre?«, hakte Vianello nach.
    »Ja. Er sagte, er habe die Schuhe schon in unserer Filiale in Mestre kaufen wollen – aber die hätten sie nicht in der richtigen Größe gehabt. Also sei er in die Stadt gekommen, um sich hier danach umzusehen.«
    »Hatten Sie die Schuhe?«, fragte Brunetti.
    »Nein«, antwortete sie mit offenkundigem Bedauern. »Nur eine Nummer größer und eine Nummer kleiner. Seine Größe hatten wir nur in Braun, aber die wollte er nicht – es sollten schwarze sein.«
    »Hat er stattdessen ein anderes Modell gekauft?«, fragte Brunetti in der Hoffnung, dass dem so war und er womöglich sogar mit Kreditkarte bezahlt hatte.
    »Nein. Das habe ich ihm auch vorgeschlagen, aber er sagte, er wolle die schwarzen, weil er die braunen schon habe und die ihm so gut gefielen.« Das mussten die Schuhe gewesen sein, in denen er getötet wurde, dachte Brunetti und lächelte der jungen Frau aufmunternd zu.
    »Und die Wildlederjacke?«, fragte er, um sie wieder zum Reden zu bringen.
    »Die war ihm an den Schultern zu eng«, antwortete sie und fügte leiser hinzu: »Er hat mir leidgetan, weil er beim Anprobieren nicht mal mit dem anderen Arm in den Ärmel kam. Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. »Normalerweise behalten wir Leute, die Wildlederjacken anprobieren, immer im Auge, weil die oft gestohlen werden. Aber ich konnte gar nicht hinsehen. Irgendwie schien er überrascht und traurig, richtig traurig, dass ihm die nicht passte.«
    »Hat er überhaupt etwas gekauft?«, fragte Vianello.
    »Nein, nichts. Aber ich hätte es ihm gewünscht, dass er

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