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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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schon Kopien davon gemacht, Signore.«
    »Gut. Lassen Sie eine einscannen und an den Gazzettino schicken. An die anderen Zeitungen auch. Und fragen Sie unten nach, ob jemand ihn wiedererkennt.«
    »Ja, Signore.« Pucetti ließ das Foto auf Brunettis Schreibtisch liegen und eilte davon.
    Signorina Elettra trug an diesem Tag Gelb, eine Farbe, die nur wenigen Frauen so gut stand wie ihr. Es war Blumentag auf dem Markt, und so zierte wie jeden Dienstag, seit sie hier war, reicher Blumenschmuck ihr Büro – und vermutlich auch Pattas. »Sind sie nicht reizend, diese Narzissen?«, fragte sie, als Brunetti eingetreten war, und wies auf einen Riesenstrauß auf dem Fensterbrett.
    Als Junggeselle hätte Brunetti sich von diesen Frühlingsboten zu der Bemerkung verleiten lassen, die Blumen seien nicht so reizend wie die Person, die sie herbeigeschafft habe, als Ehemann beschränkte er sich auf die knappe Antwort: »Ja, allerdings«, und fragte dann: »Und welche Farbenpracht verschönert das Büro des Vice-Questore?«
    »Pink. Mir gefällt’s, ihm nicht. Aber er traut sich nicht, sich zu beklagen.« Sie sah kurz weg, dann wieder zu Brunetti. »Ich habe mal gelesen, Pink sei das Marineblau von Indien.«
    Brunetti begriff erst mit Verzögerung und lachte dann laut auf. »Wunderbar«, sagte er und stellte sich vor, wie sehr das Paola gefallen würde.
    »Sind Sie wegen des Toten hier?«, fragte sie plötzlich ernst.
    »Ja.«
    »Mein Freund hat nichts herausgefunden. Vielleicht hat Rizzardi mehr Glück.«
    »Er könnte aus einer anderen Provinz kommen«, meinte Brunetti.
    »Möglich«, sagte sie. »Ich habe die übliche Anfrage an die Hotels gestellt: Ob irgendwo ein Gast vermisst wird.«
    »Auch nichts?«
    »Nur ein Ungar, der mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus gelandet ist.«
    Brunetti dachte an das dicht verzweigte Netz von Ferienwohnungen und Frühstückspensionen in der Stadt. Viele davon arbeiteten ohne Kenntnis und Aufsicht der Behörden, zahlten keine Steuern und meldeten ihre Gäste nicht an. Kaum anzunehmen, dass sie sich beim Ausbleiben eines Gastes an die Polizei wenden und damit die Behörden auf ihren illegalen Betrieb aufmerksam machen würden. Da wartete man doch lieber erst mal ab, entschädigte sich für die entgangene Miete mit dem, was der flüchtige Gast zurückgelassen haben mochte, und damit hatte es sich.
    Zu Beginn seiner Laufbahn hätte Brunetti angenommen, ein anständiger, gesetzestreuer Bürger werde sich unverzüglich bei der Polizei melden, sobald er in der Zeitung von einem Mordopfer las, dessen Beschreibung genau auf den Mann aus Zimmer drei zum Hof zu passen schien. Jahrzehntelange Erfahrungen mit gesetzestreuen Bürgern, die sich gewohnheitsmäßig in Ausreden und Halbwahrheiten flüchteten, hatten ihn von dieser Illusion geheilt.
    »Pucetti hat aus einem der Videos ein Foto herauskopiert. Er will es an die Zeitungen schicken, vielleicht erkennt ihn ja jemand«, sagte Brunetti. »Sie haben schon recht, Signorina: Leute verschwinden nicht einfach.«

12

    Brunetti fand Vianello im Bereitschaftsraum; der Ispettore telefonierte gerade und blickte erleichtert auf, als er ihn sah. Er sagte etwas, zuckte die Achseln, sagte noch etwas und legte auf.
    Brunetti fragte: »Wer?«
    »Scarpa.«
    »Was will er?«
    »Ärger machen. Wie immer.«
    Brunetti sah das nicht anders und fragte: »Was ist es diesmal?«
    »Es ging um die Treibstoffquittungen und ob Foa die Tankfüllungen für sein Privatboot über das Polizeikonto abrechnet.« Vianello murmelte etwas vor sich hin, das Brunetti geflissentlich überhörte. »Gibt’s nicht in der Bibel diesen Splitter im Auge, den man bei anderen sieht, während man selber einen Balken vorm Kopf hat?«
    »So in der Richtung«, stimmte Brunetti zu.
    »Patta lässt sich von Foa zum Essen nach Pellestrina fahren und bei schlechtem Wetter auch noch nach Hause zurück, und Scarpa macht sich Sorgen, dass Foa Treibstoff stehlen könnte.« Dann fügte er noch hinzu: »Die haben doch den Verstand verloren.«
    Brunetti, der das genauso sah, meinte: »Foa würde das niemals tun. Ich kenne seinen Vater.« Eine hinreichende Bestätigung für Foas Rechtschaffenheit. »Aber warum ist er jetzt hinter Foa her?«, fragte Brunetti. Scarpas Verhalten war nicht selten verwirrend, seine Motive immer rätselhaft.
    »Vielleicht hat er einen Cousin in Palermo, der einen Bootsführerschein hat und einen Job braucht«, lästerte Vianello. »Na, der würde prima hier zurechtkommen.«
    Brunetti

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