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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Betonboxen unter ihnen und bearbeiteten Schweine und Schafe mit Messern und spitzen Gegenständen; daher der Lärm. Die Tiere fielen den Männern vor die Füße, aber manche versuchten zu fliehen und krachten an die Wände, ehe sie zusammenbrachen. Andere, blutüberströmt und zu schwach, um hochzukommen, zappelten wie wild und peitschten mit den Füßen an Boden und Wände, so dass die Männer ihren Hufen ausweichen mussten, bevor sie zum nächsten Hieb ausholten.
    Einige Schafe waren durch ihr dichtes Fell vor den Messern geschützt und mussten mit Eisenstangen, die in Haken endeten, mehrmals auf den Kopf geschlagen werden. Die Haken dienten offenbar noch anderen Zwecken, aber Brunetti sah weg, bevor er das genauer erkennen konnte, auch wenn das Wehgeschrei, das ihm dann jedesmal in den Ohren gellte, keinen Zweifel ließ, was da vor sich ging.
    Während die Schafe tiefe, animalische Laute von sich gaben – Grunzen und Blöken –, kam es ihm bei den Schreien der Schweine so vor, als würden er und Vianello, wären sie da unten und nicht hier oben, sich nicht viel anders anhören. Die Kälber jammerten.
    Der Gestank bohrte sich in seine Nase. Der beißende, metallische Blutgeruch, und dazu der alles durchdringende Pesthauch von Innereien und Exkrementen. Gerade als Brunetti das klar wurde, vernahm er das Rauschen von Wasser und empfand, ohne zu wissen warum, Dankbarkeit für dieses Geräusch. Er sah sich nach der Quelle um und erblickte einen Mann, der eine leere Box mit einer Art Feuerwehrschlauch ausspritzte. Breitbeinig gegen den Rückstoß des Wasserstrahls gestemmt, schwenkte er den Schlauch hin und her und spülte die Überreste in den vergitterten Abfluss im Betonboden.
    Die Wände der Boxen waren aus Drahtgeflecht; Wasser schwappte auch in die Nachbarbox und schwemmte Blut fort, das einem Schwein aus Maul und Nase rann, das sich strampelnd an die Wand drückte in dem vergeblichen Versuch, dem Mann zu entkommen, der über ihm stand. Der Mann holte mit seiner Eisenstange aus, und als Brunetti das nächste Mal hinsah, war das Schwein der Szene enthoben und schwebte zu ihnen herauf – vielleicht gen Himmel? Brunetti wandte sich ab, als der zuckende Körper des Schweins neben ihm hing – an einer Eisenkette, deren Haken dem Tier im Hals stak. Brunetti drehte sich zu Vianello um, doch bevor er ihn warnen konnte, klatschte dem Ispettore ein Schwall roter Spritzer an die Brust. Vianello sah fassungslos an sich hinunter und hob eine Hand, um das Rot fortzuwischen, brach aber mitten in der Bewegung ab, ließ die Hand sinken und starrte Brunetti entgeistert an.
    Ein Knirschen zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf das zuckende Schwein, das jetzt von ihnen fort einem mit breiten Plastikbahnen verschlossenen Durchgang am anderen Ende des Raums entgegenschwebte. Als er den Körper des Schweins die Bahnen aufstoßen und dahinter verschwinden sah, gab Brunetti die groteske Vorstellung auf, er könnte noch einschreiten und das arme Tier retten.
    Er räusperte sich und tippte Bianchi auf die Schulter. »Wo werden die hingebracht?«, versuchte er das Klirren und Schreien zu übertönen.
    Der Schlachter wies nach vorn und marschierte los. Brunetti ließ den Rücken des Mannes nicht aus den Augen und folgte ihm, während Vianello wie betäubt hinter ihnen herschlich. Am Ende des Gitterrosts erreichten sie eine dicke Metalltür. Praktisch ohne anzuhalten, drückte Bianchi die Klinke, stieß die Tür auf und schritt hindurch. Die anderen folgten, und Vianello warf hastig die Tür hinter sich zu.
    Im ersten Augenblick kam es Brunetti vor, als seien sie plötzlich ins Freie gelangt und in einem Wald gelandet, obwohl er sich nicht erinnern konnte, hinter dem Gebäude irgendwelche Bäume gesehen zu haben. Es war dunkel, nur von oben kam ein wenig Licht wie in einem Gehölz am frühen Morgen. Unmittelbar vor sich erblickte er die Umrisse massiger Gestalten, die aus der Erde zu wachsen schienen. Vielleicht Sträucher oder dicht belaubte junge Pappeln? Ausgewachsene Bäume konnten es nicht sein, aber dick waren sie, und das ließ sein malträtiertes Gehirn doch wieder an Sträucher denken. Die drei Männer verteilten sich und begannen einzeln umherzugehen.
    Aber wenn sie im Freien waren, musste es plötzlich Nacht und schrecklich kalt geworden sein. Allmählich gewöhnten sich Brunettis Augen an das schwache Licht, und die Sträucher oder Bäume traten deutlicher hervor. Als Erstes dachte er an Herbstlaub, bis er das Rot als Muskelfleisch

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