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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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angestellt. Die Tiere, die zu uns kommen, müssen inspiziert werden, ob sie zum Schlachten geeignet sind, außerdem sind Fleischproben zu untersuchen. Das waren seine Aufgaben.«
    »Natürlich, natürlich«, sagte Brunetti und fuhr mit dem Eifer eines Neulings fort: »In Ihrer Position sind Sie über die Abläufe in einem Schlachthof sicher gut informiert, Dottore. Könnten Sie mir eine ungefähre Vorstellung davon geben? Die Tiere kommen an, werden ausgeladen…« Brunetti setzte ein einfältiges Lächeln auf. »Wir haben uns kein genaues Bild machen können.« Er versuchte, kein allzu verlegenes Gesicht zu machen. »Mein Ispettore, er war dem…«, er zuckte die Schultern, »Sie müssen wissen, dass ich ein Laie bin, Dottore. Ich versuche mir nur vorzustellen, wie es sein könnte. Sie wissen das bestimmt viel besser als ich.« Möglichst unsicher wirkend, fing er noch einmal an. »Also, wo war ich? Ach ja, die Tiere werden ausgeladen und irgendwie hier in dieses Gebäude gebracht. Und dann, vermute ich, war es Dottor Navas Aufgabe, sie zu untersuchen, ob sie gesund sind, und anschließend wurden sie ins Schlachthaus gebracht und getötet.« Dumme Leute wiederholen sich ständig, wusste Brunetti und hoffte, dass auch Papetti das glaubte.
    Die Aussicht, den aktuellen Anlass des Besuches meiden zu können, schien Papetti zu entspannen. »Genau so ist es, mehr oder weniger. Ja.«
    »Kann es dabei zu Problemen kommen, für Sie oder für den untersuchenden Arzt?«
    Papetti schob nachdenklich die Lippen vor. »Nun, was den Schlachthof betrifft, wäre es zum Beispiel ein Problem, wenn sich eine Differenz zwischen unseren Aufzeichnungen über die Anzahl der angelieferten Tiere und den Forderungen der Bauern ergeben würde. Oder wenn es zu Verzögerungen bei der Verarbeitung käme, wodurch die Bauern gezwungen wären, ihre Tiere länger als geplant hier zu lassen, was natürlich Kosten verursacht.« Er schlug die Beine andersherum übereinander und fuhr fort: »Dottor Nava hatte vor allem auf Verstöße gegen EU -Vorschriften zu achten.«
    »Könnten Sie mir dafür Beispiele nennen, Signore?«, fragte Brunetti.
    »Wenn die Tiere unnötig leiden, oder wenn die Hygienestandards nicht eingehalten werden.«
    »Ah, natürlich. Jetzt verstehe ich. Ich danke Ihnen, Dottore.« Brunetti tat, als ob es ihm dämmerte.
    Papetti stillte weiter seinen Wissensdurst: »Unser Ziel ist es, mit den Bauern zusammenzuarbeiten und ihnen einen fairen Preis für die Tiere zu zahlen, die sie gemästet haben.«
    Brunetti ermahnte sich, seine Rolle nicht zu übertreiben, und verkniff sich daher die Bemerkung, dies sei nur recht und billig. Stattdessen murmelte er: »Aha«, und sagte dann: »Aber wenn ich auf Dottor Nava zurückkommen darf: Haben Sie jemals gehört, dass jemand im macello schlecht von ihm gesprochen hat?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Papetti wie aus der Pistole geschossen.
    »Und Sie waren mit seiner Arbeit zufrieden?«
    »Absolut«, sagte Papetti und fuhr sich abermals über den Handrücken. »Aber Sie müssen verstehen, ich habe vornehmlich Verwaltungsaufgaben und nur bedingt Kontakt zu den Leuten, die hier arbeiten.«
    »Glauben Sie, man hätte Ihnen erzählt, wenn es bei Dottor Navas Tätigkeit zu Unregelmäßigkeiten gekommen wäre?«, fragte Brunetti.
    Nach einigem Nachdenken antwortete Papetti: »Schwer zu sagen, Commissario.« Dann mit bescheidenem Lächeln: »Ich glaube kaum, dass man mir das zugetragen hätte.« Als ob Klatsch und Tratsch so weit nach oben vordringen würden!
    Brunetti behielt seinen harmlosen Tonfall bei. »Glauben Sie, man hätte Ihnen von Navas Affäre mit Ihrer Assistentin, Signorina Borelli, erzählt?«
    »Woher…?«, fing Papetti an und tat dann etwas, was Brunetti bei einem Erwachsenen noch nie gesehen hatte: Er schlug beide Hände vor den Mund. Rund ist rund. Runder konnten Papettis Augen folglich nicht werden, aber größer. Und das taten sie. Zusätzlich wich alles Blut aus seinem Gesicht.
    Er gab sich Mühe. Das musste Brunetti ihm lassen. Papetti gelang es tatsächlich, noch etwas Entrüstung in seine Stimme zu legen: »Wie können Sie es wagen?« Aber es war nur ein kläglicher Versuch: Beide Männer wussten, es war zu spät, er konnte seine Reaktion nicht mehr ungeschehen machen.
    »Man hat es Ihnen also erzählt, Dottore«, sagte Brunetti, der sich nun endlich ein wölfisches Grinsen erlauben durfte. »Oder haben Sie es vielleicht von Signorina Borelli selbst erfahren?«
    Papetti

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