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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ihre Rettung drei Feuerwehrleute das Leben gekostet hatte. Die Medien zerrissen sich monatelang das Maul, dann wurde es still um sie, bis sie etwa ein Jahr später als freiwillige Mitarbeiterin einer Suppenküche oder Obdachlosenunterkunft wieder von sich reden machte – vielleicht weil ihre Rettung auf Kosten dreier Menschenleben sie geläutert hatte. Danach verschwand sie abermals aus den Zeitungen und damit aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.
    Ihr Vater war von all dem unberührt geblieben, ebenso sein Ruf. Immer wieder gab es Spekulationen im Zusammenhang mit Bauaufträgen für städtische und kommunale Großprojekte, insbesondere im Süden, wo sein Unternehmen auffällig oft die einzige Offerte machte.
    Es waren auch andere Gerüchte über ihn in Umlauf, aber das waren wirklich nur Gerüchte.
    Signorina Elettra hatte gewartet, bis sie diese Information verdaut hatten, dann fuhr sie fort: »Ich habe auch einen betriebsinternen Vermerk gefunden, wonach Papetti verlangt hat, Borelli zu besagtem Gehalt einzustellen.« Auf diese Entdeckung schien sie besonders stolz zu sein.
    »Wenn ich mit meinen Vermutungen richtig liege und wenn ich an die Gerüchte über seinen Schwiegervater denke, dann ist Signor Papetti ein sehr mutiger Mann«, sagte Vianello.
    »Oder ein sehr dummer«, hielt Brunetti dagegen.
    »Oder beides«, meinte Signorina Elettra.
    »De Rivera ist niemals für etwas verurteilt worden«, erklärte Vianello sachlich.
    »Das gilt auch für viele unserer Politiker und Kabinettsminister«, sagte Signorina Elettra.
    Brunetti hätte am liebsten bemerkt, auch sie drei seien noch nie für etwas verurteilt worden; was bedeutete das schon? Stattdessen sagte er: »Können wir uns darauf einigen, dass Papettis Verhältnis zu Signorina Borelli nicht gerade zu den Dingen gehört, die sein Schwiegervater wissen sollte?« Vianello nickte. Signorina Elettra schmunzelte.
    »Was haben Sie sonst noch?«, fragte Brunetti.
    »Die leben recht gut, er und seine Frau und die Kinder.«
    »Wie heißt sie noch gleich? Ich hab’s vergessen«, unterbrach Vianello.
    »Natascha«, kam es von Signorina Elettra kühl.
    »Ach ja«, sagte der Ispettore. »Ich wusste doch, es war so was Künstliches.«
    Ohne darauf einzugehen, fuhr sie fort: »Er besitzt fast zwei Millionen Euro in verschiedenen Anlagen; das Haus ist mindestens ebenso viel wert; er und seine Frau fahren beide einen Mercedes-Geländewagen, und sie machen häufig Urlaub.«
    »Könnte De Riveras Geld sein«, meinte Brunetti.
    Als ermahne sie einen übereifrigen Schüler, erklärte Signorina Elettra spröde: »Die Konten lauten alle auf Papettis Namen. Und sie befinden sich alle im Ausland.«
    »Ich nehme alles zurück«, sagte Brunetti. »Und was haben Sie zu Signorina Borelli?«
    »Sie hat bei Tekknomed weniger als fünfundzwanzigtausend Euro im Jahr verdient, aber in den Jahren, die sie dort gearbeitet hat, ist es ihr irgendwie gelungen, zwei Wohnungen in Venedig und eine in Mestre zu kaufen. Sie lebt in der in Mestre und vermietet die in Venedig an Touristen.«
    »Und Tekknomed hat es vorgezogen, sie nach ihrem Ausscheiden nicht vor Gericht zu bringen«, meinte Brunetti nachdenklich. »Sie muss äußerst gut über die Firmenkonten Bescheid gewusst haben.« Ihm fiel noch etwas ein. »Und ihre eigenen Bankkonten?«
    »Ich ermittle noch, Signore«, antwortete Signorina Elettra schlicht.
    »Gibt es Hinweise darauf, dass ihre Beziehung zu Papetti sexueller Natur ist?«
    Sie gestattete sich einen kühlen Seitenblick. »Solche Dinge stehen nicht in den Unterlagen, Signore.«
    »Natürlich nicht«, räumte Brunetti ein. »Also setzen Sie Ihre Ermittlungen fort.« Dann zu Vianello: »Ich möchte mit Papetti reden.«
    »Du hast den Mumm, noch mal aufs Festland zu fahren?«, fragte Vianello lächelnd.
    »Ich will mit ihm reden, bevor noch mehr Zeit verstreicht.«
    »Wenn du gehst, dann besser allein«, sagte Vianello. »Das wirkt nicht so bedrohlich.« Er tat einen Schritt auf Signorina Elettra zu und fragte: »Meinen Sie, wir könnten einen Blick in die Unterlagen des macello in Preganziol werfen, während der Commissario außer Haus ist?«
    Sie reagierte mit mustergültiger Bescheidenheit. »Ich kann’s versuchen.«
    Brunetti ließ die beiden allein, ging nach unten und nahm das Boot.

27

    Brunetti staunte wieder einmal, wie Menschen so leben konnten: mit dem Auto fahren, hinter langen Schlangen anderer Autos im Stau stehen, ewig den Launen des Verkehrs ausgesetzt. Und die

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