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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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gab ein Geräusch von sich, das Brunetti fürchten ließ, der Mann ersticke, bis ihm klar wurde, dass der andere mit den Tränen kämpfte. Eine Hand vor den Augen, die andere auf der kahlen Stirn, schien er sich verstecken zu wollen. Erst allmählich ging sein krampfhaftes Schluchzen in ein Schnaufen und Keuchen über, während er weiterhin beide Hände vorm Gesicht behielt.
    Endlich ließ Papetti die Hände sinken. Um seine runden Augen hatten sich rote Flecken gebildet, zwei weitere auf den Wangen.
    Er sah Brunetti an und sagte mit bebender Stimme: »Sie müssen gehen.«
    Brunetti blieb unbeweglich sitzen.
    »Sie müssen gehen«, wiederholte Papetti.
    Wohl wissend, wer der Schwiegervater dieses Mannes war und wozu ein Vater sich hinreißen lassen konnte, wenn es die eigene Tochter und die Enkel zu schützen galt, stand Brunetti langsam auf. Er nahm eine Karte aus seiner Brieftasche und einen Füller von Papettis Schreibtisch, schrieb seine Handynummer auf die Karte und legte sie ihm hin.
    »Das ist meine Nummer, Dottore. Sollten Sie sich entschließen, mir mehr über diese Angelegenheit zu erzählen, können Sie mich jederzeit anrufen.«
    Als Brunetti ins Freie kam, lehnte sein Fahrer an der Autotür und blinzelte in die Sonne. Von irgendwoher hatte er sich ein Eis besorgt, das er genüsslich schleckte. Sie fuhren nach Venedig zurück.

28

    Nach zwei Festlandbesuchen an einem Tag – unabhängig davon, wie wenig dabei herausgekommen war, und ungeachtet der Tatsache, dass Tausende von Leuten tagtäglich diese Fahrt machten – fand Brunetti, er habe mehr als genug getan und beschloss, nicht mehr in die Questura zurückzukehren. Nachdem der Fahrer ihn am Piazzale Roma abgesetzt hatte, nutzte er die Gelegenheit und brach zu einem Spaziergang auf, der ihn auf Umwegen rechtzeitig zum Abendessen nach Hause führen sollte.
    Gemächlich ließ er sich an diesem milden Spätnachmittag Richtung San Polo treiben. Vor Jahrzehnten hatte er diesen Teil der Stadt gut gekannt, damals, als er täglich mit dem Zug zu seinen Vorlesungen nach Padua fuhr und den Weg zum Bahnhof und zurück zu Fuß machte, weil er so die fünfzig Lire für das Boot sparte und sich davon eine Limonade oder einen Kaffee leisten konnte. Mit der Nachsicht des Alters erinnerte er sich an seine Jugendsünden: Wie er Kaffee immer nur in Gesellschaft seiner Schulkameraden getrunken hatte, seiner Vorliebe für Limonade hingegen immer nur still und heimlich gefrönt hatte, wenn niemand ihn damit aufziehen konnte.
    Vielleicht sollte er sich jetzt eine genehmigen? Aber er wusste nicht einmal mehr, wie die hießen, und außerdem war er erwachsen und für Kinderkram nicht mehr zu haben. Er ging in eine Bar, bestellte Kaffee und schüttete mit einem nachsichtigen Lächeln ein zweites Tütchen Zucker in die Tasse.
    Anschließend schlenderte er zum Campo Santa Margherita, tagsüber noch immer derselbe normale campo wie seit eh und je, mit Obst- und Fischständen, einer gelateria, einer Apotheke und allen möglichen anderen Läden; seit Jahrhunderten unverändert auch die langgestreckte Form des Platzes, ideales Gelände für Kinder, die Hunden oder anderen Kindern hinterherrannten. Da er außer Dienst war, verdrängte Brunetti den Gedanken an das Chaos, das allabendlich über den campo hereinbrach und Bekannte von ihm dazu getrieben hatte, ihre Häuser dort zu verkaufen, weil sie den Lärm nicht mehr ertrugen.
    Gäbe es Gobbetti noch, hätte er für seine Familie eine Schokoladenmousse gekauft, aber auch die Besitzer dieser pasticceria hatten aufgegeben; die Nachfolger führten zwar ebenfalls Mousse, die kam aber nicht an die alte heran. Für Unvergleichliches gab es keinen Ersatz.
    Auf der anderen Seite des Ponte dei Pugni lagen die Boote vertäut, eins für Obst, eins für Gemüse; er versuchte sich zu erinnern, ob die jemals nicht dort gewesen waren. Falls sie tatsächlich immer da lagen, waren sie dann – zumindest im philosophischen Sinn – überhaupt noch Boote? In solche Gedanken vertieft, hatte er den Campo San Barnaba halb überquert, als er plötzlich beschloss, nach Hause zu gehen und den Rest des lauen Abends auf seiner Dachterrasse zu genießen. Er kam an der calle vorbei, die zum Palazzo seiner Schwiegereltern führte, ging aber nicht auf einen Sprung zu ihnen. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, nach Hause zu gehen, und genau das würde er auch tun.
    Zu seiner großen Erleichterung waren alle da, als er ankam, und zu seiner noch größeren Erleichterung

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