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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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näher und näher kam.
    »Miranda!«
    Wieder rief jemand ihren Namen, als sich nach einer Weile ein Schatten auf sie senkte und kurz darauf etwas Weiches ihre Lippen berührte.
    »Miranda! – Wach auf, Geliebte!«
    Endlich tat die vertraute Stimme ihre Wirkung. Mirandas Gesicht entspannte, die unförmigen Schatten verschwanden und nahmen Hendriks Gestalt an. »Na, erkennst du mich? – Miranda ... sieh mich an!«
    Sie blickte auf und sah mit klopfendem Herzen in Hendriks erhitztes Gesicht. Doch, so sehr sie sich über sein Erscheinen freute, die Rückkehr in die Wirklichkeit empfand sie dagegen ernüchternd. Kopf und Glieder schmerzten höllisch und sie fühlte sich hundeelend. Mit schmerzverzerrter Miene schlang sie ihre Arme um seinen Hals, richtete sich auf und schmiegte seufzend ihr Gesicht an seine Brust, während Hendrik ein kleines Gefäß mit Wasser an ihre Lippen hielt und sie zum Trinken aufforderte. Der Schluck nahm ihr sofort den Atem, sie hustete und krümmte sich unter dem heftigen Anfall, während Hendrik sie sanft in seine Arme bettete. Und nachdem er ihre Wunde versorgt hatte, schlug er seinen Umhang wie eine wärmende Decke um sie. Er spürte, wie ihre Muskeln allmählich nachgaben und das Leben in diesen zarten, ausgekühlten Körper zurückkehrte. Seine Führsorge ließ sie geschehen und drückte sich ganz eng an ihn, während die Nässe in ihren Augen zunahm und Mirandas heißer befreiender Atem Hendriks Hals streifte.
    »Du hast mich gefunden«, schluchzte sie plötzlich. »Aber wieso? – Ich verstehe das nicht! Du schliefst noch, als ich ging ... warum bist du mir gefolgt?« Sie wischte sich die Augen trocken und sah zu ihm auf, als Hendrik ihr zärtlich die Stirn küsste.
    »Ich wollte deinen Vater um deine Hand bitten, deshalb bin ich dir nachgelaufen. Die Spur des Bären hat mich zu dir geführt, eine breite Schneise niedergetrampelter Halme. Als ich heran war, lief er plötzlich den Hang hinauf und verschwand im Wald.« Hendrik streichelte ihre bebenden Schultern. »Aber nun wird alles gut, nun gehen wir gemeinsam in dein Dorf!«
    Miranda drehte ihm lächelnd ihr Gesicht zu und fuhr mit der Hand zärtlich durch seine langen, gelockten Haare. »Mein tapferer Bärenbezwinger“, hauchten ihre Lippen, „mein Held und ...« Sie zögerte und sah ihm tief in die Augen. »... Vater meines Kindes!«
    Hendrik schrak zusammen. »Vater ... ich? Woher, wieso hast du nicht ...« Die Worte sprudelten wie Perlen aus seinem Mund. Miranda lachte auf. »Wenn du dich jetzt im Spiegel sehen könntest!«
    »Wieso?«, fragte Hendrik, »sehe ich so dumm aus?«
    »Nein«, seufzte sie, »aber glücklich, sehr glücklich!« Sie kicherte verspielt, als Hendrik sich erhob, übermütig in ihre Hüften griff und sie sanft an sich zog. »Und? – Woher weißt du es? Sag schon!«
    Noch ehe sie antworten konnte, zerriss ein rohes Brüllen die Stille. Mirandas Gesicht verdunkelte sich und ihre Stimme wurde farblos und leer. Unendlich langsam wandte sie den Kopf, zeigte zum Waldrand und flüsterte, als fürchte sie belauscht zu werden: »Von ihr, der Bärin!« Eilig hackte sie sich bei Hendrik unter und bedeutete ihm, von hier verschwinden zu wollen. Und während sie auf dem Weg in ihr Dorf die Anhöhe erklommen, erklärte sie ihm mit stockender Stimme, welche Bewandtnis es mit der Bärin auf sich hatte.
     
    Totenstille lag über den Hütten, als sich die beiden dem Dorf näherten. Gewiss, nicht alle Pfade und Hütten lagen in ihrem Blickfeld, aber irgendein lautes Wort wäre zu dieser frühen Morgenstunde auch zu ihnen herübergedrungen. Doch es trat ihnen niemand entgegen, und das zu dieser Stunde übliche Geschrei tobender Kinder blieb aus. In dieser Stille lag etwas Unheimliches, das spürten sie beide. Etwas, das finster und bedrückend auf sie wirkte, das ihre Herzen schneller schlagen ließ und ihr Blut in Wallung brachte.
    Ihre Schritte wurden schneller, Bruchholz knackte unter ihren Füßen. Sie traten darauf, ohne sich darum zu kümmern. Selbst die eisigen Schatten der hohen Fichten ließen sie nun unbeachtet. Nichts hielt sie auf, während ihr Atem flog und selbst der eisige Wind den Schweiß ihrer Körper nicht kühlen konnte. So stolperten sie scheinbar unbemerkt auf die grauen, düsteren Hütten zu.
    Und doch wurde sich jemand im Dorf ihrer Ankunft bewusst. Stöhnend vor Schmerz hob Mirandas Vater den Kopf. Seine weiten Augen hafteten einen Moment an der offenen Tür, dann sank er in die blutgetränkten

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