Tiffany Duo 134
der Waffenlieferung Erfolg gehabt hatte. Falls nicht, würde alles davon abhängen, dass Alex beobachtete, wie die Leute der El Hawy sie in ihr Versteck brachten.
Nur gut, dass du nur sehr wenig Schlaf brauchst, dachte er, als er im grauen Licht der Morgendämmerung sein Zelt verließ. Nora war nicht bereit, wegen einer Kleinigkeit wie einem Bombenattentat auf ihren Frühsport zu verzichten, und Alex hatte nicht versucht, sie davon abzubringen.
Und sie hatte nicht versucht, ihn davon abzubringen, sie zu begleiten. Sie hielt ihr Versprechen und verließ das Camp nicht ohne ihn. Wahrscheinlich weil sie eine gute Portion gesunden Menschenverstand besaß. Es gab keinen wirklichen Grund, etwas anderes anzunehmen.
Als er um sein Zelt herumgegangen war, sah er sie. Sie machte ein paar Übungen zum Warmwerden, während sie auf ihn wartete.
Sie trug ein schwarzes T-Shirt, eine leichte Jacke und zerknitterte Boxershorts, die ihre schönen Beine frei ließen. Als sie bei einer ihrer Übungen den Oberkörper beugte, fiel ihr Zopf über die Schulter und schwang nach vorn.
So ein praktischer Zopf. Zweimal hatte er ihr Haar offen gesehen. Einmal, als sie ihm das Leben gerettet hatte, indem sie es wie eine Decke über ihn gebreitet hatte. Ein zweites Mal, als sie ihm erlaubt hatte, ihren Zopf aufzumachen, während sie im Mondschein getanzt hatten. Er hatte es mit den Fingern durchgekämmt.
Alex schaute sie voller Verlangen an. Und als er auf sie zuging, sagte dieser professionelle Lügner und Manipulant, der immer die richtigen Worte parat hatte, um den gewünschten Effekt zu erzeugen, nur: „Ziemlich kalt heute Morgen.“
„Beim Laufen wird uns schon warm werden. Können wir?“
Eine Schweißperle rann über ihre Schläfe. Nora war außer Atem. Ihre Waden schmerzten.
Dem Mann neben ihr konnte man keine Anstrengung ansehen. Er schien nie müde zu werden, verdammt. Genauso wenig war er je gereizt oder unfreundlich, egal wie zäh die Arbeit, die sie ihm übertrug, auch vonstatten ging. Und er hatte in der vergangenen Woche kein einziges Mal versucht, die Mauer, die sie zwischen sich und ihm errichtet hatte, niederzureißen.
Sie waren inzwischen fast an der Stelle im Wadi angelangt, wo sie immer lief. Direkt vor ihnen ragte der Felsblock auf, an dem Alex sie beim ersten Mal überrascht hatte. Sie erinnerte sich noch genau an seinen Gesichtsausdruck an diesem Morgen - undurchdringlich, angespannt und irgendwie wild.
Er hatte ihr Angst gemacht. Und das tat er noch immer, aus verschiedenen Gründen.
Sie hatte versucht, ihrem Verlangen, ihren Träumen, ihrer Sehnsucht Einhalt zu gebieten. Nora scheiterte nicht oft, aber in diesem Punkt hatte sie bis jetzt kläglich versagt. „Langsamer ... Zeit ... für mich“, stieß sie keuchend hervor.
Er verfiel augenblicklich in einen gemächlichen Trab. „Hast du vor, uns heute in der Höhle Gesellschaft zu leisten?“
Ihre Brust hob und senkte sich rasch, während sie sich dankbar seinem langsameren Tempo anpasste. „Dass du ... immer noch ... sprechen kannst“, japste sie.
Er grinste. „Hast du versucht, mich zu schlagen?“
„Du sagtest etwas von ... laufen.“ Sie machte eine Pause und holte tief Atem. „Du hast nichts von einem Marathonlauf gesagt.“
„Für einen Marathonlauf bin ich nicht gut genug trainiert. Im Gegensatz zu dir.“ Er lachte. „Aber ich wette ...“ Sie erfuhr nie, worum Alex wetten wollte. Eben noch war er locker und entspannt neben ihr hergetrabt und in der nächsten Sekunde zerrte er sie auch schon zu Boden - genau in dem Moment, in dem ein ohrenbetäubender Knall die morgendliche Stille zerriss. Ein zweiter, nicht weniger ohrenbetäubend, folgte.
8. KAPITEL
„Großer Gott“, keuchte Nora. Sie war mit Alex ein Stück über den Boden gerollt, dann hatte er sie hastig in eine Nische zwischen dem großen roten Felsen und der Wand des Wadis gezerrt. Nora rang mit offenem Mund nach Atem. Es war sehr lange her, seit sie Geräusche wie die, die immer noch in ihren Ohren widerhallten, vernommen hatte.
Aber eine Frau, die ihre Kindheit in den Arbeitersiedlungen verbracht hatte, erkannte einen Schuss, wenn sie einen hörte.
„Bleib unten!“ Er war hochkonzentriert und angespannt, seine Stimme so leise, dass sie kaum etwas verstand.
„Das waren Schüsse!“ flüsterte sie.
„Sie sind zu zweit. Einer ist südlich von uns - ich habe seinen Gewehrlauf in der Sonne aufblitzen sehen, bevor er schoss. Wo der andere ist, ist mir noch nicht klar
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