Tiffany Duo 134
... auf jeden Fall nördlich von uns. Wahrscheinlich ist er auch auf der anderen Seite des Wadis.“
Er hatte gesehen, wie sich ein Sonnenstrahl auf dem Gewehrlauf gebrochen hatte und innerhalb eines Sekundenbruchteils gewusst, was Sache war. Und dann hatte er sofort instinktiv gehandelt. „Woher weißt du, dass sie zu zweit sind?“ flüsterte Nora. „Und dass der eine von ihnen ...“
„Duck dich.“
„Was?“
„Runter.“ Seine Hand schnellte hervor und drückte ihren Kopf nach unten, nicht grob, aber nachdrücklich. Im selben Moment peitschte wieder ein Schuss auf.
Alex befahl ihr zu bleiben, wo sie war, und pirschte sich, ganz eng an den Felsen gepresst, ein Stück nach vorn.
„Mein Gott, Alex, sie werden dich sehen“, flüsterte sie voller Angst, als er seinen Kopf vorstreckte und um die Ecke zu spähen versuchte.
„Der Plan ist, dass ich sie sehe ... oder ihn. Ich muss ihn nur davon abhalten ...“ Er streckte den Arm aus und feuerte.
Aus dieser kurzen Entfernung war es noch lauter. In Noras Ohren klingelte es.
Gleich darauf fiel ein zweiter Schuss - aus einem Gewehr, nicht aus Alex Pistole. Nora biss sich auf die Lippe, um nicht laut aufzuschreien.
„Sie werden es hören.“ Er klang befriedigt.
„Wer wird es hören? Was geht hier vor?“
„Wenn ich den vorderen Mann daran hindern kann, näher zu kommen, ist alles in Ordnung.“ Er gab wieder einen Schuss ab.
„Gewehrschüsse hört man hier meilenweit. Sie werden es im Camp hören, und die Miliz ist immer noch in der Gegend. Irgendwer wird bald vorbeikommen. Ich habe den vorderen Mann entdeckt“, fügte er hinzu, wie um sie zu beruhigen.
Sie hasste es, zusammengekauert in dieser schmalen Felsspalte zu hocken. Hasste den Klang von Schüssen und die Angst. Sie konnte sich nicht einmal aufrichten - Alex Körper war im Weg.
Sie bekam Platzangst. Sie war gefangen, eingekeilt zwischen Alex, der sie abschirmte wie ein Schutzschild, und dem, der sie töten wollte. Wenn sie auf ihn schossen, würde sein Körper auf sie fallen, blutend und verletzt, wie damals, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Als sie ihn halb tot in der Wüste gefunden hatte.
Plötzlich bekam sie keine Luft mehr. Sie atmete zu schnell. Nein, nein. Sie wusste es besser, verdammt, sie musste langsamer atmen, sonst würde sie noch ohnmächtig werden.
Nach und nach schaffte sie es, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Ihr Pulsschlag verlangsamte sich und ihr Kopf wurde klarer. Sie hatte immer noch Angst, aber sie war nicht mehr panisch. Nicht so panisch, wie sie wahrscheinlich sein sollte. Schierer Glaube schien ihre Panik etwas zu dämpfen.
Alex wusste, was zu tun war, und er wusste auch, was ihre Angreifer im Schilde führten. Seine sichere Kompetenz beruhigte und beunruhigte sie gleichermaßen.
Vielleicht war er ja in der Armee gewesen. Ja, dachte sie, während sie ihre Wange gegen ihr angezogenes Knie presste, das macht Sinn.
Bestimmt hatte er das in der Armee...
Erneut fielen Schüsse. Sie zuckte zusammen.
Aber woher hatte er die Pistole? Er hatte sie bei sich gehabt, in seinem Hosenbund. Nora stutzte. Das war unmöglich, er trug eine Jogginghose mit einem elastischen Bund, in dem keine Pistole Halt fand und sei sie auch noch so klein.
Er musste unter seiner Jacke ein Pistolenhalfter tragen. Ein Pistolenhalfter. Eine Waffe. Wer war er? Was war er? Wieder ein Schusswechsel.
Ihre Position wurde immer unbequemer, und ihre Wange pochte. Sie hatte sie sich aufgeschlagen, als Alex sie zu Boden gerissen hatte. Behutsam betastete sie die schmerzende Stelle. Als sie die Hand zurückzog, sah sie an ihren Fingerspitzen Blut, aber nicht allzu viel.
Ein Kratzer, dachte sie, nichts Schlimmes. Aber ihre Hand zitterte. „Du weißt, warum sie auf uns schießen, stimmt's?“
„Vermutlich meinen sie mich.“ Er war wütend. „Aber glaube nicht, dass du deshalb sicherer bist. Es tut mir Leid, Nora.“
Sie versuchte herauszufinden, was er damit meinte, aber es gelang ihr nicht, ihre Gedanken zu ordnen. Ihre Aufmerksamkeit wurde voll und ganz von körperlichen Empfindungen beansprucht - dem Geruch von Staub in ihrer Nase. Ihrer pochenden Wange. Dem sauren Geschmack in ihrem Mund. Ihrem Puls, der viel zu schnell schlug.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Nora eine Schusswaffe. Wenn sie eine hätte, könnte sie mehr tun, als hier zusammengekauert und zitternd vor Angst in dieser Spalte zu hocken.
Jetzt peitschte ein einzelner Schuss auf, der nicht
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