Tiffany Duo 40
gedacht habe. Mein Artikel ist nur zweitrangig. Aber ich werde ihn erst
dann veröffentlichen, wenn ich meine Behauptungen mit konkreten Beweisen
belegen kann. Die hoffe ich hier in Israel zu finden. Ich wünschte, ihr hättet erst mit mir geredet, bevor ihr Anklage erhobt.«
»Tut mir leid«, erwiderte Ted müde. »Ich wollte dich nicht beleidigen, aber ich
mache mir Sorgen um die Rechnungen und um meine Frau. Ich rede manchmal,
bevor ich denke.«
»Schon gut.« Oliver unterdrückte seinen Ärger. An Teds Stelle hätte er sicher
ebenfalls impulsiv gehandelt. »Ich weiß, dass es für dich schwierig ist. Sag Janet nur, dass ich angerufen habe und mich in ein paar Tagen wieder melde.«
Oliver legte auf und ließ sich aufs Bett fallen. Der Anwalt seiner Schwester war jung und unerfahren, und Oliver hoffte, dass er sich nicht vom möglichen Ruhm, eine
große Gesellschaft vor Gericht zu besiegen, hatte blenden lassen. Wenn er damit
gerechnet hatte, die Sympathie der Öffentlichkeit gegen
Wileys Anwälte zu mobilisieren, hatte er sich furchtbar geirrt. Und diese Männer
waren die besten, die man für Geld kaufen konnte.
Nach ein paar Minuten stand Oliver auf, um zu duschen. Es war sinnlos, sich darüber
Sorgen zu machen. Was geschehen war, war geschehen. Er musste nur Beweise
finden, um Janets Klage zu untermauern. Das bedeutete, er musste noch häufiger
mit Claire Zusammensein, vor allem wenn sie sich wieder erinnerte. Wenn er erst
herausgefunden hatte, was sie wusste, würde er es Janets Anwalt mitteilen. Dann
konnte er aus Israel und aus Claires Leben verschwinden. Wüßte sie erst, wer er
war, würde es leicht für sie sein, ihn zu vergessen. Aber wie lange würde er
brauchen, bis er sie vergessen hatte? Monate? Jahre? Würde er seine Erinnerungen
an sie überhaupt jemals loswerden können?
Denk nicht soviel über die Zukunft nach! ermahnte er sich, während er sich unter
der Dusche einseifte. Du wirst noch Jahre Zeit haben, um dein Leben wieder in
Ordnung zu bringen.
Claire wachte erst spät am nächsten Morgen auf. Sie hatte so lang und so fest
geschlafen, dass sie sich noch ganz benommen fühlte. Sie ging kurz ins Bad,
erfrischte sich mit kaltem Wasser und machte erst einmal Kaffee, um sich wieder
wie ein Mensch zu fühlen.
Sie setzte sich an den Küchentisch und schlug die englischsprachige Ausgabe der
»Jerusalem Post« auf, die sie abonniert hatte, weil darin oft Nachrichten von zu
Hause standen. Unter den internationalen Nachrichten fand sie einige Meldungen
aus den USA. Eine Schlagzeile lenkte ihren Blick auf sich.
»Millionen-Dollar-Klage gegen amerikanische pharmazeutische Firma«. Auch ohne
den Artikel gelesen zu haben, war Claire sicher, dass es sich dabei um »Wiley
Pharmaceutics« handelte. Rasch las sie weiter und sah ihre Vorahnung bestätigt. Die
Klage war gegen Wiley, Georgia, gerichtet. Als Kläger traten vier gelähmte Opfer auf, und die Familien von drei
Menschen, die unerwartet gestorben waren. Alle sieben hatten Wiamcyn, das neue
Asthmamedikament von »Wiley Phar-maceutics«, nach Rezept eingenommen.
Claire ließ die Zeitung langsam sinken. Ihr Herz schlug plötzlich schneller. Ihre
Gedanken überschlugen sich, und sie glaubte, sich an etwas zu erinnern. Etwas über
Wiamcyn? Rasch las sie weiter.
Das Medikament hatte vielen Asthmakranken außerhalb Amerikas geholfen und
würde von der Gesundheitsbehörde nächstes Jahr auch für die USA freigegeben
werden. Doch der Verkaufserfolg hatte die Erwartungen der Firma schon jetzt weit
übertroffen. Wiamcyn versprach das finanziell erfolgreichste Projekt von »Wiley
Pharmaceutics« zu werden.
Das alles wusste Claire, nur wurde sie das Gefühl nicht los, dass es noch etwas über das Medikament gab, woran sie sich erinnern sollte. Was es auch war, sie kam
einfach nicht darauf.
Verwirrt darüber, dass es ihr nicht einfiel, begann Claire, ruhelos in der Wohnung
auf und ab zu gehen. Der Traum, den sie in Tel Aviv gehabt hatte, kam ihr wieder in
den Sinn. In diesem Traum hatte sie heftig mit Ron Wiley gestritten. Wenn sie die
Augen schloss, sah sie vor sich, wie Ron ihr die Papiere aus der Hand riß. Und
seltsamerweise sah sie jetzt auch Rons Schreibtisch. Auf ihm lag aufgeschlagen ein
Aktenordner, und die Papiere, um die es ging, schienen in diesen Ordner zu
gehören. Sie war sich jetzt sicher, dass während der Auseinandersetzung
»Wiamcyn« erwähnt worden war. Aber sie wusste noch immer nicht, in
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