Tiffany Duo 40
Er trug einen dunkelgrauen
Nadelstreifenanzug und ein blütenweißes Hemd, beides von erstklassiger Qualität
und offenbar sehr teuer. Diese Sachen musste er vor seiner Scheidung gekauft
haben. Er sah atemberaubend darin aus.
Sie drehte sich zu ihrer Freundin um. »Ray Duncan - Christine Rizzoto.«
Ray tippte an seine Hutkrempe. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ma'am.«
Christine starrte ihn immer noch an, brachte es aber fertig, mit schwacher Stimme
zu antworten: »Mich freut's auch, Mr. Duncan.« Nachdem er zwei Koffer
hinausgetragen hatte, seufzte sie tief auf. »Jetzt ist mir alles klar.«
Mit bebenden Fingern strich Madelyn über ihre Perlenkette.
Die verhaßte Nervosität war zurückgekehrt.
Roberts helle Augen zeigten einen kühlen Ausdruck, als er mit seinem künftigen
Schwager bekannt gemacht wurde, doch das störte Ray kein bißchen. Sie gingen
höflich miteinander um, mehr hatte Madelyn nicht erhofft. Beide besaßen zu starke
Persönlichkeiten, um sich auf Anhieb freundschaftlich zu begegnen.
Erst als Robert und Christine das Zimmer verlassen hatten, erinnerte sie sich an
etwas. Verwirrt schaute sie Ray an. »Du sagtest doch, du würdest die Koffer ins Auto bringen. Aber du hast doch gar keins.«
»Jetzt schon. Du brauchst ein Fahrzeug, wenn ich mit dem Lieferwagen auf der
Weide bin. Es ist nicht neu, doch es funktioniert.«
Wenig später stand sie gerührt vor einem weißen FordKombi. Genau der richtige
Wagen für eine Ranch, dachte sie. Auf dem College in Virginia hatte sie ein Auto
besessen, aber später in New York keines mehr gebraucht. Da Ray knapp bei Kasse
war, wusste sie diese Geste um so mehr zu schätzen. Sie bedauerte, dass sie nicht
an dieses Problem gedacht und es versäumt hatte, selbst ein Auto zu kaufen.
Der Friedensrichter wartete in seinem Büro. Madelyn nahm den Ring, den sie für
Ray gekauft hatte, aus ihrer Tasche, steckte ihn an einen Finger und ballte die Hand, damit er nicht herunterrutschen konnte. Der Beamte beobachtete sie und lächelte.
Christine nahm ihr die Tasche ab.
Nachdem sich der Richter geräuspert hatte, begann die Zeremonie. Madelyns Hände
waren kalt. Ray hielt ihre Linke in seinen warmen Fingern, und als er ihr Zittern
spürte, schlang er einen Arm um ihre Taille. Mit tiefer, fester Stimme wiederholte er das Ehegelübde, das der Richter ihm vorgesprochen hatte. Sie erfuhr, dass sein
erster Vorname Gideon lautete. Das hatte sie vorher nicht gewusst und noch keine
Gelegenheit gefunden, ihn nach der Bedeutung des G zu fragen.
Als sie an die Reihe kam, staunte sie über sich selbst, denn sie
sprach ebenso ruhig und gelassen wie Ray. Er schob einen schlichten Goldreif an
ihren Finger. Dann war er sichtlich verblüfft, weil auch er einen Ring erhielt. Nie
zuvor hatte er einen getragen, und er fand, dass der schmale Ehering irgendwie
seltsam an seiner Hand wirkte.
Nun war die Trauung vollzogen, und er küsste seine Frau. Seine Lippen berührten
ihre nur ganz leicht, denn er wollte die Beherrschung nicht verlieren.
Madelyn schwieg, als sie Christine und Robert zum Airport brachten. Der Flug war
bereits aufgerufen worden, und sie hatte gerade noch Zeit, die beiden ganz fest zu
umarmen. Die Männer schüttelten sich die Hand, und sie kämpfte mit den Tränen,
während ihr Stiefbruder und ihre beste Freundin rasch davongingen und sich
umdrehten, um ihr ein letztes Mal zu winken.
»Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick zusammenbrechen«, meinte Ray
auf dem Rückweg zum Auto und musterte sie mißbilligend.
Sie fühlte sich ein wenig schwindlig. »Vielleicht kippe ich wirklich um. Ich habe nie zuvor geheiratet, und ich finde das alles ziemlich entnervend.«
»Hast du heute schon was gegessen?« Er half ihr in den Ford, und sie schüttelte den
Kopf. Seufzend setzte er sich ans Steuer. »Kein Wunder, dass du so zittrig bist! Wir werden unterwegs anhalten und in ein Restaurant gehen.«
»Aber erst nach ein paar Meilen. Im Augenblick würde ich keinen Bissen
runterbringen.«
Schließlich fuhren sie ohne Unterbrechung bis zur Ranch. Ray trug Madelyns Koffer
in sein Schlafzimmer und öffnete eine Tür, um ihr einen großen begehbaren Schrank
zu zeigen. »Fang aber noch nicht an, deine Sachen auszupacken. Erst musst du was
essen.«
Sie schaute auf ihr Brautkleid hinab. »Bevor ich mich an den Herd stelle, will ich
mich umziehen.«
»Ich werde kochen«, entgegnete er.
Wenig später hatte er eine Suppe und Sandwiches
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