Tiffany Duo 40
den
Ehevertrag? Keiner von uns hat ein Recht auf das Eigentum des anderen. Wenn du
Geld für die Ranch ausgibst, könntest du später einen Anteil daran beanspruchen.«
Sie reckte das Kinn vor und bohrte einen Finger in seine Brust. »Hör mal, G. Ray
Duncan, ich beabsichtige nicht, mich scheiden zu lassen, also ist es mir völlig egal, was in deinem kostbaren Vertrag steht. Übrigens, wie viel würde es kosten,
das Haus streichen zu lassen? Hundert Dollar? Zweihundert?«
»Eher zweihundert. Aber du wirst keine Farbe kaufen.«
»Ich werde sie nicht nur kaufen, ich werde die Mauern auch selbst streichen. Und
wenn du so versessen darauf bist, deine Ranch vor meiner Raffgier zu schützen,
solltest du dich schriftlich verpflichten, mir das Geld für den Anstrich zurückzuzahlen
- und mich meinetwegen auch für die Arbeitsstunden zu entlohnen. Dann kann ich
später keine Forderungen stellen. Aber auch ich wohne hier, und ich möchte, dass
dieses Haus außen genauso hübsch aussieht wie innen. Nächsten Frühling pflanze
ich Blumen auf den Beeten, und wenn du was dagegen hast, regeln wir das lieber
jetzt gleich. In dieser Hinsicht hast du ohnehin nichts zu sagen. Und was die
Hausmauern betrifft - da darfst du dir die neue Farbe aussuchen und zwischen Weiß
und Weiß wählen!« Diese letzten Worte schrie sie beinahe, und ihr Gesicht war
hochrot angelaufen.
Nie zuvor hatte sie ihn so zornig gesehen. »Verdammt noch mal, mach doch, was du
willst!« brüllte er und warf krachend die Küchentür hinter sich zu.
Und Madelyn tat, was sie wollte. Als sie das nächste Mal in die Stadt fuhr, kaufte sie Farbkanister und dicke Pinsel und bezahlte dafür mit einem ihrer eigenen Schecks.
Mit einem herausfordernden Blick bedeutete sie Ray, er solle sich hüten, einen
neuen Streit vom Zaun zu brechen.
Mißmutig schleppte er die Kanister. Der Höhepunkt des Tages war ein Besuch im
Cafe, wo sie zuhörte, wie Floris die Gäste beschimpfte.
Mitte August hatte Madelyn das Haus gestrichen und großen Respekt vor Leuten
entwickelt, die mit einer solchen Tätigkeit ihren Lebensunterhalt verdienten. Nie
zuvor hatte sie sich so abgerackert. Jeden Abend verspürte sie höllische Schmerzen
in ihren Armen und Schultern. Und die meisten Nerven kostete es, ganz oben auf
der Leiter zu stehen und die Mauerteile unter dem Dach zu bearbeiten.
Aber als das Haus dann in strahlendem Weiß prangte, als
auf Türen und Fensterläden wetterfester schwarzer Lack glänzte, war Madelyn
überglücklich. Keine andere Leistung in ihrem bisherigen Leben hatte sie mit solcher Genugtuung erfüllt.
Sogar Ray gab widerwillig zu, dass das Haus jetzt ganz nett aussah, und lobte
Madelyns Tüchtigkeit. Aber er ärgerte sich immer noch, weil sie diese schwere
Arbeit übernommen hatte. Außerdem war sein männlicher Stolz verletzt. Seine Frau
hätte kein Geld für Dinge ausgeben dürfen, die er sich selbst nicht leisten konnte.
Seine Frau. Mittlerweile waren sie zwei Monate verheiratet, und in seinem Leben
gab es inzwischen keinen einzigen Bereich mehr, wo sie keine Rolle spielte. Sogar
die Unterwäsche in seinen Schubladen hatte sie neu geordnet. Manchmal fragte er
sich, wie sie das alles zustande brachte, obwohl sie sich immer nur langsam und
träge bewegte. Jedenfalls schaffte sie es. Auf ihre Art arbeitete sie genauso hart wie er.
An einem heißen Morgen gegen Ende August entdeckte Madelyn, dass sie für den
Speiseplan dieses Tages zuwenig Mehl im Haus hatte. Ray war bereits weggefahren
und würde zum Lunch nicht zurückkommen. Also rannte sie die Treppe hinauf und
zog sich um. Es war ohnehin an der Zeit, die Vorräte aufzustocken, und so stellte sie eine lange Einkaufsliste zusammen, ehe sie in den Ford stieg. Das würde ihr einen
weiteren Trip nach Crook ersparen.
Sie liebte es, Floris zuzuhören. Deshalb ging sie in das kleine Lokal, trank Kaffee und aß ein Stück Kuchen. Nachdem die Kellnerin ihren einzigen anderen Gast in die
Flucht geschlagen hatte, setzte sie sich zu Madelyn. »Wo ist denn Ihr Mann heute?«
»Draußen auf der Weide. Das Mehl ist mir ausgegangen, und so musste ich in die
Stadt fahren.«
Floris nickte anerkennend, aber dadurch wurde ihre Miene nicht freundlicher.
»Seine erste Frau war nie einkaufen. Ich glaube, sie konnte nicht mal kochen. Ray
stellte eine Köchin
ein. Wirklich eine Schande, was dann mit der Ranch passiert ist. Früher war sie
einfach großartig.«
»Das wird sie bald wieder
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