Tiffany Duo 40
an ihr künftiges Mutterglück erinnerte sie an etwas, das sie ihm sagen
wollte. »Ich möchte mit dir reden, Ray.«
»Worüber?« Er hatte sich der Länge nach im Gras ausgestreckt und seinen Hut tief
in die Stirn gezogen, um die Augen zu beschatten.
»Über unsere Kinder.«
Unter der breiten Krempe blinzelte er sie an, dann nahm er den Hut ab und
schenkte Madelyn seine volle Aufmerksamkeit. »Bist du etwa schon schwanger?«
»Nein, und selbst wenn ich's wäre, könnte ich's noch gar nicht wissen. Ich müsste
meine Periode abwarten. Vor der Hochzeit haben wir nicht darüber gesprochen.
Aber nun müssten wir klären, ob wir sofort Kinder bekommen wollen oder erst
später. Nachdem du mich in New York angerufen hattest, ließ ich mir die Pille
verschreiben.«
Er setzte sich auf und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Du nimmst die Pille?«
»Nur in diesem Monat. Wenn du möglichst bald Kinder haben willst, höre ich damit
auf.«
»Darüber hättest du vorher mit mir diskutieren sollen. Oder war das so wie deine
Jungfräulichkeit - eines von den Themen, die mich deiner Meinung nach nichts
angingen?«
Madelyn warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »So ungefähr. Ich kannte dich nicht,
und du warst so verschlossen.«
Fast eine volle Minute lang beobachtete er sie wortlos, dann ergriff er ihre Hand und strich mit seinem rauen Daumen über ihre schmalen Finger. »Was hältst du davon,
schon in nächster Zukunft schwanger zu werden? Wäre es dir unangenehm?«
»Nein. Ich wünsche mir Kinder von dir. Aber wenn du noch warten möchtest, bin ich
einverstanden - allerdings nicht länger als ein Jahr. Ich bin achtundzwanzig, und ich will nicht Mitte Dreißig sein, wenn wir eine Familie gründen.«
Nachdenklich betrachtete er ihre zarte kleine Hand, die einen so starken Kontrast zu seinen großen, kräftigen Fingern bildete. Jetzt, wo er Madelyns überwältigender
körperlicher Anziehungskraft nachgegeben hatte, wollte er nicht so bald auf diese
erotischen Freuden verzichten und sie in vollen Zügen genießen, ehe ihn eine
Schwangerschaft zur Zurückhaltung zwang. Er presste seine Lippen auf ihre
Handfläche. »Nimm noch ein paar Monate lang die Pille. Im Herbst reden wir noch
mal drüber.«
Sie erschauerte, und ihre Augen verschleierten sich, während seine Zungenspitze
über ihre Finger glitt.
Nach diesem Tag begleitete Madelyn ihren Mann noch oft auf die Weiden. Sie half
ihm, die Herde von einer Wiese zur anderen zu treiben, die Rinder zu impfen und
Kennmarken an ihre Ohren zu heften. Als das Heu gemäht war, steuerte sie den
Lieferwagen, während Ray die schweren Ballen auf den Anhänger lud. Eigentlich
härten sie für diesen harten Job noch eine dritte Arbeitskraft benötigt, aber nun kam er immerhin schneller voran, als wenn er alles allein hätte erledigen müssen.
Wenn sie daheim blieb, fuhr Madelyn fort, die alte Farbe von den Hausmauern zu
schaben.
Endlich fiel Ray die Veränderung auf. »Kratzt du den Anstrich runter?«
»Ja.«
»Hör sofort auf damit.«
»Das Haus kann nicht frisch gestrichen werden, wenn das alte Zeug drauf bleibt.«
»Ich habe kein Geld, um neue Farbe zu kaufen, also spar dir die Mühe. Außerdem
will ich nicht, dass du auf der Leiter rumkletterst. Wenn du nun runterfällst,
während ich auf der Weide bin?«
»Und wenn du dich verletzt, wenn du draußen bist?« konterte Madelyn. »Ich passe
auf, und bis jetzt hatte ich keine Probleme. Bald hab ich's ohnehin geschafft.«
»Hör auf damit«, wiederholte er, wobei er jedes Wort langsam und deutlich
aussprach. »Ich habe kein Geld für neue Farbe, und selbst wenn ich's hätte, würde
ich dir nicht erlauben, die Mauern abzuschaben.«
»Du hast keine Zeit. Wer außer mir soll's denn machen?«
»Zum drittenmal!« schrie er. »Ich habe kein Geld für neue Farbe! Wie lange dauert
es eigentlich, bis du das begreifst?«
»Das ist auch etwas, worüber wir nie geredet haben. Ich könnte mir's leisten, Farbe
zu kaufen. Immerhin habe ich mich vor der Hochzeit selbst ernährt.« Madelyn
stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihn herausfordernd an. »Alles, was
auf meinem New Yorker Giro- und auf dem Sparkonto war, wurde auf eine Bank in
Billings überwiesen. Davon abgesehen, besitze ich noch einen Trustfonds, den ich
von meiner Grandma Lily geerbt habe. Es ist kein Vermögen, aber für ein paar
Farbkanister wird's reichen.«
Rays Gesicht glich einer steinernen Maske. »Nein. Erinnerst du dich an
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