Tiffany Duo 48
zurückgekehrt, hast erfahren, daß
ich nach Boston geflogen sei und bist mir gefolgt."
"Warum, um alles in der Welt, sollte ich so etwas tun?"
Zumindest war es ihm gelungen, ihr Interesse zu wecken. Sie hatte seinen ganzen
Kaffee ausgetrunken, aber diesen Preis zahlte er gern, Hauptsache, sie heiterte
etwas auf. "Oh, da kann ich mir viele Gründe vorstellen. Zum Beispiel, du warst
beunruhigt, mich eventuell in die Flucht geschlagen zu haben und bist mir
nachgeeilt, um mich um Entschuldigung zu bitten und mich zurückzuholen."
Sybil schnaubte leise. "Nicht sehr wahrscheinlich."
"Oder aber du bist mir gefolgt, um sicherzugehen, daß ich auch wirklich wegsei."
"Schon besser, aber selbst das wäre den Zeitaufwand und die Mühe nicht wert." Sie stellte den leeren Becher auf den Stuhl neben sich.
"Oder du hast mich so vermißt, daß du es nicht mehr ausgehalten hast und mir
nachgereist bist, um mir deine unsterbliche Liebe zu erklären und mit mir ins Bett zu gehen. Ich glaube noch immer nicht, daß der Liebestrank ganz ohne Wirkung war."
Das war das Beste, was er hatte sagen können. Sybil straffte sich, ihre Augen
begannen zu blitzen und jeder Eindruck von Niedergeschlagenheit war mit
einemmal verflogen. "Vergiß es!"
Nick zuckte die Schultern. "Gut, ich gebe ja zu, das war die unwahrscheinlichste Möglichkeit. Aber sagst du mir nun trotzdem, warum du hier bist?"
"Ich habe wohl keine andere Wahl, wenn ich nicht will, daß du mich weiterhin mit solch unsinnigen Vermutungen bombardierst!" fuhr Sybil ihn an. "Es ist alles ganz einfach. Meine Familie ist manchmal ein wenig, nun ja, überwältigend, und
nachdem ich bis gestern ausgehalten habe, beschloß ich, früher als geplant nach
Hause zurückzukehren. Der einzige Flug, den ich bekommen konnte, war einer mit
Zwischenlandung in Logan Airport. Und hier bin ich nun."
"Deine Familie muß ja ziemlich schlimm sein, wenn du dafür einen so umständlichen Flug bei Schneesturm in Kauf nimmst."
"Ist sie auch."
"Ich nehme nicht an, daß du bisher Gelegenheit gehabt hast, die Sache mal aus
einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten", murmelte er und amüsierte sich
insgeheim königlich.
"Was meinst du damit?"
"Nun, findest du es nicht seltsam, daß wir beide uns hier am selben Ort zur selben Zeit begegnet sind? Glaubst du nicht, daß es irgendwie Schicksal, Kismet oder
Vorbestimmung ist? Ich weiß doch, wie empfänglich du für derartige Dinge bist,
denkst du nicht, daß es sich dabei um ein Zeichen handeln könnte?"
"Nick, wenn das ein Zeichen ist, dann bedeutet es 'bis hierher und nicht weiter'!"
warnte sie.
"Vielleicht bedeutet es aber auch, sich endlich zu ergeben", gab Nick freundlich zu bedenken.
Sybil schloß die Augen und stieß einen matten Seufzer aus. "Laß mich in Ruhe, Nick.
Hinter mir liegt ein hartes Wochenende und ein langer, harter Tag, der noch nicht
einmal um ist."
"Warum beendest du ihn nicht? Hier in der Umgebung gibt es zahlreiche Motels.
Verbring die Nacht in einem von ihnen und nimm morgen früh den ersten Flug. Bis
dahin ist das Wetter bestimmt besser, und du hast dich etwas ausgeruht."
"Geht nicht", wehrte sie knapp ab. "Ich habe nicht genug Geld dabei, außerdem besitze ich keine Kreditkarte."
"Wir könnten uns ja ein Zimmer zusammen ..."
"Hör auf, Nick! Die letzten Tage waren miserabel, und ich habe die Nase voll."
"Was war denn so miserabel?"
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. "Du gibst wohl nie Ruhe, oder?"
"Selten. Was war also los?"
"Nichts, gar nichts. Meine jüngere Schwester heiratet meinen großen
Jugendschwarm, aber das ist nur das Tüpfelchen auf dem I."
Der leichte Stich, den er jetzt verspürte, fühlte sich verdächtig wie Eifersucht an.
Abgesehen davon, daß er noch nie eifersüchtig gewesen war und es auch niemals
sein würde. "Und du schwärmst immer noch für ihn?"
"Natürlich nicht. Geoffrey ist einfach vollkommen -vollkommen langweilig.
Wahrscheinlich ist er genau der Richtige für Allison, sie wird schon wissen, wie sie
ihn anzupacken hat."
"Aber du fühlst dich trotzdem mies?"
"Ja." Nervös spielte sie mit dem Taschentuch auf ihrem Schoß. "Es ist absolut unlogisch und dumm, aber durch diese Geschichte fühle ich mich noch mehr wie
eine Außenseiterin."
Er legte beruhigend seine Hand auf ihre, und zu seiner Überraschung zuckte sie nicht
zurück. "Kopf hoch, Saralee", murmelte er. "Du hast ja mich."
"Ein schöner Trost", brummte sie, aber dennoch zog sie ihre Hand nicht
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