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Tiffany Duo 48

Tiffany Duo 48

Titel: Tiffany Duo 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zugeben
    können, daß sie eine stümperhafte Rutengängerin war? Das würde er ihr jetzt
    immer wieder unter die Nase reiben.
    Nervös knöpfte Sybil ihren Mantel auf. Es war warm im Wagen, viel zu warm,
    obwohl sie sehen konnte, daß Nick die Heizung nur halb eingeschaltet hatte. Diese
    Nacht kam ihr irgendwie unwirklich, fast gespenstisch vor, der lautlos und stetig
    fallende Schnee, dazu der völlig menschenleere Highway ... Selbst der sonst so
    störrische Motor des Wagens schien von der Stimmung eingeschüchtert zu sein, er
    lief erstaunlich glatt und leise.
    "Schlaf noch ein wenig, Saralee", schlug Nick vor. "Wir kommen nur langsam voran und brauchen noch mindestens eine Stunde."
    "Früher habe ich diesen Namen immer gehaßt", gestand sie ruhig.
    "Warum?"
    "Weil ich mit ihm aufgewachsen bin. Mit ihm verbinde ich immer das Bewußtsein,
    ein aus der Art geschlagener Außenseiter zu sein, das berühmte häßliche Entlein in
    einer Familie von eleganten Schwänen. Jedesmal, wenn ich,den Namen höre,
    komme ich mir klein und unbedeutend vor."
    "Ehrlich gesagt, meiner Meinung nach paßt Sybil nicht zu dir."
    Sie seufzte. "Nein, das finde ich auch. Das war wohl auch nur immer Wunschdenken meinerseits. Ich hatte gehofft, eines Tages in meinen Namen hineinzuwachsen, ein
    vom Schicksal verwöhnter Mensch zu werden, aber das ist noch nicht geschehen.
    Ich gebe die Hoffnung jedoch nicht auf."
    "Hat man dich früher auch noch mit anderen Namen angeredet?"
    Sybil lachte. "Oh, ja, mit vielen! Man nannte mich Dünnerchen, Zwerg, Fäßchen... "
    "Fäßchen?"
    "Ja, mit zwölf war ich ziemlich dick. Dann hieß ich zwischendurch Kekschen, wegen der Saralee aus der Gebäckwerbung, und mein Ehemann nannte mich natürlich
    'Meine Liebe'."
    Nick rümpfte die Nase. "Hört sich ziemlich schal an."
    "Colin war auch ein schaler Typ."
    "Und wer nannte dich Kekschen?"
    Sybil lachte erneut. "Einer der Betreuer aus dem Ferienlager. Meine Eltern konnten es natürlich nicht zulassen, ein übergewichtiges Kind zu haben, also wurde ich zum
    Abnehmen in ein Ferienlager für zu dicke Kinder geschickt. Das war zuerst etwas
    entwürdigend, aber schließlich verbrachte ich dort mit die schönste Zeit meines
    damaligen Lebens. Weißt du, in meiner Familie hatte es nie Dicke gegeben, daher
    war auch noch nie einer von ihnen in diesem Lager gewesen. Dort mochte man
    mich also um meiner selbst willen, und nicht, weil ich Hattie Richardsons jüngere
    Schwester war."
    "Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dich Kekschen zu nennen."
    "Untersteh dich!" warnte Sybil ihn. "Ehrlich gesagt, es widerstrebt mir ja, es zuzugeben, aber ich habe im Grunde nichts dagegen, wenn du mich Saralee nennst.
    Es klingt irgendwie anders, wenn du es sagst. Nicht so mißbilligend."
    "Gut, dann also Saralee. Es sei denn, du möchtest, daß ich dich meine Liebe nenne?"
    "Wage es nur, dann kannst du was erleben", murmelte sie schläfrig.
    "Oder Liebling", fuhr er fort. "Oder Süße, oder Schätzchen, oder Engelchen oder Zuckerpuppe, oder..."
    "Vergiß es. Nick. Sonst fange ich auch an."
    "Schlaf, Saralee. Du kannst dir ein paar Kosenamen für mich einfallen lassen, wenn ich dich sicher nach Hause gebracht habe."
    Saralee, dachte sie. Das klang schön. Vor allem klang es schön, wenn Nick es mit
    seiner wohlklingenden, aufregenden Stimme aussprach. Sie hörte es aber auch gern,
    wenn er Liebling sagte, Süße oder Schätzchen, ja selbst Zuckerpuppe. Ob er sie wohl
    wirklich dafür hielt? Er schien tatsächlich nur schwer zu entmutigen zu sein, wenn er etwas wollte. Dulcy hatte sie ihm förmlich auf dem Silbertablett angeboten, und er
    hatte nicht reagiert. Vielleicht war es dumm von ihr, noch weiter dagegen
    anzukämpfen.
    Im Moment jedoch war sie einfach zu müde. Sie hatte gerade noch soviel Energie,
    sich tiefer in ihren Sitz zu kuscheln und den Kopf an die Fensterscheibe zu lehnen.
    Innerhalb kürzester Zeit war sie fest eingeschlafen.
    Als Sybil anderthalb Stunden später aufwachte, fühlte sie sich merkwürdig
    desorientiert, ganz so, als gleite sie schwerelos durch Wolken und Raum. Sie
    brauchte nicht sehr lange, um
    festzustellen, daß genau das der Fall war, nur daß die wattige, weiße Wolke ein
    Schneesturm war, der keinerlei Sicht mehr ließ, und daß das Gefühl des
    schwerelosen Gleitens daher rührte, daß das Fahrwerk des Wagens völlig außer
    Kontrolle geraten war.
    Nick fluchte leise, aber herzhaft, während er geschickt vesuchte, den Wagen in der
    Spur zu halten.

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