Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
war. Früher war es ein durchschnittliches Restaurant gewesen, aber nun waren mit dem eleganten Dekor auch die Preise angestiegen. Serena blickte durch die großen Glasfenster auf einen künstlich angelegten See, im Hintergrund erklang dezente Musik.
Mutter hätte es hier sicher auch gefallen, dachte sie ironisch. Komischerweise hatte sie in den letzten Tagen viel mehr an ihre Mutter als an ihren Vater denken müssen. Dabei hatte sie sich so viel Mühe gegeben, alles, was mit ihrer Mutter zusammenhing, möglichst tief zu verdrängen. Doch inzwischen war ihr klar, dass Carolyn McKee der Schlüssel zum Geheimnis war.
Nachdem Rachel eingetroffen war, hatten sie sich zunächst über Belanglosigkeiten unterhalten. Rachel hatte sofort gemerkt, dass mit Serena etwas nicht stimmte, aber sie hatte sie nicht unter Druck setzen wollen. Doch nach fünfzehn Minuten Small Talk ging sie zum Angriff über.
“Und? Wie geht’s dir?”, fragte sie, nachdem der Kellner den Salat gebracht hatte. “Hast du schon irgendetwas herausgefunden?”
Serena schüttelte den Kopf.
“Glaubst du, dass du etwas finden wirst?” Es war eine ehrlich gemeinte Frage. Rachel lag die Sache offensichtlich am Herzen.
“Das hoffe ich sehr”, erwiderte Serena. “Die Akte hat leider nichts gebracht.” Darin hatte nichts gestanden, was sie nicht schon gewusst hätte. Die Waffenexperten hatten herausgefunden, dass die Kugeln, mit denen ihrer Mutter und ihr Vater getötet worden waren, alle aus der gleichen Waffe stammten. Es hatte keinen Beweis für einen Eindringling gegeben. Und dass die Ehe der McKees zerrüttet war, war allgemein bekannt gewesen.
“Ja, ich weiß. Das hat Cameron mir schon gesagt.”
Serena sah sie überrascht an.
“Ich habe ihn natürlich sofort danach gefragt”, fuhr Rachel fort und machte sich mit Begeisterung über ihren Salat her. “Nichts interessiert mich mehr als ein Kriminalfall.”
“Wirklich?”
Rachel nickte. “Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich bitte wissen.”
Serena nickte, aber sie vermied es, die andere Frau anzusehen.
“Weißt du”, fuhr Rachel fort, “manchmal hilft es, über alles mit jemandem zu sprechen. Wer weiß, vielleicht fällt mir etwas ein, woran du noch nicht gedacht hast.”
Als Serena nicht antwortete, setzte sie hinzu: “Oder sollen wir uns darüber unterhalten, dass mein Bruder bis über beide Ohren in dich verliebt ist?”
Auf gar keinen Fall, dachte Serena bei sich. Plötzlich verspürte sie wieder Hoffnung. Vielleicht hatte Rachel ja Recht, und sie würden gemeinsam auf ein Beweisstück stoßen, das sie bisher übersehen hatte. Der Gedanke, mit ihrer Suche nicht allein zu sein, war wirklich tröstlich.
Rachel konnte sich hinterher kaum noch erinnern, was sie gegessen hatte. Sie hatte wie gebannt an Serenas Lippen gehangen und jedem ihrer Worte aufmerksam gelauscht. Nachdem Serena geendet hatte, blieb sie zunächst stumm. Es sah ja von außen wirklich so aus, als wäre die Beweislast gegen Serenas Vater erdrückend.
Aber es gab noch andere, weniger greifbare Hinweise, wie zum Beispiel Serenas Albträume.
“Ich habe den Eindruck, dass dein Unterbewusstsein versucht, sich an etwas zu erinnern”, sagte sie nachdenklich. “Irgendein Detail, das sich festgehakt hat, und das jetzt durch deine Suche nach Beweisen für die Unschuld deines Vaters wieder an die Oberfläche kommt. Möchtest du, dass ich dir mit dem Durchsuchen der Zimmer helfe?”
Serena schüttelte den Kopf. “Nein, das mache ich lieber selbst. Aber trotzdem vielen Dank für das Angebot.”
“Kein Problem, jederzeit gern”, entgegnete Rachel. “Hast du eigentlich schon einmal daran gedacht, mit Miss Judith zu sprechen?”
“Mit Miss Judith?”
“Natürlich. Sie ist die größte Klatschbase in ganz Bedford. Ihr entgeht nichts. Vielleicht hat sie ja irgendetwas gehört, das nützlich sein könnte. Es lohnt jedenfalls einen Versuch.”
“Stimmt”, erwiderte Serena hoffnungsvoll. “Das ist eine gute Idee.”
In diesem Moment kam der Kellner mit dem Nachtisch an, und für den Rest des Essens sprachen die beiden über andere Dinge.
“Ich habe mich schon gefragt, wann Sie hier auftauchen würden.” Hinter dem runden, gutmütig aussehenden Gesicht der Fragerin verbarg sich ein scharfer Verstand. Judith Merryweather saß in ihrem Schaukelstuhl und studierte Serena aufmerksam.
Sie sieht aus wie ihre Mutter, dachte sie bei sich. Aber sie hat mehr Herz.
“Wie ich höre, sind Sie hier wegen
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